daß ihre Frau Liebste wohl nicht über ihn klagen wird. Monsieur! (sprach mein Herr, dem die Galle auf einmahl überging, und das Geblüte ins Gesicht stieg) Was sind das vor Reden? Werden mir nicht diese Herren und Dames Zeugniß geben, daß ich mich als ein honetter Gast und nicht als Wirth aufgeführet? Worinnen bestehen also die Vices, so ich vertreten habe? Das weiß der Him- mel und der Nacht-Wächter, antwortete der Offi- cier. Und das ist eine närrische Antwort, gab mein Herr darauf, welchem die andern alle beyfielen, und dem Officier zu verstehen gaben, wie sie gar nicht wü- sten, warum er schon vorgestern, gestern und auch heute so wunderliche, ja gantz ungeräumte Stichel- Reden und Mägde-Sprich-Wörter im Munde geführet, man wäre ja sonst von ihm dergleichen gar nicht, sondern einer weit artigern Aufführung gewohnt, u. s. w. Allein, der Officier fuhr auf, und sprach: Ey was, ich halte den vor einen etc. der mei- ne Rede und Antwort vor närrisch hält, es wird ein schlechter Unterscheid seyn zwischen einem Offi- cier, wie ich bin, und einem solchen Herrn, wie der ist. Dieses war genug, meinen| Herrn aufs äuser- ste zu bringen, demnach griff er also fort nach einer an der Wand hangenden Carbatsche, und schlug den Officier etliche mahl damit über den Kopff. Dieser wolte zwar vom Leder ziehen, allein, der Hauß-Herr und die andern beyden von Adel hiel- ten ihn davon ab, und stiffteten in so weit Friede, weil mein Herr dem Officier versprach, Morgen bey Ausgang der Sonnen, mit ein paar geladenen Pistolen vor ihm auf der Gräntze zu erscheinen.
Bald
daß ihre Frau Liebſte wohl nicht uͤber ihn klagen wird. Monsieur! (ſprach mein Herr, dem die Galle auf einmahl uͤberging, und das Gebluͤte ins Geſicht ſtieg) Was ſind das vor Reden? Werden mir nicht dieſe Herren und Dames Zeugniß geben, daß ich mich als ein honetter Gaſt und nicht als Wirth aufgefuͤhret? Worinnen beſtehen alſo die Vices, ſo ich vertreten habe? Das weiß der Him- mel und der Nacht-Waͤchter, antwortete der Offi- cier. Und das iſt eine naͤrriſche Antwort, gab mein Herr darauf, welchem die andern alle beyfielen, und dem Officier zu verſtehen gaben, wie ſie gar nicht wuͤ- ſten, warum er ſchon vorgeſtern, geſtern und auch heute ſo wunderliche, ja gantz ungeraͤumte Stichel- Reden und Maͤgde-Sprich-Woͤrter im Munde gefuͤhret, man waͤre ja ſonſt von ihm dergleichen gar nicht, ſondern einer weit artigern Auffuͤhrung gewohnt, u. ſ. w. Allein, der Officier fuhr auf, und ſprach: Ey was, ich halte den vor einen ꝛc. der mei- ne Rede und Antwort vor naͤrriſch haͤlt, es wird ein ſchlechter Unterſcheid ſeyn zwiſchen einem Offi- cier, wie ich bin, und einem ſolchen Herrn, wie der iſt. Dieſes war genug, meinen| Herrn aufs aͤuſer- ſte zu bringen, demnach griff er alſo fort nach einer an der Wand hangenden Carbatſche, und ſchlug den Officier etliche mahl damit uͤber den Kopff. Dieſer wolte zwar vom Leder ziehen, allein, der Hauß-Herr und die andern beyden von Adel hiel- ten ihn davon ab, und ſtiffteten in ſo weit Friede, weil mein Herr dem Officier verſprach, Morgen bey Auſgang der Sonnen, mit ein paar geladenen Piſtolen vor ihm auf der Graͤntze zu erſcheinen.
Bald
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daß ihre Frau Liebſte wohl nicht uͤber ihn klagen
wird. Monsieur! (ſprach mein Herr, dem die
Galle auf einmahl uͤberging, und das Gebluͤte ins
Geſicht ſtieg) Was ſind das vor Reden? Werden
mir nicht dieſe Herren und Dames Zeugniß geben,
daß ich mich als ein honetter Gaſt und nicht als
Wirth aufgefuͤhret? Worinnen beſtehen alſo die
Vices, ſo ich vertreten habe? Das weiß der Him-
mel und der Nacht-Waͤchter, antwortete der Offi-
cier. Und das iſt eine naͤrriſche Antwort, gab mein
Herr darauf, welchem die andern alle beyfielen, und
dem Officier zu verſtehen gaben, wie ſie gar nicht wuͤ-
ſten, warum er ſchon vorgeſtern, geſtern und auch
heute ſo wunderliche, ja gantz ungeraͤumte Stichel-
Reden und Maͤgde-Sprich-Woͤrter im Munde
gefuͤhret, man waͤre ja ſonſt von ihm dergleichen
gar nicht, ſondern einer weit artigern Auffuͤhrung
gewohnt, u. ſ. w. Allein, der Officier fuhr auf, und
ſprach: Ey was, ich halte den vor einen ꝛc. der mei-
ne Rede und Antwort vor naͤrriſch haͤlt, es wird
ein ſchlechter Unterſcheid ſeyn zwiſchen einem Offi-
cier, wie ich bin, und einem ſolchen Herrn, wie der
iſt. Dieſes war genug, meinen| Herrn aufs aͤuſer-
ſte zu bringen, demnach griff er alſo fort nach einer
an der Wand hangenden Carbatſche, und ſchlug
den Officier etliche mahl damit uͤber den Kopff.
Dieſer wolte zwar vom Leder ziehen, allein, der
Hauß-Herr und die andern beyden von Adel hiel-
ten ihn davon ab, und ſtiffteten in ſo weit Friede,
weil mein Herr dem Officier verſprach, Morgen
bey Auſgang der Sonnen, mit ein paar geladenen
Piſtolen vor ihm auf der Graͤntze zu erſcheinen.
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/388>, abgerufen am 22.11.2024.
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