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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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lassen. So strenge Gerichte, versetzte der Alt-Va-
ter, haben wir hier nicht, allein, wie weit könnet ihr
euer Geschlecht von mütterlicher Seite herrechnen?
So wohl von väterlicher als mütterlicher Seite
über 300. Jahr, welches ich wie gesagt, mit alten
Schrifften bewesen will. Habt ihr wohl, fragte
der Alt-Vater, von einem Anton Florentin von
Leuven gehöret? Ja wohl! antwortete van Blac,
dieser ist ein berühmter Obrister in den alten Krie-
gen unter den Trouppen der vereinigten Nieder-
länder gewesen, es ist ihm aber mit einer Stück-
Kugel der rechte Arm abgeschossen worden, dero-
wegen begiebt er sich nach Antwerpen, um in Ru-
he zu leben, und seine Gelder zu verkehren. Er hat
2. Töchter und 4. Söhne gehabt, der erste hat
geheissen Anton Florentin, wie der Vater, er ist
in einer Schlacht geblieben; der andere, Jan Adri-
an,
der, nachdem er auf einem Krieges-Schiffe,
welches in die Lufft gesprengt worden, kaum sein
Leben und nichts mehr errettet, so dann nach Hause
gegangen, und ebenfalls die Ruhe gesucht. Die-
ses ist meiner Mutter Groß-Vater gewesen. Der
dritte Sohn, hat, wo mir recht ist, Richard Se-
verin
geheissen, ist auch ein grosser Kriegs-Offi-
cier
gewesen, jedoch endlich so übel zugerichtet wor-
den, daß er niemahls heyrathen können. Der
vierte Sohn endlich ist der auf dieser Jnsul verun-
glückte Carl Franz gewesen, der vorhero die Con-
cordia Plürs
aus Engelland entführet hat, deren
Geschlecht bis dato daselbst annoch in sehr gutem
Stande ist, denn ich habe die Ehre gehabt, mit vielen
von ihnen um zugehen, und von eben dieser Historie

mit
III. Theil. (E)

laſſen. So ſtrenge Gerichte, verſetzte der Alt-Va-
ter, haben wir hier nicht, allein, wie weit koͤnnet ihr
euer Geſchlecht von muͤtterlicher Seite herrechnen?
So wohl von vaͤterlicher als muͤtterlicher Seite
uͤber 300. Jahr, welches ich wie geſagt, mit alten
Schrifften beweſen will. Habt ihr wohl, fragte
der Alt-Vater, von einem Anton Florentin von
Leuven gehoͤret? Ja wohl! antwortete van Blac,
dieſer iſt ein beruͤhmter Obriſter in den alten Krie-
gen unter den Trouppen der vereinigten Nieder-
laͤnder geweſen, es iſt ihm aber mit einer Stuͤck-
Kugel der rechte Arm abgeſchoſſen worden, dero-
wegen begiebt er ſich nach Antwerpen, um in Ru-
he zu leben, und ſeine Gelder zu verkehren. Er hat
2. Toͤchter und 4. Soͤhne gehabt, der erſte hat
geheiſſen Anton Florentin, wie der Vater, er iſt
in einer Schlacht geblieben; der andere, Jan Adri-
an,
der, nachdem er auf einem Krieges-Schiffe,
welches in die Lufft geſprengt worden, kaum ſein
Leben und nichts mehr errettet, ſo dann nach Hauſe
gegangen, und ebenfalls die Ruhe geſucht. Die-
ſes iſt meiner Mutter Groß-Vater geweſen. Der
dritte Sohn, hat, wo mir recht iſt, Richard Se-
verin
geheiſſen, iſt auch ein groſſer Kriegs-Offi-
cier
geweſen, jedoch endlich ſo uͤbel zugerichtet wor-
den, daß er niemahls heyrathen koͤnnen. Der
vierte Sohn endlich iſt der auf dieſer Jnſul verun-
gluͤckte Carl Franz geweſen, der vorhero die Con-
cordia Plürs
aus Engelland entfuͤhret hat, deren
Geſchlecht bis dato daſelbſt annoch in ſehr gutem
Stande iſt, denn ich habe die Ehre gehabt, mit vielen
von ihnen um zugehen, und von eben dieſer Hiſtorie

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[65/0073] laſſen. So ſtrenge Gerichte, verſetzte der Alt-Va- ter, haben wir hier nicht, allein, wie weit koͤnnet ihr euer Geſchlecht von muͤtterlicher Seite herrechnen? So wohl von vaͤterlicher als muͤtterlicher Seite uͤber 300. Jahr, welches ich wie geſagt, mit alten Schrifften beweſen will. Habt ihr wohl, fragte der Alt-Vater, von einem Anton Florentin von Leuven gehoͤret? Ja wohl! antwortete van Blac, dieſer iſt ein beruͤhmter Obriſter in den alten Krie- gen unter den Trouppen der vereinigten Nieder- laͤnder geweſen, es iſt ihm aber mit einer Stuͤck- Kugel der rechte Arm abgeſchoſſen worden, dero- wegen begiebt er ſich nach Antwerpen, um in Ru- he zu leben, und ſeine Gelder zu verkehren. Er hat 2. Toͤchter und 4. Soͤhne gehabt, der erſte hat geheiſſen Anton Florentin, wie der Vater, er iſt in einer Schlacht geblieben; der andere, Jan Adri- an, der, nachdem er auf einem Krieges-Schiffe, welches in die Lufft geſprengt worden, kaum ſein Leben und nichts mehr errettet, ſo dann nach Hauſe gegangen, und ebenfalls die Ruhe geſucht. Die- ſes iſt meiner Mutter Groß-Vater geweſen. Der dritte Sohn, hat, wo mir recht iſt, Richard Se- verin geheiſſen, iſt auch ein groſſer Kriegs-Offi- cier geweſen, jedoch endlich ſo uͤbel zugerichtet wor- den, daß er niemahls heyrathen koͤnnen. Der vierte Sohn endlich iſt der auf dieſer Jnſul verun- gluͤckte Carl Franz geweſen, der vorhero die Con- cordia Plürs aus Engelland entfuͤhret hat, deren Geſchlecht bis dato daſelbſt annoch in ſehr gutem Stande iſt, denn ich habe die Ehre gehabt, mit vielen von ihnen um zugehen, und von eben dieſer Hiſtorie mit III. Theil. (E)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/73>, abgerufen am 21.11.2024.