wendet, daß sie sich um der geringsten Ursache willen, aufs hefftigste mit einander zanckten, her- gegen konte das alte Murmel-Thier, so bald jemand darzu kam, so freundlich thun, als ein Ohr-Wurm, und ihrem Manne sehr viel Respect erweisen, da doch derselbe ein würcklicher Selave von ihr war. Jn meinen Ohren klung nichts ärgerlicher/ als wenn sie früh Morgens, wenn ich noch im Bette lag, oder auch sonsten des Tages über, zum öff- tern bald diese bald jene Commando-Wörter von sich hören ließ: e. g. Herr Secretarius! gehet doch hin, und gebt den Schweinen; Herr Secre- tarius! hänget den Käse-Korb wie er auf; Herr Secretarius! hackt doch etliche Scheiter Holtz; Herr Secretarius! sehet zu, ob etwa die Kuh ge- kalbet hat; Herr Secretarius! befühlt die Hüner, ich stecke im Teige; Herr Secretarius! gebt dem Mädgen vor einen halben Weiß-Pfennig steiffen Käse, und ja nicht mehr als 3. Klitsche; etc. etc. Ja, ich sage es noch einmahl, wenn ich diese Or- dres hörte, hätte ich vomiren mögen, und ge- dachte meines Bruders wegen: Du armer Hanß! hast du auch gefreyet? Eines Tages, da ich mit meinem Bruder, welcher im Walde Holtz besehen wolte, Spatzieren ging, fragte ich denselben un- ter andern, ob er auch sonst vergnügt in seinem Ehestande lebte? Ach! (erseuffzete er) wenn ich gewust hätte, was ich nachhero erfahren, so wolte zehnmahl lieber eine Musquete auf die Schulter ge- nommen, und meinen Puckel dem Corporal alle Woche ein paar mahl hingehalten haben, denn ich
bin
(D d 5)
wendet, daß ſie ſich um der geringſten Urſache willen, aufs hefftigſte mit einander zanckten, her- gegen konte das alte Murmel-Thier, ſo bald jemand darzu kam, ſo freundlich thun, als ein Ohr-Wurm, und ihrem Manne ſehr viel Reſpect erweiſen, da doch derſelbe ein wuͤrcklicher Selave von ihr war. Jn meinen Ohren klung nichts aͤrgerlicher/ als wenn ſie fruͤh Morgens, wenn ich noch im Bette lag, oder auch ſonſten des Tages uͤber, zum oͤff- tern bald dieſe bald jene Commando-Woͤrter von ſich hoͤren ließ: e. g. Herr Secretarius! gehet doch hin, und gebt den Schweinen; Herr Secre- tarius! haͤnget den Kaͤſe-Korb wie er auf; Herr Secretarius! hackt doch etliche Scheiter Holtz; Herr Secretarius! ſehet zu, ob etwa die Kuh ge- kalbet hat; Herr Secretarius! befuͤhlt die Huͤner, ich ſtecke im Teige; Herr Secretarius! gebt dem Maͤdgen vor einen halben Weiß-Pfennig ſteiffen Kaͤſe, und ja nicht mehr als 3. Klitſche; ꝛc. ꝛc. Ja, ich ſage es noch einmahl, wenn ich dieſe Or- dres hoͤrte, haͤtte ich vomiren moͤgen, und ge- dachte meines Bruders wegen: Du armer Hanß! haſt du auch gefreyet? Eines Tages, da ich mit meinem Bruder, welcher im Walde Holtz beſehen wolte, Spatzieren ging, fragte ich denſelben un- ter andern, ob er auch ſonſt vergnuͤgt in ſeinem Eheſtande lebte? Ach! (erſeuffzete er) wenn ich gewuſt haͤtte, was ich nachhero erfahren, ſo wolte zehnmahl lieber eine Muſquete auf die Schulter ge- nommen, und meinen Puckel dem Corporal alle Woche ein paar mahl hingehalten haben, denn ich
bin
(D d 5)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0433"n="425"/>
wendet, daß ſie ſich um der geringſten Urſache<lb/>
willen, aufs hefftigſte mit einander zanckten, her-<lb/>
gegen konte das alte Murmel-Thier, ſo bald jemand<lb/>
darzu kam, ſo freundlich thun, als ein Ohr-Wurm,<lb/>
und ihrem Manne ſehr viel <hirendition="#aq">Reſpect</hi> erweiſen, da<lb/>
doch derſelbe ein wuͤrcklicher Selave von ihr war.<lb/>
