Glorwürdigsten Majest. entbiethen wir armen, einfältigen Einwohner der so genannten Jnsul Felsenburg, welche von der heutiges Tages im Schwange gehenden Staats-Klugheit wenig oder gar nichts wissen oder verstehen, vom Aeltesten biß zum Jüngsten, vom Grösten biß zum Kleinesten, auch so gar die Säuglinge in unserer Vormund- schafft, unsern allerunterthänigsten Gruß, tragen anbey Deiner Majestät wehmüthigst und demü- thigst vor, daß wir als arme, einfältige Leute leben, und mit fremden Nationen sehr geringen, ja fast gantz und gar keinen Handel, Wandel, und Ver- kehr treiben, ausgenommen, was uns zuweilen bißhero zu unserer allerhöchsten und alleräusersten Bedürffniß zum Theil fast unumgänglich nöthig zu| seyn geschienen. Wir sind Leute, die von unserm wenigen Feld-und Garten-Bau und möglichster Hand-Arbeit leben, und uns davon ernähren müs- sen, weilen es der Himmel nach dem Tode unserer Vorfahren, vielleicht aus besondern Ursachen, da- hin abgepasset und abgemessen, daß das Land nur seine wenigen Einwohner nach Nothdurfft versor- gen solle, derowegen haben wir wenig übrig, und solte auch ja etwas übrig seyn, so sind wir als gute Protestantische Christen jederzeit bereit, den letzten Bissen mit unserm nothleydenden Nächsten zu theilen, und so gar aus dem Munde zu nehmen. Jm übrigen haben wir keine Zufuhre von Geträyde und andern Früchten, welche wir auch eben so gar sehr nothdürfftig nicht brauchen, und uns zur Zeit der Noth mit Kräutern, Wurtzeln und Fischen aus der See behelffen, zumahlen, wenn das Fleisch-
werck
Glorwuͤrdigſten Majeſt. entbiethen wir armen, einfaͤltigen Einwohner der ſo genannten Jnſul Felſenburg, welche von der heutiges Tages im Schwange gehenden Staats-Klugheit wenig oder gar nichts wiſſen oder verſtehen, vom Aelteſten biß zum Juͤngſten, vom Groͤſten biß zum Kleineſten, auch ſo gar die Saͤuglinge in unſerer Vormund- ſchafft, unſern allerunterthaͤnigſten Gruß, tragen anbey Deiner Majeſtaͤt wehmuͤthigſt und demuͤ- thigſt vor, daß wir als arme, einfaͤltige Leute leben, und mit fremden Nationen ſehr geringen, ja faſt gantz und gar keinen Handel, Wandel, und Ver- kehr treiben, ausgenommen, was uns zuweilen bißhero zu unſerer allerhoͤchſten und alleraͤuſerſten Beduͤrffniß zum Theil faſt unumgaͤnglich noͤthig zu| ſeyn geſchienen. Wir ſind Leute, die von unſerm wenigen Feld-und Garten-Bau und moͤglichſter Hand-Arbeit leben, und uns davon ernaͤhren muͤſ- ſen, weilen es der Himmel nach dem Tode unſerer Vorfahren, vielleicht aus beſondern Urſachen, da- hin abgepaſſet und abgemeſſen, daß das Land nur ſeine wenigen Einwohner nach Nothdurfft verſor- gen ſolle, derowegen haben wir wenig uͤbrig, und ſolte auch ja etwas uͤbrig ſeyn, ſo ſind wir als gute Proteſtantiſche Chriſten jederzeit bereit, den letzten Biſſen mit unſerm nothleydenden Naͤchſten zu theilen, und ſo gar aus dem Munde zu nehmen. Jm uͤbrigen haben wir keine Zufuhre von Getraͤyde und andern Fruͤchten, welche wir auch eben ſo gar ſehr nothduͤrfftig nicht brauchen, und uns zur Zeit der Noth mit Kraͤutern, Wurtzeln und Fiſchen aus der See behelffen, zumahlen, wenn das Fleiſch-
werck
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0270"n="260"/><hirendition="#fr">Glorwuͤrdigſten Majeſt.</hi> entbiethen wir armen,<lb/>
einfaͤltigen Einwohner der ſo genannten Jnſul<lb/>
Felſenburg, welche von der heutiges Tages im<lb/>
Schwange gehenden Staats-Klugheit wenig oder<lb/>
