will meine Unschuld nicht mit Worten, son- dern, damit ich nicht vor einen Zaghafften gehalten werden möge, gegen euch lieber mit dem Degendefendiren. Wegen Zeit und Orts ist eurem Belieben, nach mit Zu- rückbringern dieses bereits Abrede genom- men, und es kan nicht schaden daß ihr euch auf dieser Reise biß an Franckreichs Ende, noch eine kleineMotionmacher, bevor ihr von mir ins Reich der Todten geschickt wer- det. Denn dahin zu spatziren ohne eure Ge- mahlin erstlich wieder ausgesohnt zu wissen, hat vor itzt noch keine Lust
N. N.
Hiermit ging der Cavalier, wir aber setzten un- sere Reise gleich Tags hernach fort, und hielten kei- nen Rast-Tag biß wir nach Geneve kamen. Zwey Tage waren wir schon da gewesen, als der Cavalier wieder kam, und nur eine Viertel-Stunde mit mei- nem Herrn in Geheim redete. Abermahls zwey Tage hernach ging das Duell auf Schweitze- rischen Grunde und Boden vor sich. Der Mar- quis wurde erstlich zweymahl leichte von meinem Herrn blessirt. da er aber ohngeacht alles Zure- dens, nicht zufrieden seyn, sondern meinen Herrn absolut todt haben wolte, jagte ihm dieser end- lich seine Klinge dergestalt tieff in die Brust, daß er ohne ein Wort zu sprechen zu Boden sanck. Wir hielten uns also nicht lange bey seinem erblasse- ten Cörper auf, sondern eileten von dannen, und erreichten gar bald ein Savoyisches kleines Städt-
gen,
will meine Unſchuld nicht mit Worten, ſon- dern, damit ich nicht vor einen Zaghafften gehalten werden moͤge, gegen euch lieber mit dem Degendefendiren. Wegen Zeit und Orts iſt eurem Belieben, nach mit Zu- ruͤckbringern dieſes bereits Abrede genom- men, und es kan nicht ſchaden daß ihr euch auf dieſer Reiſe biß an Franckreichs Ende, noch eine kleineMotionmacher, bevor ihr von mir ins Reich der Todten geſchickt wer- det. Denn dahin zu ſpatziren ohne eure Ge- mahlin erſtlich wieder ausgeſohnt zu wiſſen, hat vor itzt noch keine Luſt
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Hiermit ging der Cavalier, wir aber ſetzten un- ſere Reiſe gleich Tags hernach fort, und hielten kei- nen Raſt-Tag biß wir nach Geneve kamen. Zwey Tage waren wir ſchon da geweſen, als der Cavalier wieder kam, und nur eine Viertel-Stunde mit mei- nem Herrn in Geheim redete. Abermahls zwey Tage hernach ging das Duell auf Schweitze- riſchen Grunde und Boden vor ſich. Der Mar- quis wurde erſtlich zweymahl leichte von meinem Herrn bleſſirt. da er aber ohngeacht alles Zure- dens, nicht zufrieden ſeyn, ſondern meinen Herrn abſolut todt haben wolte, jagte ihm dieſer end- lich ſeine Klinge dergeſtalt tieff in die Bruſt, daß er ohne ein Wort zu ſprechen zu Boden ſanck. Wir hielten uns alſo nicht lange bey ſeinem erblaſſe- ten Coͤrper auf, ſondern eileten von dannen, und erreichten gar bald ein Savoyiſches kleines Staͤdt-
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will meine Unſchuld nicht mit Worten, ſon-
dern, damit ich nicht vor einen Zaghafften
gehalten werden moͤge, gegen euch lieber
mit dem Degen defendiren. Wegen Zeit
und Orts iſt eurem Belieben, nach mit Zu-
ruͤckbringern dieſes bereits Abrede genom-
men, und es kan nicht ſchaden daß ihr euch
auf dieſer Reiſe biß an Franckreichs Ende,
noch eine kleine Motion macher, bevor ihr
von mir ins Reich der Todten geſchickt wer-
det. Denn dahin zu ſpatziren ohne eure Ge-
mahlin erſtlich wieder ausgeſohnt zu wiſſen,
hat vor itzt noch keine Luſt
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Hiermit ging der Cavalier, wir aber ſetzten un-
ſere Reiſe gleich Tags hernach fort, und hielten kei-
nen Raſt-Tag biß wir nach Geneve kamen. Zwey
Tage waren wir ſchon da geweſen, als der Cavalier
wieder kam, und nur eine Viertel-Stunde mit mei-
nem Herrn in Geheim redete. Abermahls
zwey Tage hernach ging das Duell auf Schweitze-
riſchen Grunde und Boden vor ſich. Der Mar-
quis wurde erſtlich zweymahl leichte von meinem
Herrn bleſſirt. da er aber ohngeacht alles Zure-
dens, nicht zufrieden ſeyn, ſondern meinen Herrn
abſolut todt haben wolte, jagte ihm dieſer end-
lich ſeine Klinge dergeſtalt tieff in die Bruſt, daß
er ohne ein Wort zu ſprechen zu Boden ſanck.
Wir hielten uns alſo nicht lange bey ſeinem erblaſſe-
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erreichten gar bald ein Savoyiſches kleines Staͤdt-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/419>, abgerufen am 24.11.2024.
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