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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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ob eine würckliche Antipathie unter ihnen wäre,
doch kam es diesen Tag noch zu keinen Thätlichkei-
ten, und in der folgenden Nacht ging es eben so
zu, wie in den 2. vorigen. Als diese verstrichen,
kam der Hauß-Herr etwa ein paar Stunden vor
der Mittags-Mahlzeit wieder zurück von der Rei-
se, und gab meinem Herrn, als in dessen Affairen
er verreiset gewesen, in einem besondern Zimmer
geheime Nachricht von demjenigen, was er aus-
gerichtet hatte, hernach wurde gespeiset und starck
Wein getruncken, weil der Haus-Herr, als ein
grosser Liebhaber des Reben-Saffts, seine Gäste
starck darzu forcirte. Der Herr Hauß-Wirth
brachte meinem Herrn eine Gesundheit zu: Auf
gut Glück in der bewusten Sache! Mein Herr
that Bescheid, reichte zugleich dem Hauß-Wirthe
die Hand, und als er den Pocal ausgeleeret, danck-
te er demselben verbindlich davor, daß er ihm das
eine Werck so glücklich zum Stande gebracht, und
in der andern Sache seine Vices so wohl vertreten
hätte; versprach anbey, sich in der That erkännt-
lich zu erzeigen. Der Hauß-Herr schützte vor, daß
seine Schuldigkeit nicht allein solche, sondern weit
mühsamere Dienste, meinem Herrn zu leisten, er-
forderte; worgegen dieser auch keine Complimente
schuldig blieb; allein, der Officier, welchen der
Wein oder andere Grillen schon zu starck in den
Kopff gestiegen waren, melirte sich in ihren Di-
scours,
und sagte zu dem Hauß-Wirthe: Mein
Herr! sie belieben die Complimenten zu versparen,
denn haben sie des Herrn G. Vices vertreten/ so
hat derselbe vielleicht die Jhrigen auch vertreten, so,

daß

ob eine wuͤrckliche Antipathie unter ihnen waͤre,
doch kam es dieſen Tag noch zu keinen Thaͤtlichkei-
ten, und in der folgenden Nacht ging es eben ſo
zu, wie in den 2. vorigen. Als dieſe verſtrichen,
kam der Hauß-Herr etwa ein paar Stunden vor
der Mittags-Mahlzeit wieder zuruͤck von der Rei-
ſe, und gab meinem Herrn, als in deſſen Affairen
er verreiſet geweſen, in einem beſondern Zimmer
geheime Nachricht von demjenigen, was er aus-
gerichtet hatte, hernach wurde geſpeiſet und ſtarck
Wein getruncken, weil der Haus-Herr, als ein
groſſer Liebhaber des Reben-Saffts, ſeine Gaͤſte
ſtarck darzu forcirte. Der Herr Hauß-Wirth
brachte meinem Herrn eine Geſundheit zu: Auf
gut Gluͤck in der bewuſten Sache! Mein Herr
that Beſcheid, reichte zugleich dem Hauß-Wirthe
die Hand, und als er den Pocal ausgeleeret, danck-
te er demſelben verbindlich davor, daß er ihm das
eine Werck ſo gluͤcklich zum Stande gebracht, und
in der andern Sache ſeine Vices ſo wohl vertreten
haͤtte; verſprach anbey, ſich in der That erkaͤnnt-
lich zu erzeigen. Der Hauß-Herr ſchuͤtzte vor, daß
ſeine Schuldigkeit nicht allein ſolche, ſondern weit
muͤhſamere Dienſte, meinem Herrn zu leiſten, er-
forderte; worgegen dieſer auch keine Complimente
ſchuldig blieb; allein, der Officier, welchen der
Wein oder andere Grillen ſchon zu ſtarck in den
Kopff geſtiegen waren, melirte ſich in ihren Di-
ſcours,
und ſagte zu dem Hauß-Wirthe: Mein
Herr! ſie belieben die Complimenten zu verſparen,
denn haben ſie des Herrn G. Vices vertreten/ ſo
hat derſelbe vielleicht die Jhrigen auch vertreten, ſo,

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[379/0387] ob eine wuͤrckliche Antipathie unter ihnen waͤre, doch kam es dieſen Tag noch zu keinen Thaͤtlichkei- ten, und in der folgenden Nacht ging es eben ſo zu, wie in den 2. vorigen. Als dieſe verſtrichen, kam der Hauß-Herr etwa ein paar Stunden vor der Mittags-Mahlzeit wieder zuruͤck von der Rei- ſe, und gab meinem Herrn, als in deſſen Affairen er verreiſet geweſen, in einem beſondern Zimmer geheime Nachricht von demjenigen, was er aus- gerichtet hatte, hernach wurde geſpeiſet und ſtarck Wein getruncken, weil der Haus-Herr, als ein groſſer Liebhaber des Reben-Saffts, ſeine Gaͤſte ſtarck darzu forcirte. Der Herr Hauß-Wirth brachte meinem Herrn eine Geſundheit zu: Auf gut Gluͤck in der bewuſten Sache! Mein Herr that Beſcheid, reichte zugleich dem Hauß-Wirthe die Hand, und als er den Pocal ausgeleeret, danck- te er demſelben verbindlich davor, daß er ihm das eine Werck ſo gluͤcklich zum Stande gebracht, und in der andern Sache ſeine Vices ſo wohl vertreten haͤtte; verſprach anbey, ſich in der That erkaͤnnt- lich zu erzeigen. Der Hauß-Herr ſchuͤtzte vor, daß ſeine Schuldigkeit nicht allein ſolche, ſondern weit muͤhſamere Dienſte, meinem Herrn zu leiſten, er- forderte; worgegen dieſer auch keine Complimente ſchuldig blieb; allein, der Officier, welchen der Wein oder andere Grillen ſchon zu ſtarck in den Kopff geſtiegen waren, melirte ſich in ihren Di- ſcours, und ſagte zu dem Hauß-Wirthe: Mein Herr! ſie belieben die Complimenten zu verſparen, denn haben ſie des Herrn G. Vices vertreten/ ſo hat derſelbe vielleicht die Jhrigen auch vertreten, ſo, daß

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/387>, abgerufen am 17.06.2024.