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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Körbe mit den Lebens-Mitteln trugen, stelleten sich er-
müdeter an, als Mirzamanda und ich, weßwegen,
da diese Printzeßin vermerckte, wie die faulen Mäg-
de eben keine besondere Lust bezeigten, weiter mit uns
zu gehen, einer jeden Magd einen diamantenen Ring
nebst 2. Händen voll allerley güldener und silberner
Müntz-Sorten gab, und sie damit umzukehren be-
urlaubte; jedoch musten sie uns den meisten Theil
der Lebens-Mittel zurück lassen, als welche wir selb-
sten, so gutwir nur immer konten, in unsere langen
Pilgrims-Kleider einpackten.

Ob nun schon der fürchterliche dicke Wald glück-
lich von uns zurück gelegt war, und wir unsern fer-
nern Weg nach dem grossen Gebürge zu nahmen,
als welches Gebürge, so zu sagen, die Gräntz-Schei-
dung des Groß-Mogulschen-Gebieths ist; so gerie-
then wir binnen 4. Tagen, jedoch gantz ohnvermerckt,
in eine weit grössere Gefahr, nemlich in eine gantze
Sand-See, welche wir kaum übersehen konten, und
zum öfftern biß über die Knie darinnen baden mu-
sten. Mein Rath war, umzukehren, und uns viel-
lieber wieder in den dicken Wald zu begeben, allwo
wir doch einige frische Wasser-Bächlein, ingleichen
gute Kräuter und Wurtzeln zu unserer Nahrung
antreffen könten, indem unsere Lebens-Mittel auf
die Neige gehen wolten; Allein Mirzamanda war
nicht zurück zu bringen, sondern badete immer im
Sande fort, biß wir endlich die Haut von unsern
Schenckeln dergestalt abziehen konten, als ob die-
selbe mit siedenden Wasser verbrandt wäre. Ja,
wir konten bey Tages-Zeit auf dem Sande, wegen
grosser Hitze, weder stehend noch liegend, die gering-

ste
(h h) 4

Koͤrbe mit den Lebens-Mitteln trugen, ſtelleten ſich er-
muͤdeter an, als Mirzamanda und ich, weßwegen,
da dieſe Printzeßin vermerckte, wie die faulen Maͤg-
de eben keine beſondere Luſt bezeigten, weiter mit uns
zu gehen, einer jeden Magd einen diamantenen Ring
nebſt 2. Haͤnden voll allerley guͤldener und ſilberner
Muͤntz-Sorten gab, und ſie damit umzukehren be-
urlaubte; jedoch muſten ſie uns den meiſten Theil
der Lebens-Mittel zuruͤck laſſen, als welche wir ſelb-
ſten, ſo gutwir nur immer konten, in unſere langen
Pilgrims-Kleider einpackten.

Ob nun ſchon der fuͤrchterliche dicke Wald gluͤck-
lich von uns zuruͤck gelegt war, und wir unſern fer-
nern Weg nach dem groſſen Gebuͤrge zu nahmen,
als welches Gebuͤrge, ſo zu ſagen, die Graͤntz-Schei-
dung des Groß-Mogulſchen-Gebieths iſt; ſo gerie-
then wir binnen 4. Tagen, jedoch gantz ohnvermerckt,
in eine weit groͤſſere Gefahr, nemlich in eine gantze
Sand-See, welche wir kaum uͤberſehen konten, und
zum oͤfftern biß uͤber die Knie darinnen baden mu-
ſten. Mein Rath war, umzukehren, und uns viel-
lieber wieder in den dicken Wald zu begeben, allwo
wir doch einige friſche Waſſer-Baͤchlein, ingleichen
gute Kraͤuter und Wurtzeln zu unſerer Nahrung
antreffen koͤnten, indem unſere Lebens-Mittel auf
die Neige gehen wolten; Allein Mirzamanda war
nicht zuruͤck zu bringen, ſondern badete immer im
Sande fort, biß wir endlich die Haut von unſern
Schenckeln dergeſtalt abziehen konten, als ob die-
ſelbe mit ſiedenden Waſſer verbrandt waͤre. Ja,
wir konten bey Tages-Zeit auf dem Sande, wegen
groſſer Hitze, weder ſtehend noch liegend, die gering-

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[487/0497] Koͤrbe mit den Lebens-Mitteln trugen, ſtelleten ſich er- muͤdeter an, als Mirzamanda und ich, weßwegen, da dieſe Printzeßin vermerckte, wie die faulen Maͤg- de eben keine beſondere Luſt bezeigten, weiter mit uns zu gehen, einer jeden Magd einen diamantenen Ring nebſt 2. Haͤnden voll allerley guͤldener und ſilberner Muͤntz-Sorten gab, und ſie damit umzukehren be- urlaubte; jedoch muſten ſie uns den meiſten Theil der Lebens-Mittel zuruͤck laſſen, als welche wir ſelb- ſten, ſo gutwir nur immer konten, in unſere langen Pilgrims-Kleider einpackten. Ob nun ſchon der fuͤrchterliche dicke Wald gluͤck- lich von uns zuruͤck gelegt war, und wir unſern fer- nern Weg nach dem groſſen Gebuͤrge zu nahmen, als welches Gebuͤrge, ſo zu ſagen, die Graͤntz-Schei- dung des Groß-Mogulſchen-Gebieths iſt; ſo gerie- then wir binnen 4. Tagen, jedoch gantz ohnvermerckt, in eine weit groͤſſere Gefahr, nemlich in eine gantze Sand-See, welche wir kaum uͤberſehen konten, und zum oͤfftern biß uͤber die Knie darinnen baden mu- ſten. Mein Rath war, umzukehren, und uns viel- lieber wieder in den dicken Wald zu begeben, allwo wir doch einige friſche Waſſer-Baͤchlein, ingleichen gute Kraͤuter und Wurtzeln zu unſerer Nahrung antreffen koͤnten, indem unſere Lebens-Mittel auf die Neige gehen wolten; Allein Mirzamanda war nicht zuruͤck zu bringen, ſondern badete immer im Sande fort, biß wir endlich die Haut von unſern Schenckeln dergeſtalt abziehen konten, als ob die- ſelbe mit ſiedenden Waſſer verbrandt waͤre. Ja, wir konten bey Tages-Zeit auf dem Sande, wegen groſſer Hitze, weder ſtehend noch liegend, die gering- ſte (h h) 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/497>, abgerufen am 22.11.2024.