Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebens, oder sonst ein naher mit demselben sym-
pathisir
enden Theile, entweder durch einen böß-
artigen Dampff und Dunst, oder durch einige
traurige Gemüths-Bewegungen Noth leide, wel-
che durch ihre tyrannischen Eindrückungen den
Sitz des Lebens als seinen eigenthümlichen uhr-
sprünglichen Wohnplatz beunruhiget, maassen,
die Seele und das Leben uhrsprünglich an einer-
ley Orte ihren Sitz haben. Der lebendige Archae-
us
ist gleichsam der Vulcanus im Menschen, der
die Wärme des Lebens seine gantze Lebens-Zeit
über erwecket und erhält, und der bey guten gesun-
den Tagen in guter Ordnung und vernünfftig
handelt; hergegen, wenn er in Unordnung gebracht
worden, gleichsam rasend wird.

Der vierdte Götze ist ein ergrimmter Mensch,
der etwas mit einer Keule zerschlagen will. Und
dieses stellet nunmehro den rasenden Archaeum
# vor, oder die den Mißbrauch der Crea-
turen rächende Natur. Diese Eigenschafft des
Archaei erweckt allerdings das unordentliche Le-
ben eines Menschen, der mit Fressen und Sauffen
und allerley Wollüsten in sich hinein stürmet, auch
durch allerley Affecten, Sorge, Furcht, Beküm-
merniß, dem Archaeo eine widrige Empfindung
eindrücket. Und weil er durch diese Empfindung
meldet, daß sein Sitz und Wohnplatz nicht im
Stande ist, diese belästigende Idee zu ertragen;
So wird er gewaltig erbittert, setzt wegen dieses
entweder wahrhafftigen, oder durch die Ideen cau-

sirten

Lebens, oder ſonſt ein naher mit demſelben ſym-
pathiſir
enden Theile, entweder durch einen boͤß-
artigen Dampff und Dunſt, oder durch einige
traurige Gemuͤths-Bewegungen Noth leide, wel-
che durch ihre tyranniſchen Eindruͤckungen den
Sitz des Lebens als ſeinen eigenthuͤmlichen uhr-
ſpruͤnglichen Wohnplatz beunruhiget, maaſſen,
die Seele und das Leben uhrſpruͤnglich an einer-
ley Orte ihren Sitz haben. Der lebendige Archæ-
us
iſt gleichſam der Vulcanus im Menſchen, der
die Waͤrme des Lebens ſeine gantze Lebens-Zeit
uͤber erwecket und erhaͤlt, und der bey guten geſun-
den Tagen in guter Ordnung und vernuͤnfftig
handelt; hergegen, wenn er in Unordnung gebracht
worden, gleichſam raſend wird.

Der vierdte Goͤtze iſt ein ergrim̃ter Menſch,
der etwas mit einer Keule zerſchlagen will. Und
dieſes ſtellet nunmehro den raſenden Archæum
# vor, oder die den Mißbrauch der Crea-
turen raͤchende Natur. Dieſe Eigenſchafft des
Archæi erweckt allerdings das unordentliche Le-
ben eines Menſchen, der mit Freſſen und Sauffen
und allerley Wolluͤſten in ſich hinein ſtuͤrmet, auch
durch allerley Affecten, Sorge, Furcht, Bekuͤm-
merniß, dem Archæo eine widrige Empfindung
eindruͤcket. Und weil er durch dieſe Empfindung
meldet, daß ſein Sitz und Wohnplatz nicht im
Stande iſt, dieſe belaͤſtigende Idee zu ertragen;
So wird er gewaltig erbittert, ſetzt wegen dieſes
entweder wahrhafftigen, oder durch die Ideen cau-

