hohe Familie, geneigt auf und annehmen möchte: Der Gouverneur schien gantz erstaunt zu seyn über die Vielheit der schönen Sachen, sonderlich aber war das Frauenzimmer gantz ausser sich selbst, als sie die kostbaren Tücher, gold- und silberne, auch andere Sorten Türkischer und Europaeischer, so wohl sammetner, seydener, baumwollener, wöllener und leinener Zeuge in die Augen bekamen.
Wie gesagt, der Gouverneur und alle die Seinigen schienen gantz bestürtzt; derowegen sagte ich nochmahls zu ihm: Ew. Excell. werden die Gnade vor uns allerseits haben, und diese Kleinig- keiten zum Praesent von uns anzunehmen geruhen.
Ey was! meine Brüder, (sagte der Gouver- neur hierauf) ihr müsset mich ohnfehlbar vor ei- nen Mann ansehen, dessen beste Tugend der Geitz und Wucher sey. Aber, nein! nicht also! dieses wäre als ein Praesent vor einen König oder andern grossen Fürsten zu rechnen, darum will ich euch nur so viel sagen, daß mir vieles von euren schönen Waaren und andern Sachen anstehet, darff ich also bitten, so erlaubt mir das Auslesen unter allem dem, was mir gefällig, damit ich die Sachen Morgen mit Wagens kan abholen lassen. So bald wir des Preises wegen einig worden, soll auch die baare Zahlung parat da liegen. Jch sprach, Ew. Excell. erlauben mir zu sagen, daß wir alle keine Kauffleu- te seyn, die etwas zu verhandeln hätten, sondern es ist dieses alles als ein kleines Praesent vor genossene Ehre, Liebe und Güte zu betrachten, solten wir aber so unglücklich seyn, von Jhnen und Dero hohen Familie damit verschmähet zu werden, so haben
wir
hohe Familie, geneigt auf und annehmen moͤchte: Der Gouverneur ſchien gantz erſtaunt zu ſeyn uͤber die Vielheit der ſchoͤnen Sachen, ſonderlich aber war das Frauenzimmer gantz auſſer ſich ſelbſt, als ſie die koſtbaren Tuͤcher, gold- und ſilberne, auch andere Sorten Tuͤrkiſcher und Europæiſcher, ſo wohl ſammetner, ſeydener, baumwollener, woͤllener und leinener Zeuge in die Augen bekamen.
Wie geſagt, der Gouverneur und alle die Seinigen ſchienen gantz beſtuͤrtzt; derowegen ſagte ich nochmahls zu ihm: Ew. Excell. werden die Gnade vor uns allerſeits haben, und dieſe Kleinig- keiten zum Præſent von uns anzunehmen geruhen.
Ey was! meine Bruͤder, (ſagte der Gouver- neur hierauf) ihr muͤſſet mich ohnfehlbar vor ei- nen Mann anſehen, deſſen beſte Tugend der Geitz und Wucher ſey. Aber, nein! nicht alſo! dieſes waͤre als ein Præſent vor einen Koͤnig oder andern groſſen Fuͤrſten zu rechnen, darum will ich euch nur ſo viel ſagen, daß mir vieles von euren ſchoͤnen Waaren und andern Sachen anſtehet, darff ich alſo bitten, ſo erlaubt mir das Ausleſen unter allem dem, was mir gefaͤllig, damit ich die Sachen Morgen mit Wagens kan abholen laſſen. So bald wir des Preiſes wegen einig worden, ſoll auch die baare Zahlung parat da liegen. Jch ſprach, Ew. Excell. erlauben mir zu ſagen, daß wir alle keine Kauffleu- te ſeyn, die etwas zu verhandeln haͤtten, ſondern es iſt dieſes alles als ein kleines Præſent vor genoſſene Ehre, Liebe und Guͤte zu betrachten, ſolten wir aber ſo ungluͤcklich ſeyn, von Jhnen und Dero hohen Familie damit verſchmaͤhet zu werden, ſo haben
wir
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0138"n="128"/>
hohe <hirendition="#aq">Familie,</hi> geneigt auf und annehmen moͤchte:<lb/>
Der <hirendition="#aq">Gouverneur</hi>ſchien gantz erſtaunt zu ſeyn uͤber<lb/>
die Vielheit der ſchoͤnen Sachen, ſonderlich aber<lb/>
war das Frauenzimmer gantz auſſer ſich ſelbſt, als<lb/>ſie die koſtbaren Tuͤcher, gold- und ſilberne, auch<lb/>
