Bedienten fort nach unsern Schiffen, bekamen Thee, Caffee und Chocolade von unserer Wohl- thärerin geschickt, worbey sich die 2. Portugiesischen Capitains, als welche uns recht brüderlich liebten, nebst 2. Cavaliers des Gouverneurs waren, die uns das Morgen-Compliment brachten, wovon der eine zurücke gieng, und unser Gegen-Compli- ment ablegte, jedoch bald zurück kam, und mit uns tranck, denn ein jeder konte nach Belieben trincken, was er wolte. Wir hielten unter einander lauter politische Gespräche, biß ein Page ansagte: daß binnen etwa einer halben Stunde würde zur Taf- fel citirt werden. Demnach retirirten sich die Capitains und Officiers, wir aber liessen uns an- kleiden, und zwar in Roth mit Silber bordirt, worzu wir jeder einen Huth mit weisser Feder auf- setzten, und, so bald zur Taffel geschlagen worden, uns gehöriges Orts meldeten, nachdem uns zwey Officiers zu allem Uberflusse abgeruffen hatten. Es gieng bey derselben eben so in floribus zu, als gestern und ehe gestern, nur vermisseten wir dar- bey die älteste Tochter des Gouverneurs, von wel- cher mir die Mama sagte, daß sie einige Kopff- Schmertzen verspürete, welcher Zufall aber doch wohl bald überhin gehen würde. Jch spürete gantz genau, daß sich mein Bruder dieserwegen einiger- massen alterirte, und schloß aus gewissen Merck- mahlen, daß unter diesen 2. Leuten eine Sympathie haselirte. Er konte weder essen noch trincken, sondern saß immer in Gedancken, biß ihn mit Gewalt anredete. Er excusirte seine Melancho- lie damit, daß ihm seine Wunde in der Hüffte
einige
Bedienten fort nach unſern Schiffen, bekamen Thee, Caffee und Chocolade von unſerer Wohl- thaͤrerin geſchickt, worbey ſich die 2. Portugieſiſchen Capitains, als welche uns recht bruͤderlich liebten, nebſt 2. Cavaliers des Gouverneurs waren, die uns das Morgen-Compliment brachten, wovon der eine zuruͤcke gieng, und unſer Gegen-Compli- ment ablegte, jedoch bald zuruͤck kam, und mit uns tranck, denn ein jeder konte nach Belieben trincken, was er wolte. Wir hielten unter einander lauter politiſche Geſpraͤche, biß ein Page anſagte: daß binnen etwa einer halben Stunde wuͤrde zur Taf- fel citirt werden. Demnach retirirten ſich die Capitains und Officiers, wir aber lieſſen uns an- kleiden, und zwar in Roth mit Silber bordirt, worzu wir jeder einen Huth mit weiſſer Feder auf- ſetzten, und, ſo bald zur Taffel geſchlagen worden, uns gehoͤriges Orts meldeten, nachdem uns zwey Officiers zu allem Uberfluſſe abgeruffen hatten. Es gieng bey derſelben eben ſo in floribus zu, als geſtern und ehe geſtern, nur vermiſſeten wir dar- bey die aͤlteſte Tochter des Gouverneurs, von wel- cher mir die Mama ſagte, daß ſie einige Kopff- Schmertzen verſpuͤrete, welcher Zufall aber doch wohl bald uͤberhin gehen wuͤrde. Jch ſpuͤrete gantz genau, daß ſich mein Bruder dieſerwegen einiger- maſſen alterirte, und ſchloß aus gewiſſen Merck- mahlen, daß unter dieſen 2. Leuten eine Sympathie haſelirte. Er konte weder eſſen noch trincken, ſondern ſaß immer in Gedancken, biß ihn mit Gewalt anredete. Er excuſirte ſeine Melancho- lie damit, daß ihm ſeine Wunde in der Huͤffte
einige
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0106"n="96"/>
Bedienten fort nach unſern Schiffen, bekamen<lb/><hirendition="#aq">Thee, Caffee</hi> und <hirendition="#aq">Chocolade</hi> von unſerer Wohl-<lb/>
thaͤrerin geſchickt, worbey ſich die 2. Portugieſiſchen<lb/><hirendition="#aq">Capitains,</hi> als welche uns recht bruͤderlich liebten,<lb/>
nebſt 2. <hirendition="#aq">Cavaliers</hi> des <hirendition="#aq">Gouverneurs</hi> waren, die<lb/>