ſirten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0564" n="554"/>
Lebens, oder &#x017F;on&#x017F;t ein naher mit dem&#x017F;elben <hi rendition="#aq">&#x017F;ym-<lb/>
pathi&#x017F;ir</hi>enden Theile, entweder durch einen bo&#x0364;ß-<lb/>
artigen Dampff und Dun&#x017F;t, oder durch einige<lb/>
traurige Gemu&#x0364;ths-Bewegungen Noth leide, wel-<lb/>
che durch ihre tyranni&#x017F;chen Eindru&#x0364;ckungen den<lb/>
Sitz des Lebens als &#x017F;einen eigenthu&#x0364;mlichen uhr-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;nglichen Wohnplatz beunruhiget, maa&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
die Seele und das Leben uhr&#x017F;pru&#x0364;nglich an einer-<lb/>
ley Orte ihren Sitz haben. Der lebendige <hi rendition="#aq">Archæ-<lb/>
us</hi> i&#x017F;t gleich&#x017F;am der <hi rendition="#aq">Vulcanus</hi> im Men&#x017F;chen, der<lb/>
die Wa&#x0364;rme des Lebens &#x017F;eine gantze Lebens-Zeit<lb/>
u&#x0364;ber erwecket und erha&#x0364;lt, und der bey guten ge&#x017F;un-<lb/>
den Tagen in guter Ordnung und vernu&#x0364;nfftig<lb/>
handelt; hergegen, wenn er in Unordnung gebracht<lb/>
worden, gleich&#x017F;am ra&#x017F;end wird.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Der vierdte Go&#x0364;tze</hi> i&#x017F;t ein ergrim&#x0303;ter Men&#x017F;ch,<lb/>
der etwas mit einer Keule zer&#x017F;chlagen will. Und<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;tellet nunmehro den ra&#x017F;enden <hi rendition="#aq">Archæum</hi><lb/>
# vor, oder die den Mißbrauch der Crea-<lb/>
turen ra&#x0364;chende Natur. Die&#x017F;e Eigen&#x017F;chafft des<lb/><hi rendition="#aq">Archæi</hi> erweckt allerdings das unordentliche Le-<lb/>
ben eines Men&#x017F;chen, der mit Fre&#x017F;&#x017F;en und Sauffen<lb/>
und allerley Wollu&#x0364;&#x017F;ten in &#x017F;ich hinein &#x017F;tu&#x0364;rmet, auch<lb/>
durch allerley <hi rendition="#aq">Affect</hi>en, Sorge, Furcht, Beku&#x0364;m-<lb/>
merniß, dem <hi rendition="#aq">Archæo</hi> eine widrige Empfindung<lb/>
eindru&#x0364;cket. Und weil er durch die&#x017F;e Empfindung<lb/>
meldet, daß &#x017F;ein Sitz und Wohnplatz nicht im<lb/>
Stande i&#x017F;t, die&#x017F;e bela&#x0364;&#x017F;tigende <hi rendition="#aq">Idee</hi> zu ertragen;<lb/>
So wird er gewaltig erbittert, &#x017F;etzt wegen die&#x017F;es<lb/>
entweder wahrhafftigen, oder durch die <hi rendition="#aq">Ideen cau-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;ir</hi>ten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[554/0564] Lebens, oder ſonſt ein naher mit demſelben ſym- pathiſirenden Theile, entweder durch einen boͤß- artigen Dampff und Dunſt, oder durch einige traurige Gemuͤths-Bewegungen Noth leide, wel- che durch ihre tyranniſchen Eindruͤckungen den Sitz des Lebens als ſeinen eigenthuͤmlichen uhr- ſpruͤnglichen Wohnplatz beunruhiget, maaſſen, die Seele und das Leben uhrſpruͤnglich an einer- ley Orte ihren Sitz haben. Der lebendige Archæ- us iſt gleichſam der Vulcanus im Menſchen, der die Waͤrme des Lebens ſeine gantze Lebens-Zeit uͤber erwecket und erhaͤlt, und der bey guten geſun- den Tagen in guter Ordnung und vernuͤnfftig handelt; hergegen, wenn er in Unordnung gebracht worden, gleichſam raſend wird. Der vierdte Goͤtze iſt ein ergrim̃ter Menſch, der etwas mit einer Keule zerſchlagen will. Und dieſes ſtellet nunmehro den raſenden Archæum # vor, oder die den Mißbrauch der Crea- turen raͤchende Natur. Dieſe Eigenſchafft des Archæi erweckt allerdings das unordentliche Le- ben eines Menſchen, der mit Freſſen und Sauffen und allerley Wolluͤſten in ſich hinein ſtuͤrmet, auch durch allerley Affecten, Sorge, Furcht, Bekuͤm- merniß, dem Archæo eine widrige Empfindung eindruͤcket. Und weil er durch dieſe Empfindung meldet, daß ſein Sitz und Wohnplatz nicht im Stande iſt, dieſe belaͤſtigende Idee zu ertragen; So wird er gewaltig erbittert, ſetzt wegen dieſes entweder wahrhafftigen, oder durch die Ideen cau- ſirten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/564
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/564>, abgerufen am 21.11.2024.