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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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denheit von seinem Gespräche abgebrochen hätte,
und zwar unter dem politischen Vorwande einer
empfindlichen Brust-Beschwerung, worbey er
aber versprach, das Ubrige in Zukunfft zu melden,
weilen wir doch wohl noch etliche Tage beysammen
bleiben dürfften.

Mitlerweile, da wir aus der Portugiesen Ge-
sprächen und heimlichen Ohren-Pflispern mehr
als zu viel geschlossen, wie ihre Kreite schriebe, und
was sie mit uns in Willens hätten, waren wir alle
auch ohnbemühet, uns diese Figuren in aller Stille
hinter die Ohren zu zeichnen, machten demnach,
da wir mehr, als 3. mahl 24. Stunden bey ihnen
zugebracht, allen freundschafftlichen Aufbruch, um
uns wieder nach Hause zu begeben, welches uns
Don Juan willig erlaubte, und versprach, uns mit
allen Ehren-Bezeugungen abseegeln zu lassen, je-
dennoch war er in der Betrunckenheit so neube-
glerig zu fragen: Wessen sich unsere Aeltesten und
Obern auf seinen Vortrag entschlossen hätten?
und ob sie geneigt wären, sich Sr. Königl. Por-
tugiesischen Majestät zu unterwerffen, oder nicht?
wiedrigenfalls er gantz andere Mittel anzuwenden,
sich noch bey guten Zeiten genöthiget sähe. Wir
gaben ihm hierauf einstimmig zur Antwort, wie
wir keinesweges Zweiffel trügen, daß die Sache
nach seinem Vergnügen lauffen würde, unterdes-
sen, da wir 3. Abgeordnete nichts weiter vernom-
men, als daß sie sich schrifftlich an Jhro Königl.
Majestät gewendet, und wir über dieses keine fer-
nere Vollmacht bey uns hätten, als wolten wir
die Vornehmsten von unsern Aeltesten dahin zu

bereden

denheit von ſeinem Geſpraͤche abgebrochen haͤtte,
und zwar unter dem politiſchen Vorwande einer
empfindlichen Bruſt-Beſchwerung, worbey er
aber verſprach, das Ubrige in Zukunfft zu melden,
weilen wir doch wohl noch etliche Tage beyſammen
bleiben duͤrfften.

Mitlerweile, da wir aus der Portugieſen Ge-
ſpraͤchen und heimlichen Ohren-Pfliſpern mehr
als zu viel geſchloſſen, wie ihre Kreite ſchriebe, und
was ſie mit uns in Willens haͤtten, waren wir alle
auch ohnbemuͤhet, uns dieſe Figuren in aller Stille
hinter die Ohren zu zeichnen, machten demnach,
da wir mehr, als 3. mahl 24. Stunden bey ihnen
zugebracht, allen freundſchafftlichen Aufbruch, um
uns wieder nach Hauſe zu begeben, welches uns
Don Juan willig erlaubte, und verſprach, uns mit
allen Ehren-Bezeugungen abſeegeln zu laſſen, je-
dennoch war er in der Betrunckenheit ſo neube-
glerig zu fragen: Weſſen ſich unſere Aelteſten und
Obern auf ſeinen Vortrag entſchloſſen haͤtten?
und ob ſie geneigt waͤren, ſich Sr. Koͤnigl. Por-
tugieſiſchen Majeſtaͤt zu unterwerffen, oder nicht?
wiedrigenfalls er gantz andere Mittel anzuwenden,
ſich noch bey guten Zeiten genoͤthiget ſaͤhe. Wir
gaben ihm hierauf einſtimmig zur Antwort, wie
wir keinesweges Zweiffel truͤgen, daß die Sache
nach ſeinem Vergnuͤgen lauffen wuͤrde, unterdeſ-
ſen, da wir 3. Abgeordnete nichts weiter vernom-
men, als daß ſie ſich ſchrifftlich an Jhro Koͤnigl.
Majeſtaͤt gewendet, und wir uͤber dieſes keine fer-
nere Vollmacht bey uns haͤtten, als wolten wir
die Vornehmſten von unſern Aelteſten dahin zu

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[269/0279] denheit von ſeinem Geſpraͤche abgebrochen haͤtte, und zwar unter dem politiſchen Vorwande einer empfindlichen Bruſt-Beſchwerung, worbey er aber verſprach, das Ubrige in Zukunfft zu melden, weilen wir doch wohl noch etliche Tage beyſammen bleiben duͤrfften. Mitlerweile, da wir aus der Portugieſen Ge- ſpraͤchen und heimlichen Ohren-Pfliſpern mehr als zu viel geſchloſſen, wie ihre Kreite ſchriebe, und was ſie mit uns in Willens haͤtten, waren wir alle auch ohnbemuͤhet, uns dieſe Figuren in aller Stille hinter die Ohren zu zeichnen, machten demnach, da wir mehr, als 3. mahl 24. Stunden bey ihnen zugebracht, allen freundſchafftlichen Aufbruch, um uns wieder nach Hauſe zu begeben, welches uns Don Juan willig erlaubte, und verſprach, uns mit allen Ehren-Bezeugungen abſeegeln zu laſſen, je- dennoch war er in der Betrunckenheit ſo neube- glerig zu fragen: Weſſen ſich unſere Aelteſten und Obern auf ſeinen Vortrag entſchloſſen haͤtten? und ob ſie geneigt waͤren, ſich Sr. Koͤnigl. Por- tugieſiſchen Majeſtaͤt zu unterwerffen, oder nicht? wiedrigenfalls er gantz andere Mittel anzuwenden, ſich noch bey guten Zeiten genoͤthiget ſaͤhe. Wir gaben ihm hierauf einſtimmig zur Antwort, wie wir keinesweges Zweiffel truͤgen, daß die Sache nach ſeinem Vergnuͤgen lauffen wuͤrde, unterdeſ- ſen, da wir 3. Abgeordnete nichts weiter vernom- men, als daß ſie ſich ſchrifftlich an Jhro Koͤnigl. Majeſtaͤt gewendet, und wir uͤber dieſes keine fer- nere Vollmacht bey uns haͤtten, als wolten wir die Vornehmſten von unſern Aelteſten dahin zu bereden

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/279>, abgerufen am 21.11.2024.