Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

reichlichen Geschencken begabt, von sich zu schaf-
fen Dieses gelobte sie mir mit Thränen an, hielt
auch ihr Wort, denn die Persianischen Zauber-
Weiber und Anbetherinnen des Feuers wurden mit
guter Manier fort geschickt, worauf sich denn die
Fürstin zu meinem allergrösten Vergnügen ange-
legen seyn ließ, das Christenthum auf das allerfleis-
sigste auszuüben, nach der Zeit aber den Jacob
nebst seiner Frau, die ebenfalls eine Protestantin
war, und mich zu ihren Vertrauten erwehlete.

Demnach machten wir binnen wenig Wo-
chen, unserer Einfalt nach, aus der Fürstin eine
rechte gute Christin, denn sie lebte dergestalt ordent-
lich und stille, daß an ihrem gantzen Lebens-Wan-
del nichts auszusetzen war. Jhr Vergnügen aber
suchte sie zu gewissen Zeiten auf der Jagd und bey
dem Garten-Bau, als worinnen ich ihr zur Verbes-
serung desselben verschiedene Anweisungen gab, die
ihr nicht allein sehr wohl gefielen, sondern sie spürete
auch gar bald die Lust und den Nutzen davon.

Unvermuthet kam der Fürst, ihr Gemahl,
von Jspahan zurück, bezeigte sich ungemein ver-
gnügt, seine Gemahlin in so gutem Wohlstande
und besserer Verfassung anzutreffen, brachte auch
derselben recht ungemein kostbare Geschencke mit;
ja auch die allergeringsten Bedienten wurden von
ihm sehr reichlich beschenckt. Er hielt sich damahls
2. gantzer Jahre in seiner Residentz bey seiner Ge-
mahlin auf, und binnen dieser Zeit wurde gegen-
wärtige Printzeßin Mirzamanda von meiner wer-
then Fürstin zur Welt gebracht. Als nun jetzt ge-
meldter Fürstin die Geburths-Schmertzen anka-

men,
(f f) 2

reichlichen Geſchencken begabt, von ſich zu ſchaf-
fen Dieſes gelobte ſie mir mit Thraͤnen an, hielt
auch ihr Wort, denn die Perſianiſchen Zauber-
Weiber und Anbetherinnen des Feuers wurden mit
guter Manier fort geſchickt, worauf ſich denn die
Fuͤrſtin zu meinem allergroͤſten Vergnuͤgen ange-
legen ſeyn ließ, das Chriſtenthum auf das allerfleiſ-
ſigſte auszuuͤben, nach der Zeit aber den Jacob
nebſt ſeiner Frau, die ebenfalls eine Proteſtantin
war, und mich zu ihren Vertrauten erwehlete.

Demnach machten wir binnen wenig Wo-
chen, unſerer Einfalt nach, aus der Fuͤrſtin eine
rechte gute Chriſtin, denn ſie lebte dergeſtalt ordent-
lich und ſtille, daß an ihrem gantzen Lebens-Wan-
del nichts auszuſetzen war. Jhr Vergnuͤgen aber
ſuchte ſie zu gewiſſen Zeiten auf der Jagd und bey
dem Garten-Bau, als worinnen ich ihr zur Verbeſ-
ſerung deſſelben verſchiedene Anweiſungen gab, die
ihr nicht allein ſehr wohl gefielen, ſondern ſie ſpuͤrete
auch gar bald die Luſt und den Nutzen davon.

Unvermuthet kam der Fuͤrſt, ihr Gemahl,
von Jſpahan zuruͤck, bezeigte ſich ungemein ver-
gnuͤgt, ſeine Gemahlin in ſo gutem Wohlſtande
und beſſerer Verfaſſung anzutreffen, brachte auch
derſelben recht ungemein koſtbare Geſchencke mit;
ja auch die allergeringſten Bedienten wurden von
ihm ſehr reichlich beſchenckt. Er hielt ſich damahls
2. gantzer Jahre in ſeiner Reſidentz bey ſeiner Ge-
mahlin auf, und binnen dieſer Zeit wurde gegen-
waͤrtige Printzeßin Mirzamanda von meiner wer-
then Fuͤrſtin zur Welt gebracht. Als nun jetzt ge-
meldter Fuͤrſtin die Geburths-Schmertzen anka-

