lassen. So strenge Gerichte, versetzte der Alt-Va- ter, haben wir hier nicht, allein, wie weit könnet ihr euer Geschlecht von mütterlicher Seite herrechnen? So wohl von väterlicher als mütterlicher Seite über 300. Jahr, welches ich wie gesagt, mit alten Schrifften bewesen will. Habt ihr wohl, fragte der Alt-Vater, von einem Anton Florentin von Leuven gehöret? Ja wohl! antwortete van Blac, dieser ist ein berühmter Obrister in den alten Krie- gen unter den Trouppen der vereinigten Nieder- länder gewesen, es ist ihm aber mit einer Stück- Kugel der rechte Arm abgeschossen worden, dero- wegen begiebt er sich nach Antwerpen, um in Ru- he zu leben, und seine Gelder zu verkehren. Er hat 2. Töchter und 4. Söhne gehabt, der erste hat geheissen Anton Florentin, wie der Vater, er ist in einer Schlacht geblieben; der andere, Jan Adri- an, der, nachdem er auf einem Krieges-Schiffe, welches in die Lufft gesprengt worden, kaum sein Leben und nichts mehr errettet, so dann nach Hause gegangen, und ebenfalls die Ruhe gesucht. Die- ses ist meiner Mutter Groß-Vater gewesen. Der dritte Sohn, hat, wo mir recht ist, Richard Se- verin geheissen, ist auch ein grosser Kriegs-Offi- cier gewesen, jedoch endlich so übel zugerichtet wor- den, daß er niemahls heyrathen können. Der vierte Sohn endlich ist der auf dieser Jnsul verun- glückte Carl Franz gewesen, der vorhero die Con- cordia Plürs aus Engelland entführet hat, deren Geschlecht bis dato daselbst annoch in sehr gutem Stande ist, denn ich habe die Ehre gehabt, mit vielen von ihnen um zugehen, und von eben dieser Historie
mit
III.Theil. (E)
laſſen. So ſtrenge Gerichte, verſetzte der Alt-Va- ter, haben wir hier nicht, allein, wie weit koͤnnet ihr euer Geſchlecht von muͤtterlicher Seite herrechnen? So wohl von vaͤterlicher als muͤtterlicher Seite uͤber 300. Jahr, welches ich wie geſagt, mit alten Schrifften beweſen will. Habt ihr wohl, fragte der Alt-Vater, von einem Anton Florentin von Leuven gehoͤret? Ja wohl! antwortete van Blac, dieſer iſt ein beruͤhmter Obriſter in den alten Krie- gen unter den Trouppen der vereinigten Nieder- laͤnder geweſen, es iſt ihm aber mit einer Stuͤck- Kugel der rechte Arm abgeſchoſſen worden, dero- wegen begiebt er ſich nach Antwerpen, um in Ru- he zu leben, und ſeine Gelder zu verkehren. Er hat 2. Toͤchter und 4. Soͤhne gehabt, der erſte hat geheiſſen Anton Florentin, wie der Vater, er iſt in einer Schlacht geblieben; der andere, Jan Adri- an, der, nachdem er auf einem Krieges-Schiffe, welches in die Lufft geſprengt worden, kaum ſein Leben und nichts mehr errettet, ſo dann nach Hauſe gegangen, und ebenfalls die Ruhe geſucht. Die- ſes iſt meiner Mutter Groß-Vater geweſen. Der dritte Sohn, hat, wo mir recht iſt, Richard Se- verin geheiſſen, iſt auch ein groſſer Kriegs-Offi- cier geweſen, jedoch endlich ſo uͤbel zugerichtet wor- den, daß er niemahls heyrathen koͤnnen. Der vierte Sohn endlich iſt der auf dieſer Jnſul verun- gluͤckte Carl Franz geweſen, der vorhero die Con- cordia Plürs aus Engelland entfuͤhret hat, deren Geſchlecht bis dato daſelbſt annoch in ſehr gutem Stande iſt, denn ich habe die Ehre gehabt, mit vielen von ihnen um zugehen, und von eben dieſer Hiſtorie
mit
III.Theil. (E)
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0073"n="65"/>
laſſen. So ſtrenge Gerichte, verſetzte der Alt-Va-<lb/>
ter, haben wir hier nicht, allein, wie weit koͤnnet ihr<lb/>
euer Geſchlecht von muͤtterlicher Seite herrechnen?<lb/>
So wohl von vaͤterlicher als muͤtterlicher Seite<lb/>
uͤber 300. Jahr, welches ich wie geſagt, mit alten<lb/>
Schrifften beweſen will. Habt ihr wohl, fragte<lb/>
