bald wieder, wir aber sahen in der Kürtze auf dem Kopffe verschiedene ziemlich grosse Brand-Blasen auflauffen, weßwegen wir ihr denn ihre Haube aufsetzen wolten; allein, sie wolte es durchaus nicht leiden, sondern stund im blossen Kopffe auf, gieng auf ihren Herrn Vater zu, und küssete ihm die Hand. Dieser sprach zu ihr: Siehe, meine Tochter! nun bist du mit Feuer getaufft, und diese Feuer-Tauffe, ob sie dir gleich etwas schmertzlich gewesen, soll dir doch wohl bes- ser gerathen und nutzen, als die schlechte Wasser-Tauffe. Hierauf versetzte die hertzhaffte Printzeßin: Jch habe die Hoffnung zu mei- nem Erlöser, JEsu CHristo, daß mir diese marterhaffte Feuer-Tauffe an meiner Seelen- Seeligkeit nicht schaden, sondern er mich, Vermöge seines Wortes, durch die Wasser- Tauffe und den wahren Glauben an ihn, den ich in meinem Hertzen hege, nach mei- nem Tode zu sich in sein Paradieß nehmen werde.
Man sahe es dem Fürsten an seinen Augen an, daß er über diese Antwort seiner Tochter vor Zorn, Gifft und Galle fast hätte platzen und ber- sten mögen, jedoch er gieng gantz stillschweigend fort, und wie wir aus den Fenstern sehen konten, in dem Blumen-Garten in tieffen Gedancken spa- tzieren herum.
Wenige Stunden nach dieser Begebenheit, da meine Augen noch lange nicht trocken waren, wur- den uns beyden so viel der besten Speisen und Wein zugebracht, daß sich mehr als 10. Personen damit
sätti-
bald wieder, wir aber ſahen in der Kuͤrtze auf dem Kopffe verſchiedene ziemlich groſſe Brand-Blaſen auflauffen, weßwegen wir ihr denn ihre Haube aufſetzen wolten; allein, ſie wolte es durchaus nicht leiden, ſondern ſtund im bloſſen Kopffe auf, gieng auf ihren Herrn Vater zu, und kuͤſſete ihm die Hand. Dieſer ſprach zu ihr: Siehe, meine Tochter! nun biſt du mit Feuer getaufft, und dieſe Feuer-Tauffe, ob ſie dir gleich etwas ſchmertzlich geweſen, ſoll dir doch wohl beſ- ſer gerathen und nutzen, als die ſchlechte Waſſer-Tauffe. Hierauf verſetzte die hertzhaffte Printzeßin: Jch habe die Hoffnung zu mei- nem Erloͤſer, JEſu CHriſto, daß mir dieſe marterhaffte Feuer-Tauffe an meiner Seelen- Seeligkeit nicht ſchaden, ſondern er mich, Vermoͤge ſeines Wortes, durch die Waſſer- Tauffe und den wahren Glauben an ihn, den ich in meinem Hertzen hege, nach mei- nem Tode zu ſich in ſein Paradieß nehmen werde.
Man ſahe es dem Fuͤrſten an ſeinen Augen an, daß er uͤber dieſe Antwort ſeiner Tochter vor Zorn, Gifft und Galle faſt haͤtte platzen und ber- ſten moͤgen, jedoch er gieng gantz ſtillſchweigend fort, und wie wir aus den Fenſtern ſehen konten, in dem Blumen-Garten in tieffen Gedancken ſpa- tzieren herum.
Wenige Stunden nach dieſer Begebenheit, da meine Augen noch lange nicht trocken waren, wur- den uns beyden ſo viel der beſten Speiſen uñ Wein zugebracht, daß ſich mehr als 10. Perſonen damit
ſaͤtti-
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bald wieder, wir aber ſahen in der Kuͤrtze auf dem
Kopffe verſchiedene ziemlich groſſe Brand-Blaſen
auflauffen, weßwegen wir ihr denn ihre Haube
aufſetzen wolten; allein, ſie wolte es durchaus nicht
leiden, ſondern ſtund im bloſſen Kopffe auf, gieng
auf ihren Herrn Vater zu, und kuͤſſete ihm die
Hand. Dieſer ſprach zu ihr: Siehe, meine
Tochter! nun biſt du mit Feuer getaufft, und
dieſe Feuer-Tauffe, ob ſie dir gleich etwas
ſchmertzlich geweſen, ſoll dir doch wohl beſ-
ſer gerathen und nutzen, als die ſchlechte
Waſſer-Tauffe. Hierauf verſetzte die hertzhaffte
Printzeßin: Jch habe die Hoffnung zu mei-
nem Erloͤſer, JEſu CHriſto, daß mir dieſe
marterhaffte Feuer-Tauffe an meiner Seelen-
Seeligkeit nicht ſchaden, ſondern er mich,
Vermoͤge ſeines Wortes, durch die Waſſer-
Tauffe und den wahren Glauben an ihn,
den ich in meinem Hertzen hege, nach mei-
nem Tode zu ſich in ſein Paradieß nehmen
werde.
Man ſahe es dem Fuͤrſten an ſeinen Augen
an, daß er uͤber dieſe Antwort ſeiner Tochter vor
Zorn, Gifft und Galle faſt haͤtte platzen und ber-
ſten moͤgen, jedoch er gieng gantz ſtillſchweigend
fort, und wie wir aus den Fenſtern ſehen konten,
in dem Blumen-Garten in tieffen Gedancken ſpa-
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Wenige Stunden nach dieſer Begebenheit, da
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/480>, abgerufen am 27.11.2024.
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