uns das Morgen-<hirendition="#aq">Compliment</hi> brachten, wovon<lb/>
der eine zuruͤcke gieng, und unſer Gegen-<hirendition="#aq">Compli-<lb/>
ment</hi> ablegte, jedoch bald zuruͤck kam, und mit uns<lb/>
tranck, denn ein jeder konte nach Belieben trincken,<lb/>
was er wolte. Wir hielten unter einander lauter<lb/><hirendition="#aq">politi</hi>ſche Geſpraͤche, biß ein <hirendition="#aq">Page</hi> anſagte: daß<lb/>
binnen etwa einer halben Stunde wuͤrde zur Taf-<lb/>
fel <hirendition="#aq">citir</hi>t werden. Demnach <hirendition="#aq">retirir</hi>ten ſich die<lb/><hirendition="#aq">Capitains</hi> und <hirendition="#aq">Officiers,</hi> wir aber lieſſen uns an-<lb/>
kleiden, und zwar in Roth mit Silber <hirendition="#aq">bordi</hi>rt,<lb/>
worzu wir jeder einen Huth mit weiſſer Feder auf-<lb/>ſetzten, und, ſo bald zur Taffel geſchlagen worden,<lb/>
uns gehoͤriges Orts meldeten, nachdem uns zwey<lb/><hirendition="#aq">Officiers</hi> zu allem Uberfluſſe abgeruffen hatten.<lb/>
Es gieng bey derſelben eben ſo in <hirendition="#aq">floribus</hi> zu, als<lb/>
geſtern und ehe geſtern, nur vermiſſeten wir dar-<lb/>
bey die aͤlteſte Tochter des <hirendition="#aq">Gouverneurs,</hi> von wel-<lb/>
cher mir die <hirendition="#aq">Mama</hi>ſagte, daß ſie einige Kopff-<lb/>
Schmertzen verſpuͤrete, welcher Zufall aber doch<lb/>
wohl bald uͤberhin gehen wuͤrde. Jch ſpuͤrete gantz<lb/>
genau, daß ſich mein Bruder dieſerwegen einiger-<lb/>
maſſen <hirendition="#aq">alterirt</hi>e, und ſchloß aus gewiſſen Merck-<lb/>
mahlen, daß unter dieſen 2. Leuten eine <hirendition="#aq">Sympathie<lb/>
haſelir</hi>te. Er konte weder eſſen noch trincken,<lb/>ſondern ſaß immer in Gedancken, biß ihn mit<lb/>
Gewalt anredete. Er <hirendition="#aq">excuſir</hi>te ſeine <hirendition="#aq">Melancho-<lb/>
lie</hi> damit, daß ihm ſeine Wunde in der Huͤffte<lb/><fwplace="bottom"type="catch">einige</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[96/0106]
Bedienten fort nach unſern Schiffen, bekamen
Thee, Caffee und Chocolade von unſerer Wohl-
thaͤrerin geſchickt, worbey ſich die 2. Portugieſiſchen
Capitains, als welche uns recht bruͤderlich liebten,
nebſt 2. Cavaliers des Gouverneurs waren, die
uns das Morgen-Compliment brachten, wovon
der eine zuruͤcke gieng, und unſer Gegen-Compli-
ment ablegte, jedoch bald zuruͤck kam, und mit uns
tranck, denn ein jeder konte nach Belieben trincken,
was er wolte. Wir hielten unter einander lauter
politiſche Geſpraͤche, biß ein Page anſagte: daß
binnen etwa einer halben Stunde wuͤrde zur Taf-
fel citirt werden. Demnach retirirten ſich die
Capitains und Officiers, wir aber lieſſen uns an-
kleiden, und zwar in Roth mit Silber bordirt,
worzu wir jeder einen Huth mit weiſſer Feder auf-
ſetzten, und, ſo bald zur Taffel geſchlagen worden,
uns gehoͤriges Orts meldeten, nachdem uns zwey
Officiers zu allem Uberfluſſe abgeruffen hatten.
Es gieng bey derſelben eben ſo in floribus zu, als
geſtern und ehe geſtern, nur vermiſſeten wir dar-
bey die aͤlteſte Tochter des Gouverneurs, von wel-
cher mir die Mama ſagte, daß ſie einige Kopff-
Schmertzen verſpuͤrete, welcher Zufall aber doch
wohl bald uͤberhin gehen wuͤrde. Jch ſpuͤrete gantz
genau, daß ſich mein Bruder dieſerwegen einiger-
maſſen alterirte, und ſchloß aus gewiſſen Merck-
mahlen, daß unter dieſen 2. Leuten eine Sympathie
haſelirte. Er konte weder eſſen noch trincken,
ſondern ſaß immer in Gedancken, biß ihn mit
Gewalt anredete. Er excuſirte ſeine Melancho-
lie damit, daß ihm ſeine Wunde in der Huͤffte
einige
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/106>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.