andere Sorten Tuͤrkiſcher und <hirendition="#aq">Europæi</hi>ſcher, ſo<lb/>
wohl ſammetner, ſeydener, baumwollener, woͤllener<lb/>
und leinener Zeuge in die Augen bekamen.</p><lb/><p>Wie geſagt, der <hirendition="#aq">Gouverneur</hi> und alle die<lb/>
Seinigen ſchienen gantz beſtuͤrtzt; derowegen ſagte<lb/>
ich nochmahls zu ihm: Ew. <hirendition="#aq">Excell.</hi> werden die<lb/>
Gnade vor uns allerſeits haben, und dieſe Kleinig-<lb/>
keiten zum <hirendition="#aq">Præſent</hi> von uns anzunehmen geruhen.</p><lb/><p>Ey was! meine Bruͤder, (ſagte der <hirendition="#aq">Gouver-<lb/>
neur</hi> hierauf) ihr muͤſſet mich ohnfehlbar vor ei-<lb/>
nen Mann anſehen, deſſen beſte Tugend der Geitz<lb/>
und Wucher ſey. Aber, nein! nicht alſo! dieſes<lb/>
waͤre als ein <hirendition="#aq">Præſent</hi> vor einen Koͤnig oder andern<lb/>
groſſen Fuͤrſten zu rechnen, darum will ich euch nur<lb/>ſo viel ſagen, daß mir vieles von euren ſchoͤnen<lb/>
Waaren und andern Sachen anſtehet, darff ich<lb/>
alſo bitten, ſo erlaubt mir das Ausleſen unter allem<lb/>
dem, was mir gefaͤllig, damit ich die Sachen Morgen<lb/>
mit Wagens kan abholen laſſen. So bald wir des<lb/>
Preiſes wegen einig worden, ſoll auch die baare<lb/>
Zahlung <hirendition="#aq">parat</hi> da liegen. Jch ſprach, Ew. <hirendition="#aq">Excell.</hi><lb/>
erlauben mir zu ſagen, daß wir alle keine Kauffleu-<lb/>
te ſeyn, die etwas zu verhandeln haͤtten, ſondern es<lb/>
iſt dieſes alles als ein kleines <hirendition="#aq">Præſent</hi> vor genoſſene<lb/>
Ehre, Liebe und Guͤte zu betrachten, ſolten wir<lb/>
aber ſo ungluͤcklich ſeyn, von Jhnen und Dero hohen<lb/><hirendition="#aq">Familie</hi> damit verſchmaͤhet zu werden, ſo haben<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wir</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[128/0138]
hohe Familie, geneigt auf und annehmen moͤchte:
Der Gouverneur ſchien gantz erſtaunt zu ſeyn uͤber
die Vielheit der ſchoͤnen Sachen, ſonderlich aber
war das Frauenzimmer gantz auſſer ſich ſelbſt, als
ſie die koſtbaren Tuͤcher, gold- und ſilberne, auch
andere Sorten Tuͤrkiſcher und Europæiſcher, ſo
wohl ſammetner, ſeydener, baumwollener, woͤllener
und leinener Zeuge in die Augen bekamen.
Wie geſagt, der Gouverneur und alle die
Seinigen ſchienen gantz beſtuͤrtzt; derowegen ſagte
ich nochmahls zu ihm: Ew. Excell. werden die
Gnade vor uns allerſeits haben, und dieſe Kleinig-
keiten zum Præſent von uns anzunehmen geruhen.
Ey was! meine Bruͤder, (ſagte der Gouver-
neur hierauf) ihr muͤſſet mich ohnfehlbar vor ei-
nen Mann anſehen, deſſen beſte Tugend der Geitz
und Wucher ſey. Aber, nein! nicht alſo! dieſes
waͤre als ein Præſent vor einen Koͤnig oder andern
groſſen Fuͤrſten zu rechnen, darum will ich euch nur
ſo viel ſagen, daß mir vieles von euren ſchoͤnen
Waaren und andern Sachen anſtehet, darff ich
alſo bitten, ſo erlaubt mir das Ausleſen unter allem
dem, was mir gefaͤllig, damit ich die Sachen Morgen
mit Wagens kan abholen laſſen. So bald wir des
Preiſes wegen einig worden, ſoll auch die baare
Zahlung parat da liegen. Jch ſprach, Ew. Excell.
erlauben mir zu ſagen, daß wir alle keine Kauffleu-
te ſeyn, die etwas zu verhandeln haͤtten, ſondern es
iſt dieſes alles als ein kleines Præſent vor genoſſene
Ehre, Liebe und Guͤte zu betrachten, ſolten wir
aber ſo ungluͤcklich ſeyn, von Jhnen und Dero hohen
Familie damit verſchmaͤhet zu werden, ſo haben
wir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/138>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.