Lebens, oder sonst ein naher mit demselben sym- pathisirenden Theile, entweder durch einen böß- artigen Dampff und Dunst, oder durch einige traurige Gemüths-Bewegungen Noth leide, wel- che durch ihre tyrannischen Eindrückungen den Sitz des Lebens als seinen eigenthümlichen uhr- sprünglichen Wohnplatz beunruhiget, maassen, die Seele und das Leben uhrsprünglich an einer- ley Orte ihren Sitz haben. Der lebendige Archae- us ist gleichsam der Vulcanus im Menschen, der die Wärme des Lebens seine gantze Lebens-Zeit über erwecket und erhält, und der bey guten gesun- den Tagen in guter Ordnung und vernünfftig handelt; hergegen, wenn er in Unordnung gebracht worden, gleichsam rasend wird.
Der vierdte Götze ist ein ergrimmter Mensch, der etwas mit einer Keule zerschlagen will. Und dieses stellet nunmehro den rasenden Archaeum # vor, oder die den Mißbrauch der Crea- turen rächende Natur. Diese Eigenschafft des Archaei erweckt allerdings das unordentliche Le- ben eines Menschen, der mit Fressen und Sauffen und allerley Wollüsten in sich hinein stürmet, auch durch allerley Affecten, Sorge, Furcht, Beküm- merniß, dem Archaeo eine widrige Empfindung eindrücket. Und weil er durch diese Empfindung meldet, daß sein Sitz und Wohnplatz nicht im Stande ist, diese belästigende Idee zu ertragen; So wird er gewaltig erbittert, setzt wegen dieses entweder wahrhafftigen, oder durch die Ideen cau-
sirten
Lebens, oder ſonſt ein naher mit demſelben ſym- pathiſirenden Theile, entweder durch einen boͤß- artigen Dampff und Dunſt, oder durch einige traurige Gemuͤths-Bewegungen Noth leide, wel- che durch ihre tyranniſchen Eindruͤckungen den Sitz des Lebens als ſeinen eigenthuͤmlichen uhr- ſpruͤnglichen Wohnplatz beunruhiget, maaſſen, die Seele und das Leben uhrſpruͤnglich an einer- ley Orte ihren Sitz haben. Der lebendige Archæ- us iſt gleichſam der Vulcanus im Menſchen, der die Waͤrme des Lebens ſeine gantze Lebens-Zeit uͤber erwecket und erhaͤlt, und der bey guten geſun- den Tagen in guter Ordnung und vernuͤnfftig handelt; hergegen, wenn er in Unordnung gebracht worden, gleichſam raſend wird.
Der vierdte Goͤtze iſt ein ergrim̃ter Menſch, der etwas mit einer Keule zerſchlagen will. Und dieſes ſtellet nunmehro den raſenden Archæum # vor, oder die den Mißbrauch der Crea- turen raͤchende Natur. Dieſe Eigenſchafft des Archæi erweckt allerdings das unordentliche Le- ben eines Menſchen, der mit Freſſen und Sauffen und allerley Wolluͤſten in ſich hinein ſtuͤrmet, auch durch allerley Affecten, Sorge, Furcht, Bekuͤm- merniß, dem Archæo eine widrige Empfindung eindruͤcket. Und weil er durch dieſe Empfindung meldet, daß ſein Sitz und Wohnplatz nicht im Stande iſt, dieſe belaͤſtigende Idee zu ertragen; So wird er gewaltig erbittert, ſetzt wegen dieſes entweder wahrhafftigen, oder durch die Ideen cau-
ſirten
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Lebens, oder ſonſt ein naher mit demſelben ſym-
pathiſirenden Theile, entweder durch einen boͤß-
artigen Dampff und Dunſt, oder durch einige
traurige Gemuͤths-Bewegungen Noth leide, wel-
che durch ihre tyranniſchen Eindruͤckungen den
Sitz des Lebens als ſeinen eigenthuͤmlichen uhr-
ſpruͤnglichen Wohnplatz beunruhiget, maaſſen,
die Seele und das Leben uhrſpruͤnglich an einer-
ley Orte ihren Sitz haben. Der lebendige Archæ-
us iſt gleichſam der Vulcanus im Menſchen, der
die Waͤrme des Lebens ſeine gantze Lebens-Zeit
uͤber erwecket und erhaͤlt, und der bey guten geſun-
den Tagen in guter Ordnung und vernuͤnfftig
handelt; hergegen, wenn er in Unordnung gebracht
worden, gleichſam raſend wird.
Der vierdte Goͤtze iſt ein ergrim̃ter Menſch,
der etwas mit einer Keule zerſchlagen will. