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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Zeit viele vergebliche Mühe gegeben. Derowegen
solte ich doch bey ihr bleiben, und nur mit ansehen,
wie sie diesen verliebten Ehebrecher abfertigen wolte,
solte aber nur sagen, in was vor Gestalt er vor uns
erscheinen solte, ob als ein Ochse, Löwe, Bär, Hirsch,
oder anderes wildes Thier, oder als ein Vogel von
dieser oder jener Art; da sie denn sich mit ihrer Kunst
sogleich nach mir richten, und ihren Liebhaber, den sie
aber nimmermehr lieben wolte, sogleich in der Mit-
ternachts-Stunde zur Stelle schaffen wolte. Ohn-
geachtet ich nun die Fürstin hierbey gantz instän-
digst bath, diese Possen, zumahlen in Abwe-
senheit ihres Herrn Gemahls, bleiben zu lassen, so
ließ sie doch nicht ab, mich zu quälen, biß ich, (da
sie sich hoch und theuer verschworen, daß mir nicht
das geringste Leid wiederfahren solte) endlich sagte:
Ey! so lassen Sie ihn in der Gestalt eines Papagoyen
kommen, damit sie doch nur etwas mit ihm sprechen
können. Worauf sie mir zur Antwort gab: Versteckt
euch hinter die Tapeten, und wartet nur eine eintzi-
ge halbe Stunde, so soll er da seyn. Jhrem Be-
fehle gehorsamete ich, und versteckte mich hinter die
Tapeten, ward auch gewahr, daß, nachdem sie
ein grosses Fenster eröffnet, und selbst noch etliche
Wachs-Lichter angezündet hatte, ein Papagoy
zum Fenster herein gehüpfft kam, und sich fein säu-
berlich auf der Fürstin Nacht-Tisch setzte, auch ohn-
genöthiget allerley Arten von Confituren in seinen
krummen Schnabel nahm, und dieselben verschlun-
ge, ja er entblödete sich nicht, nachdem ihm die Für-
stin eine ziemlich grosse silberne Schaale voll Wein
eingeschenckt, erstlich hertzhafft zu trincken, her-
nach sich darinnen zu baden. Jch vor meine Person

konte

Zeit viele vergebliche Muͤhe gegeben. Derowegen
ſolte ich doch bey ihr bleiben, und nur mit anſehen,
wie ſie dieſen verliebten Ehebrecher abfertigen wolte,
ſolte aber nur ſagen, in was vor Geſtalt er vor uns
erſcheinen ſolte, ob als ein Ochſe, Loͤwe, Baͤr, Hirſch,
oder anderes wildes Thier, oder als ein Vogel von
dieſer oder jener Art; da ſie denn ſich mit ihrer Kunſt
ſogleich nach mir richten, und ihren Liebhaber, den ſie
aber nimmermehr lieben wolte, ſogleich in der Mit-
ternachts-Stunde zur Stelle ſchaffen wolte. Ohn-
geachtet ich nun die Fuͤrſtin hierbey gantz inſtaͤn-
digſt bath, dieſe Poſſen, zumahlen in Abwe-
ſenheit ihres Herrn Gemahls, bleiben zu laſſen, ſo
ließ ſie doch nicht ab, mich zu quaͤlen, biß ich, (da
ſie ſich hoch und theuer verſchworen, daß mir nicht
das geringſte Leid wiederfahren ſolte) endlich ſagte:
Ey! ſo laſſen Sie ihn in der Geſtalt eines Papagoyen
kommen, damit ſie doch nur etwas mit ihm ſprechen
koͤnnen. Worauf ſie mir zur Antwort gab: Verſteckt
euch hinter die Tapeten, und wartet nur eine eintzi-
ge halbe Stunde, ſo ſoll er da ſeyn. Jhrem Be-
fehle gehorſamete ich, und verſteckte mich hinter die
Tapeten, ward auch gewahr, daß, nachdem ſie
ein groſſes Fenſter eroͤffnet, und ſelbſt noch etliche
Wachs-Lichter angezuͤndet hatte, ein Papagoy
zum Fenſter herein gehuͤpfft kam, und ſich fein ſaͤu-
berlich auf der Fuͤrſtin Nacht-Tiſch ſetzte, auch ohn-
genoͤthiget allerley Arten von Confituren in ſeinen
krummen Schnabel nahm, und dieſelben verſchlun-
ge, ja er entbloͤdete ſich nicht, nachdem ihm die Fuͤr-
ſtin eine ziemlich groſſe ſilberne Schaale voll Wein
eingeſchenckt, erſtlich hertzhafft zu trincken, her-
nach ſich darinnen zu baden. Jch vor meine Perſon

konte
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[446/0456] Zeit viele vergebliche Muͤhe gegeben. Derowegen ſolte ich doch bey ihr bleiben, und nur mit anſehen, wie ſie dieſen verliebten Ehebrecher abfertigen wolte, ſolte aber nur ſagen, in was vor Geſtalt er vor uns erſcheinen ſolte, ob als ein Ochſe, Loͤwe, Baͤr, Hirſch, oder anderes wildes Thier, oder als ein Vogel von dieſer oder jener Art; da ſie denn ſich mit ihrer Kunſt ſogleich nach mir richten, und ihren Liebhaber, den ſie aber nimmermehr lieben wolte, ſogleich in der Mit- ternachts-Stunde zur Stelle ſchaffen wolte. Ohn- geachtet ich nun die Fuͤrſtin hierbey gantz inſtaͤn- digſt bath, dieſe Poſſen, zumahlen in Abwe- ſenheit ihres Herrn Gemahls, bleiben zu laſſen, ſo ließ ſie doch nicht ab, mich zu quaͤlen, biß ich, (da ſie ſich hoch und theuer verſchworen, daß mir nicht das geringſte Leid wiederfahren ſolte) endlich ſagte: Ey! ſo laſſen Sie ihn in der Geſtalt eines Papagoyen kommen, damit ſie doch nur etwas mit ihm ſprechen koͤnnen. Worauf ſie mir zur Antwort gab: Verſteckt euch hinter die Tapeten, und wartet nur eine eintzi- ge halbe Stunde, ſo ſoll er da ſeyn. Jhrem Be- fehle gehorſamete ich, und verſteckte mich hinter die Tapeten, ward auch gewahr, daß, nachdem ſie ein groſſes Fenſter eroͤffnet, und ſelbſt noch etliche Wachs-Lichter angezuͤndet hatte, ein Papagoy zum Fenſter herein gehuͤpfft kam, und ſich fein ſaͤu- berlich auf der Fuͤrſtin Nacht-Tiſch ſetzte, auch ohn- genoͤthiget allerley Arten von Confituren in ſeinen krummen Schnabel nahm, und dieſelben verſchlun- ge, ja er entbloͤdete ſich nicht, nachdem ihm die Fuͤr- ſtin eine ziemlich groſſe ſilberne Schaale voll Wein eingeſchenckt, erſtlich hertzhafft zu trincken, her- nach ſich darinnen zu baden. Jch vor meine Perſon konte

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/456>, abgerufen am 25.11.2024.