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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Bedienten fort nach unsern Schiffen, bekamen
Thee, Caffee und Chocolade von unserer Wohl-
thärerin geschickt, worbey sich die 2. Portugiesischen
Capitains, als welche uns recht brüderlich liebten,
nebst 2. Cavaliers des Gouverneurs waren, die
uns das Morgen-Compliment brachten, wovon
der eine zurücke gieng, und unser Gegen-Compli-
ment
ablegte, jedoch bald zurück kam, und mit uns
tranck, denn ein jeder konte nach Belieben trincken,
was er wolte. Wir hielten unter einander lauter
politische Gespräche, biß ein Page ansagte: daß
binnen etwa einer halben Stunde würde zur Taf-
fel citirt werden. Demnach retirirten sich die
Capitains und Officiers, wir aber liessen uns an-
kleiden, und zwar in Roth mit Silber bordirt,
worzu wir jeder einen Huth mit weisser Feder auf-
setzten, und, so bald zur Taffel geschlagen worden,
uns gehöriges Orts meldeten, nachdem uns zwey
Officiers zu allem Uberflusse abgeruffen hatten.
Es gieng bey derselben eben so in floribus zu, als
gestern und ehe gestern, nur vermisseten wir dar-
bey die älteste Tochter des Gouverneurs, von wel-
cher mir die Mama sagte, daß sie einige Kopff-
Schmertzen verspürete, welcher Zufall aber doch
wohl bald überhin gehen würde. Jch spürete gantz
genau, daß sich mein Bruder dieserwegen einiger-
massen alterirte, und schloß aus gewissen Merck-
mahlen, daß unter diesen 2. Leuten eine Sympathie
haselir
te. Er konte weder essen noch trincken,
sondern saß immer in Gedancken, biß ihn mit
Gewalt anredete. Er excusirte seine Melancho-
lie
damit, daß ihm seine Wunde in der Hüffte

einige

Bedienten fort nach unſern Schiffen, bekamen
Thee, Caffee und Chocolade von unſerer Wohl-
thaͤrerin geſchickt, worbey ſich die 2. Portugieſiſchen
Capitains, als welche uns recht bruͤderlich liebten,
nebſt 2. Cavaliers des Gouverneurs waren, die
uns das Morgen-Compliment brachten, wovon
der eine zuruͤcke gieng, und unſer Gegen-Compli-
ment
ablegte, jedoch bald zuruͤck kam, und mit uns
tranck, denn ein jeder konte nach Belieben trincken,
was er wolte. Wir hielten unter einander lauter
politiſche Geſpraͤche, biß ein Page anſagte: daß
binnen etwa einer halben Stunde wuͤrde zur Taf-
fel citirt werden. Demnach retirirten ſich die
Capitains und Officiers, wir aber lieſſen uns an-
kleiden, und zwar in Roth mit Silber bordirt,
worzu wir jeder einen Huth mit weiſſer Feder auf-
ſetzten, und, ſo bald zur Taffel geſchlagen worden,
uns gehoͤriges Orts meldeten, nachdem uns zwey
Officiers zu allem Uberfluſſe abgeruffen hatten.
Es gieng bey derſelben eben ſo in floribus zu, als
geſtern und ehe geſtern, nur vermiſſeten wir dar-
bey die aͤlteſte Tochter des Gouverneurs, von wel-
cher mir die Mama ſagte, daß ſie einige Kopff-
Schmertzen verſpuͤrete, welcher Zufall aber doch
wohl bald uͤberhin gehen wuͤrde. Jch ſpuͤrete gantz
genau, daß ſich mein Bruder dieſerwegen einiger-
maſſen alterirte, und ſchloß aus gewiſſen Merck-
mahlen, daß unter dieſen 2. Leuten eine Sympathie
haſelir
te. Er konte weder eſſen noch trincken,
ſondern ſaß immer in Gedancken, biß ihn mit
Gewalt anredete. Er excuſirte ſeine Melancho-
lie
damit, daß ihm ſeine Wunde in der Huͤffte

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[96/0106] Bedienten fort nach unſern Schiffen, bekamen Thee, Caffee und Chocolade von unſerer Wohl- thaͤrerin geſchickt, worbey ſich die 2. Portugieſiſchen Capitains, als welche uns recht bruͤderlich liebten, nebſt 2. Cavaliers des Gouverneurs waren, die uns das Morgen-Compliment brachten, wovon der eine zuruͤcke gieng, und unſer Gegen-Compli- ment ablegte, jedoch bald zuruͤck kam, und mit uns tranck, denn ein jeder konte nach Belieben trincken, was er wolte. Wir hielten unter einander lauter politiſche Geſpraͤche, biß ein Page anſagte: daß binnen etwa einer halben Stunde wuͤrde zur Taf- fel citirt werden. Demnach retirirten ſich die Capitains und Officiers, wir aber lieſſen uns an- kleiden, und zwar in Roth mit Silber bordirt, worzu wir jeder einen Huth mit weiſſer Feder auf- ſetzten, und, ſo bald zur Taffel geſchlagen worden, uns gehoͤriges Orts meldeten, nachdem uns zwey Officiers zu allem Uberfluſſe abgeruffen hatten. Es gieng bey derſelben eben ſo in floribus zu, als geſtern und ehe geſtern, nur vermiſſeten wir dar- bey die aͤlteſte Tochter des Gouverneurs, von wel- cher mir die Mama ſagte, daß ſie einige Kopff- Schmertzen verſpuͤrete, welcher Zufall aber doch wohl bald uͤberhin gehen wuͤrde. Jch ſpuͤrete gantz genau, daß ſich mein Bruder dieſerwegen einiger- maſſen alterirte, und ſchloß aus gewiſſen Merck- mahlen, daß unter dieſen 2. Leuten eine Sympathie haſelirte. Er konte weder eſſen noch trincken, ſondern ſaß immer in Gedancken, biß ihn mit Gewalt anredete. Er excuſirte ſeine Melancho- lie damit, daß ihm ſeine Wunde in der Huͤffte einige

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/106>, abgerufen am 21.11.2024.