men,
(f f) 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0461" n="451"/>
reichlichen Ge&#x017F;chencken begabt, von &#x017F;ich zu &#x017F;chaf-<lb/>
fen Die&#x017F;es gelobte &#x017F;ie mir mit Thra&#x0364;nen an, hielt<lb/>
auch ihr Wort, denn die Per&#x017F;iani&#x017F;chen Zauber-<lb/>
Weiber und Anbetherinnen des Feuers wurden mit<lb/>
guter Manier fort ge&#x017F;chickt, worauf &#x017F;ich denn die<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tin zu meinem allergro&#x0364;&#x017F;ten Vergnu&#x0364;gen ange-<lb/>
legen &#x017F;eyn ließ, das Chri&#x017F;tenthum auf das allerflei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig&#x017F;te auszuu&#x0364;ben, nach der Zeit aber den Jacob<lb/>
neb&#x017F;t &#x017F;einer Frau, die ebenfalls eine <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;tant</hi>in<lb/>
war, und mich zu ihren Vertrauten erwehlete.</p><lb/>
              <p>Demnach machten wir binnen wenig Wo-<lb/>
chen, un&#x017F;erer Einfalt nach, aus der Fu&#x0364;r&#x017F;tin eine<lb/>
rechte gute Chri&#x017F;tin, denn &#x017F;ie lebte derge&#x017F;talt ordent-<lb/>
lich und &#x017F;tille, daß an ihrem gantzen Lebens-Wan-<lb/>
del nichts auszu&#x017F;etzen war. Jhr Vergnu&#x0364;gen aber<lb/>
&#x017F;uchte &#x017F;ie zu gewi&#x017F;&#x017F;en Zeiten auf der Jagd und bey<lb/>
dem Garten-Bau, als worinnen ich ihr zur Verbe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erung de&#x017F;&#x017F;elben ver&#x017F;chiedene Anwei&#x017F;ungen gab, die<lb/>
ihr nicht allein &#x017F;ehr wohl gefielen, &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;pu&#x0364;rete<lb/>
auch gar bald die Lu&#x017F;t und den Nutzen davon.</p><lb/>
              <p>Unvermuthet kam der Fu&#x0364;r&#x017F;t, ihr Gemahl,<lb/>
von <hi rendition="#aq">J&#x017F;pahan</hi> zuru&#x0364;ck, bezeigte &#x017F;ich ungemein ver-<lb/>
gnu&#x0364;gt, &#x017F;eine Gemahlin in &#x017F;o gutem Wohl&#x017F;tande<lb/>
und be&#x017F;&#x017F;erer Verfa&#x017F;&#x017F;ung anzutreffen, brachte auch<lb/>
der&#x017F;elben recht ungemein ko&#x017F;tbare Ge&#x017F;chencke mit;<lb/>
ja auch die allergering&#x017F;ten Bedienten wurden von<lb/>
ihm &#x017F;ehr reichlich be&#x017F;chenckt. Er hielt &#x017F;ich damahls<lb/>
2. gantzer Jahre in &#x017F;einer Re&#x017F;identz bey &#x017F;einer Ge-<lb/>
mahlin auf, und binnen die&#x017F;er Zeit wurde gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtige Printzeßin <hi rendition="#aq">Mirzamanda</hi> von meiner wer-<lb/>
then Fu&#x0364;r&#x017F;tin zur Welt gebracht. Als nun jetzt ge-<lb/>
meldter Fu&#x0364;r&#x017F;tin die Geburths-Schmertzen anka-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(f f) 2</fw><fw place="bottom" type="catch">men,</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0461] reichlichen Geſchencken begabt, von ſich zu ſchaf- fen Dieſes gelobte ſie mir mit Thraͤnen an, hielt auch ihr Wort, denn die Perſianiſchen Zauber- Weiber und Anbetherinnen des Feuers wurden mit guter Manier fort geſchickt, worauf ſich denn die Fuͤrſtin zu meinem allergroͤſten Vergnuͤgen ange- legen ſeyn ließ, das Chriſtenthum auf das allerfleiſ- ſigſte auszuuͤben, nach der Zeit aber den Jacob nebſt ſeiner Frau, die ebenfalls eine Proteſtantin war, und mich zu ihren Vertrauten erwehlete. Demnach machten wir binnen wenig Wo- chen, unſerer Einfalt nach, aus der Fuͤrſtin eine rechte gute Chriſtin, denn ſie lebte dergeſtalt ordent- lich und ſtille, daß an ihrem gantzen Lebens-Wan- del nichts auszuſetzen war. Jhr Vergnuͤgen aber ſuchte ſie zu gewiſſen Zeiten auf der Jagd und bey dem Garten-Bau, als worinnen ich ihr zur Verbeſ- ſerung deſſelben verſchiedene Anweiſungen gab, die ihr nicht allein ſehr wohl gefielen, ſondern ſie ſpuͤrete auch gar bald die Luſt und den Nutzen davon. Unvermuthet kam der Fuͤrſt, ihr Gemahl, von Jſpahan zuruͤck, bezeigte ſich ungemein ver- gnuͤgt, ſeine Gemahlin in ſo gutem Wohlſtande und beſſerer Verfaſſung anzutreffen, brachte auch derſelben recht ungemein koſtbare Geſchencke mit; ja auch die allergeringſten Bedienten wurden von ihm ſehr reichlich beſchenckt. Er hielt ſich damahls 2. gantzer Jahre in ſeiner Reſidentz bey ſeiner Ge- mahlin auf, und binnen dieſer Zeit wurde gegen- waͤrtige Printzeßin Mirzamanda von meiner wer- then Fuͤrſtin zur Welt gebracht. Als nun jetzt ge- meldter Fuͤrſtin die Geburths-Schmertzen anka- men, (f f) 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/461
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/461>, abgerufen am 25.11.2024.