gar nichts wiſſen oder verſtehen, vom Aelteſten biß<lb/>
zum Juͤngſten, vom Groͤſten biß zum Kleineſten,<lb/>
auch ſo gar die Saͤuglinge in unſerer Vormund-<lb/>ſchafft, unſern allerunterthaͤnigſten Gruß, tragen<lb/>
anbey <hirendition="#fr">Deiner Majeſtaͤt</hi> wehmuͤthigſt und demuͤ-<lb/>
thigſt vor, daß wir als arme, einfaͤltige Leute leben,<lb/>
und mit fremden <hirendition="#aq">Natio</hi>nen ſehr geringen, ja faſt<lb/>
gantz und gar keinen Handel, Wandel, und Ver-<lb/>
kehr treiben, ausgenommen, was uns zuweilen<lb/>
bißhero zu unſerer allerhoͤchſten und alleraͤuſerſten<lb/>
Beduͤrffniß zum Theil faſt unumgaͤnglich noͤthig<lb/>
zu| ſeyn geſchienen. Wir ſind Leute, die von unſerm<lb/>
wenigen Feld-und Garten-Bau und moͤglichſter<lb/>
Hand-Arbeit leben, und uns davon ernaͤhren muͤſ-<lb/>ſen, weilen es der Himmel nach dem Tode unſerer<lb/>
Vorfahren, vielleicht aus beſondern Urſachen, da-<lb/>
hin abgepaſſet und abgemeſſen, daß das Land nur<lb/>ſeine wenigen Einwohner nach Nothdurfft verſor-<lb/>
gen ſolle, derowegen haben wir wenig uͤbrig, und<lb/>ſolte auch ja etwas uͤbrig ſeyn, ſo ſind wir als gute<lb/><hirendition="#aq">Proteſtanti</hi>ſche Chriſten jederzeit bereit, den letzten<lb/>
Biſſen mit unſerm nothleydenden Naͤchſten zu<lb/>
theilen, und ſo gar aus dem Munde zu nehmen.<lb/>
Jm uͤbrigen haben wir keine Zufuhre von Getraͤyde<lb/>
und andern Fruͤchten, welche wir auch eben ſo gar<lb/>ſehr nothduͤrfftig nicht brauchen, und uns zur Zeit<lb/>
der Noth mit Kraͤutern, Wurtzeln und Fiſchen<lb/>
aus der See behelffen, zumahlen, wenn das Fleiſch-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">werck</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[260/0270]
Glorwuͤrdigſten Majeſt. entbiethen wir armen,
einfaͤltigen Einwohner der ſo genannten Jnſul
Felſenburg, welche von der heutiges Tages im
Schwange gehenden Staats-Klugheit wenig oder
gar nichts wiſſen oder verſtehen, vom Aelteſten biß
zum Juͤngſten, vom Groͤſten biß zum Kleineſten,
auch ſo gar die Saͤuglinge in unſerer Vormund-
ſchafft, unſern allerunterthaͤnigſten Gruß, tragen
anbey Deiner Majeſtaͤt wehmuͤthigſt und demuͤ-
thigſt vor, daß wir als arme, einfaͤltige Leute leben,
und mit fremden Nationen ſehr geringen, ja faſt
gantz und gar keinen Handel, Wandel, und Ver-
kehr treiben, ausgenommen, was uns zuweilen
bißhero zu unſerer allerhoͤchſten und alleraͤuſerſten
Beduͤrffniß zum Theil faſt unumgaͤnglich noͤthig
zu| ſeyn geſchienen. Wir ſind Leute, die von unſerm
wenigen Feld-und Garten-Bau und moͤglichſter
Hand-Arbeit leben, und uns davon ernaͤhren muͤſ-
ſen, weilen es der Himmel nach dem Tode unſerer
Vorfahren, vielleicht aus beſondern Urſachen, da-
hin abgepaſſet und abgemeſſen, daß das Land nur
ſeine wenigen Einwohner nach Nothdurfft verſor-
gen ſolle, derowegen haben wir wenig uͤbrig, und
ſolte auch ja etwas uͤbrig ſeyn, ſo ſind wir als gute
Proteſtantiſche Chriſten jederzeit bereit, den letzten
Biſſen mit unſerm nothleydenden Naͤchſten zu
theilen, und ſo gar aus dem Munde zu nehmen.
Jm uͤbrigen haben wir keine Zufuhre von Getraͤyde
und andern Fruͤchten, welche wir auch eben ſo gar
ſehr nothduͤrfftig nicht brauchen, und uns zur Zeit
der Noth mit Kraͤutern, Wurtzeln und Fiſchen
aus der See behelffen, zumahlen, wenn das Fleiſch-
werck
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/270>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.