der Alt-Vater, von einem <hirendition="#aq">Anton Florentin</hi> von<lb/><hirendition="#aq">Leuven</hi> gehoͤret? Ja wohl! antwortete <hirendition="#aq">van Blac,</hi><lb/>
dieſer iſt ein beruͤhmter Obriſter in den alten Krie-<lb/>
gen unter den <hirendition="#aq">Troupp</hi>en der vereinigten Nieder-<lb/>
laͤnder geweſen, es iſt ihm aber mit einer Stuͤck-<lb/>
Kugel der rechte Arm abgeſchoſſen worden, dero-<lb/>
wegen begiebt er ſich nach Antwerpen, um in Ru-<lb/>
he zu leben, und ſeine Gelder zu verkehren. Er hat<lb/>
2. Toͤchter und 4. Soͤhne gehabt, der erſte hat<lb/>
geheiſſen <hirendition="#aq">Anton Florentin,</hi> wie der Vater, er iſt<lb/>
in einer Schlacht geblieben; der andere, <hirendition="#aq">Jan Adri-<lb/>
an,</hi> der, nachdem er auf einem Krieges-Schiffe,<lb/>
welches in die Lufft geſprengt worden, kaum ſein<lb/>
Leben und nichts mehr errettet, ſo dann nach Hauſe<lb/>
gegangen, und ebenfalls die Ruhe geſucht. Die-<lb/>ſes iſt meiner Mutter Groß-Vater geweſen. Der<lb/>
dritte Sohn, hat, wo mir recht iſt, <hirendition="#aq">Richard Se-<lb/>
verin</hi> geheiſſen, iſt auch ein groſſer Kriegs-<hirendition="#aq">Offi-<lb/>
cier</hi> geweſen, jedoch endlich ſo uͤbel zugerichtet wor-<lb/>
den, daß er niemahls heyrathen koͤnnen. Der<lb/>
vierte Sohn endlich iſt der auf dieſer Jnſul verun-<lb/>
gluͤckte <hirendition="#aq">Carl Franz</hi> geweſen, der vorhero die <hirendition="#aq">Con-<lb/>
cordia Plürs</hi> aus Engelland entfuͤhret hat, deren<lb/>
Geſchlecht bis <hirendition="#aq">dato</hi> daſelbſt annoch in ſehr gutem<lb/>
Stande iſt, denn ich habe die Ehre gehabt, mit vielen<lb/>
von ihnen um zugehen, und von eben dieſer <hirendition="#aq">Hiſtorie</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">III.</hi><hirendition="#fr">Theil.</hi> (E)</fw><fwplace="bottom"type="catch">mit</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[65/0073]
laſſen. So ſtrenge Gerichte, verſetzte der Alt-Va-
ter, haben wir hier nicht, allein, wie weit koͤnnet ihr
euer Geſchlecht von muͤtterlicher Seite herrechnen?
So wohl von vaͤterlicher als muͤtterlicher Seite
uͤber 300. Jahr, welches ich wie geſagt, mit alten
Schrifften beweſen will. Habt ihr wohl, fragte
der Alt-Vater, von einem Anton Florentin von
Leuven gehoͤret? Ja wohl! antwortete van Blac,
dieſer iſt ein beruͤhmter Obriſter in den alten Krie-
gen unter den Trouppen der vereinigten Nieder-
laͤnder geweſen, es iſt ihm aber mit einer Stuͤck-
Kugel der rechte Arm abgeſchoſſen worden, dero-
wegen begiebt er ſich nach Antwerpen, um in Ru-
he zu leben, und ſeine Gelder zu verkehren. Er hat
2. Toͤchter und 4. Soͤhne gehabt, der erſte hat
geheiſſen Anton Florentin, wie der Vater, er iſt
in einer Schlacht geblieben; der andere, Jan Adri-
an, der, nachdem er auf einem Krieges-Schiffe,
welches in die Lufft geſprengt worden, kaum ſein
Leben und nichts mehr errettet, ſo dann nach Hauſe
gegangen, und ebenfalls die Ruhe geſucht. Die-
ſes iſt meiner Mutter Groß-Vater geweſen. Der
dritte Sohn, hat, wo mir recht iſt, Richard Se-
verin geheiſſen, iſt auch ein groſſer Kriegs-Offi-
cier geweſen, jedoch endlich ſo uͤbel zugerichtet wor-
den, daß er niemahls heyrathen koͤnnen. Der
vierte Sohn endlich iſt der auf dieſer Jnſul verun-
gluͤckte Carl Franz geweſen, der vorhero die Con-
cordia Plürs aus Engelland entfuͤhret hat, deren
Geſchlecht bis dato daſelbſt annoch in ſehr gutem
Stande iſt, denn ich habe die Ehre gehabt, mit vielen
von ihnen um zugehen, und von eben dieſer Hiſtorie
mit
III. Theil. (E)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/73>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.