Jn meinen Ohren klung nichts aͤrgerlicher/ als<lb/>
wenn ſie fruͤh Morgens, wenn ich noch im Bette<lb/>
lag, oder auch ſonſten des Tages uͤber, zum oͤff-<lb/>
tern bald dieſe bald jene <hirendition="#aq">Commando-</hi>Woͤrter<lb/>
von ſich hoͤren ließ: <hirendition="#aq">e. g.</hi> Herr <hirendition="#aq">Secretarius!</hi> gehet<lb/>
doch hin, und gebt den Schweinen; Herr <hirendition="#aq">Secre-<lb/>
tarius!</hi> haͤnget den Kaͤſe-Korb wie er auf; Herr<lb/><hirendition="#aq">Secretarius!</hi> hackt doch etliche Scheiter Holtz;<lb/>
Herr <hirendition="#aq">Secretarius!</hi>ſehet zu, ob etwa die Kuh ge-<lb/>
kalbet hat; Herr <hirendition="#aq">Secretarius!</hi> befuͤhlt die Huͤner,<lb/>
ich ſtecke im Teige; Herr <hirendition="#aq">Secretarius!</hi> gebt dem<lb/>
Maͤdgen vor einen halben Weiß-Pfennig ſteiffen<lb/>
Kaͤſe, und ja nicht mehr als 3. Klitſche; ꝛc. ꝛc.<lb/>
Ja, ich ſage es noch einmahl, wenn ich dieſe <hirendition="#aq">Or-<lb/>
dres</hi> hoͤrte, haͤtte ich <hirendition="#aq">vomir</hi>en moͤgen, und ge-<lb/>
dachte meines Bruders wegen: Du armer Hanß!<lb/>
haſt du auch gefreyet? Eines Tages, da ich mit<lb/>
meinem Bruder, welcher im Walde Holtz beſehen<lb/>
wolte, Spatzieren ging, fragte ich denſelben un-<lb/>
ter andern, ob er auch ſonſt vergnuͤgt in ſeinem<lb/>
Eheſtande lebte? Ach! (erſeuffzete er) wenn ich<lb/>
gewuſt haͤtte, was ich nachhero erfahren, ſo wolte<lb/>
zehnmahl lieber eine Muſquete auf die Schulter ge-<lb/>
nommen, und meinen Puckel dem <hirendition="#aq">Corporal</hi> alle<lb/>
Woche ein paar mahl hingehalten haben, denn ich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(D d 5)</fw><fwplace="bottom"type="catch">bin</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[425/0433]
wendet, daß ſie ſich um der geringſten Urſache
willen, aufs hefftigſte mit einander zanckten, her-
gegen konte das alte Murmel-Thier, ſo bald jemand
darzu kam, ſo freundlich thun, als ein Ohr-Wurm,
und ihrem Manne ſehr viel Reſpect erweiſen, da
doch derſelbe ein wuͤrcklicher Selave von ihr war.
Jn meinen Ohren klung nichts aͤrgerlicher/ als
wenn ſie fruͤh Morgens, wenn ich noch im Bette
lag, oder auch ſonſten des Tages uͤber, zum oͤff-
tern bald dieſe bald jene Commando-Woͤrter
von ſich hoͤren ließ: e. g. Herr Secretarius! gehet
doch hin, und gebt den Schweinen; Herr Secre-
tarius! haͤnget den Kaͤſe-Korb wie er auf; Herr
Secretarius! hackt doch etliche Scheiter Holtz;
Herr Secretarius! ſehet zu, ob etwa die Kuh ge-
kalbet hat; Herr Secretarius! befuͤhlt die Huͤner,
ich ſtecke im Teige; Herr Secretarius! gebt dem
Maͤdgen vor einen halben Weiß-Pfennig ſteiffen
Kaͤſe, und ja nicht mehr als 3. Klitſche; ꝛc. ꝛc.
Ja, ich ſage es noch einmahl, wenn ich dieſe Or-
dres hoͤrte, haͤtte ich vomiren moͤgen, und ge-
dachte meines Bruders wegen: Du armer Hanß!
haſt du auch gefreyet? Eines Tages, da ich mit
meinem Bruder, welcher im Walde Holtz beſehen
wolte, Spatzieren ging, fragte ich denſelben un-
ter andern, ob er auch ſonſt vergnuͤgt in ſeinem
Eheſtande lebte? Ach! (erſeuffzete er) wenn ich
gewuſt haͤtte, was ich nachhero erfahren, ſo wolte
zehnmahl lieber eine Muſquete auf die Schulter ge-
nommen, und meinen Puckel dem Corporal alle
Woche ein paar mahl hingehalten haben, denn ich
bin
(D d 5)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/433>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.