einige Schmertzen verursachte, weßwegen er die- selbe gleich morgendes Tages, entweder mit dem Kugel-Zieher heraus ziehen, oder mit dem Messer heraus schneiden lassen wolte. Hierbey merckte ich, daß wir bey den liebreichsten und redlichsten Leuten von der Welt waren: denn es schien, als ob ein jedes an seinen Schmertzen Theil nehmen wolte, und führeten sich alle, ohngeachtet die schönste Mu- sique gemacht wurde, auch Trompeten und Pau- cken, nebst den Canonen wechselsweise schwermeten, dergestallt niedergeschlagen auf, als ob ihnen ein Unglück begegnet wäre. Jedoch mein Bruder, da er dieses merckte, zwang sich mit aller Macht zu ei- ner etwas munteren Aufführung. Jnmittelft, noch ehe die Taffel abgehoben werden solte, kamen unse- re Bediente, und brachten von meinem Lieutenant folgendes Rapport-Schreiben zurück.
Messeigneurs!
DeroselbenOrdreist mir heute früh um 8. Uhr wohl worden, weßwegen ich keine Minuteversäumt, derselben gehörigePariti- on zu leisten, übersende demnach zu schuldig- ster Folgleistung:
2. Mortieurs
24. gefülleteBomben
500. gefülleteGranaden
500. Raqueten grosse, mittelmäßige und kleine
3000. kleine und grosse Schwärmer
200. Wasser-Kegel
200. Lust-Kugeln
2. Büchsen
2. Flin-
IV.Theil. (g)
einige Schmertzen verurſachte, weßwegen er die- ſelbe gleich morgendes Tages, entweder mit dem Kugel-Zieher heraus ziehen, oder mit dem Meſſer heraus ſchneiden laſſen wolte. Hierbey merckte ich, daß wir bey den liebreichſten und redlichſten Leuten von der Welt waren: denn es ſchien, als ob ein jedes an ſeinen Schmertzen Theil nehmen wolte, und fuͤhreten ſich alle, ohngeachtet die ſchoͤnſte Mu- ſique gemacht wurde, auch Trompeten und Pau- cken, nebſt den Canonen wechſelsweiſe ſchwermeten, dergeſtallt niedergeſchlagen auf, als ob ihnen ein Ungluͤck begegnet waͤre. Jedoch mein Bruder, da er dieſes merckte, zwang ſich mit aller Macht zu ei- ner etwas munteren Auffuͤhrung. Jnmittelft, noch ehe die Taffel abgehoben werden ſolte, kamen unſe- re Bediente, und brachten von meinem Lieutenant folgendes Rapport-Schreiben zuruͤck.
Meſſeigneurs!
DeroſelbenOrdreiſt mir heute fruͤh um 8. Uhr wohl worden, weßwegen ich keine Minuteverſaͤumt, derſelben gehoͤrigePariti- on zu leiſten, uͤberſende demnach zu ſchuldig- ſter Folgleiſtung:
2. Mortieurs
24. gefuͤlleteBomben
500. gefuͤlleteGranaden
500. Raqueten groſſe, mittelmaͤßige und kleine
3000. kleine und groſſe Schwaͤrmer
200. Waſſer-Kegel
200. Luſt-Kugeln
2. Buͤchſen
2. Flin-
IV.Theil. (g)
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einige Schmertzen verurſachte, weßwegen er die-
ſelbe gleich morgendes Tages, entweder mit dem
Kugel-Zieher heraus ziehen, oder mit dem Meſſer
heraus ſchneiden laſſen wolte. Hierbey merckte ich,
daß wir bey den liebreichſten und redlichſten Leuten
von der Welt waren: denn es ſchien, als ob ein
jedes an ſeinen Schmertzen Theil nehmen wolte,
und fuͤhreten ſich alle, ohngeachtet die ſchoͤnſte Mu-
ſique gemacht wurde, auch Trompeten und Pau-
cken, nebſt den Canonen wechſelsweiſe ſchwermeten,
dergeſtallt niedergeſchlagen auf, als ob ihnen ein
Ungluͤck begegnet waͤre. Jedoch mein Bruder,
da er dieſes merckte, zwang ſich mit aller Macht zu ei-
ner etwas munteren Auffuͤhrung. Jnmittelft, noch
ehe die Taffel abgehoben werden ſolte, kamen unſe-
re Bediente, und brachten von meinem Lieutenant
folgendes Rapport-Schreiben zuruͤck.
Meſſeigneurs!
Deroſelben Ordre iſt mir heute fruͤh um
8. Uhr wohl worden, weßwegen ich keine
Minute verſaͤumt, derſelben gehoͤrige Pariti-
on zu leiſten, uͤberſende demnach zu ſchuldig-
ſter Folgleiſtung:
2. Mortieurs
24. gefuͤllete Bomben
500. gefuͤllete Granaden
500. Raqueten groſſe, mittelmaͤßige und
kleine
3000. kleine und groſſe Schwaͤrmer
200. Waſſer-Kegel
200. Luſt-Kugeln
2. Buͤchſen
2. Flin-
IV. Theil. (g)
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/107>, abgerufen am 16.02.2025.
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