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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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chen Europaeischen so genannten Geistlichen oder
Theologis, was Glauben, Lehre und Leben anbe-
langet, keiner Haare breit nachgeben, sondern
manchem vielmehr die Spitze biethen sollen, ohn-
geachtet sie niemahls auf eine so genannte Uni-
versit
ät gekommen, sondern nur von unsern 3.
Geistlichen, hernach auch von uns andern in die-
sen und jenen Künsten und Wissenschafften, son-
derlich aber in allerley Sprachen unterrichtet wor-
den; Allein, hierbey habe ich hauptsächlich be-
merckt, was ein unermüdeter Fleiß in Lesung gu-
ter Bücher, und über dieses alles die Gabe des
heiligen Geistes würcken und ausrichten kan.
Unterdessen ist unsere Haupt-Kirche auf dem Pla-
tze unter der Alberts-Burg, wie ihr mein lieber
Capitain Horn sehet, annoch in ihren vorigen
Ehren und Würden, ja noch in weit besserm Stan-
de, als ihr dieselbe vor| eurer Abreise gesehen, und
es wird der Gottesdienst so wohl Sonn-als
Fest-Tags, nach wie vor, darinnen gehalten, auch
jederzeit das Signal mit einem Carthaunen-
Schusse und Läutung der Glocken gegeben, da sich
denn ein jedes nach seinem Belieben einstellen kan,
denen Krancken, Müden und Matten aber wird
gar nicht verarget, wenn sie zu Hause bleiben, und
den Gottesdienst in ihrer Pflantzstadts-Kirche ab-
warten.

Hierbey muß ich gedencken, daß ich nunmeh-
ro unsere Pflantzstädte, mit gröstem Rechte, Städ-
te nennen kan: denn ihr, mein lieber Bruder
Horn! habet dieselben nur noch als kleine Dörffer
verlassen; aber gebt euch einmahl die Mühe, die-

selben

chen Europæiſchen ſo genannten Geiſtlichen oder
Theologis, was Glauben, Lehre und Leben anbe-
langet, keiner Haare breit nachgeben, ſondern
manchem vielmehr die Spitze biethen ſollen, ohn-
geachtet ſie niemahls auf eine ſo genannte Uni-
verſit
aͤt gekommen, ſondern nur von unſern 3.
Geiſtlichen, hernach auch von uns andern in die-
ſen und jenen Kuͤnſten und Wiſſenſchafften, ſon-
derlich aber in allerley Sprachen unterrichtet wor-
den; Allein, hierbey habe ich hauptſaͤchlich be-
merckt, was ein unermuͤdeter Fleiß in Leſung gu-
ter Buͤcher, und uͤber dieſes alles die Gabe des
heiligen Geiſtes wuͤrcken und ausrichten kan.
Unterdeſſen iſt unſere Haupt-Kirche auf dem Pla-
tze unter der Alberts-Burg, wie ihr mein lieber
Capitain Horn ſehet, annoch in ihren vorigen
Ehren und Wuͤrden, ja noch in weit beſſerm Stan-
de, als ihr dieſelbe vor| eurer Abreiſe geſehen, und
es wird der Gottesdienſt ſo wohl Sonn-als
Feſt-Tags, nach wie vor, darinnen gehalten, auch
jederzeit das Signal mit einem Carthaunen-
Schuſſe und Laͤutung der Glocken gegeben, da ſich
denn ein jedes nach ſeinem Belieben einſtellen kan,
denen Krancken, Muͤden und Matten aber wird
gar nicht verarget, wenn ſie zu Hauſe bleiben, und
den Gottesdienſt in ihrer Pflantzſtadts-Kirche ab-
warten.

Hierbey muß ich gedencken, daß ich nunmeh-
ro unſere Pflantzſtaͤdte, mit groͤſtem Rechte, Staͤd-
te nennen kan: denn ihr, mein lieber Bruder
Horn! habet dieſelben nur noch als kleine Doͤrffer
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[516/0526] chen Europæiſchen ſo genannten Geiſtlichen oder Theologis, was Glauben, Lehre und Leben anbe- langet, keiner Haare breit nachgeben, ſondern manchem vielmehr die Spitze biethen ſollen, ohn- geachtet ſie niemahls auf eine ſo genannte Uni- verſitaͤt gekommen, ſondern nur von unſern 3. Geiſtlichen, hernach auch von uns andern in die- ſen und jenen Kuͤnſten und Wiſſenſchafften, ſon- derlich aber in allerley Sprachen unterrichtet wor- den; Allein, hierbey habe ich hauptſaͤchlich be- merckt, was ein unermuͤdeter Fleiß in Leſung gu- ter Buͤcher, und uͤber dieſes alles die Gabe des heiligen Geiſtes wuͤrcken und ausrichten kan. Unterdeſſen iſt unſere Haupt-Kirche auf dem Pla- tze unter der Alberts-Burg, wie ihr mein lieber Capitain Horn ſehet, annoch in ihren vorigen Ehren und Wuͤrden, ja noch in weit beſſerm Stan- de, als ihr dieſelbe vor| eurer Abreiſe geſehen, und es wird der Gottesdienſt ſo wohl Sonn-als Feſt-Tags, nach wie vor, darinnen gehalten, auch jederzeit das Signal mit einem Carthaunen- Schuſſe und Laͤutung der Glocken gegeben, da ſich denn ein jedes nach ſeinem Belieben einſtellen kan, denen Krancken, Muͤden und Matten aber wird gar nicht verarget, wenn ſie zu Hauſe bleiben, und den Gottesdienſt in ihrer Pflantzſtadts-Kirche ab- warten. Hierbey muß ich gedencken, daß ich nunmeh- ro unſere Pflantzſtaͤdte, mit groͤſtem Rechte, Staͤd- te nennen kan: denn ihr, mein lieber Bruder Horn! habet dieſelben nur noch als kleine Doͤrffer verlaſſen; aber gebt euch einmahl die Muͤhe, die- ſelben

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/526>, abgerufen am 21.11.2024.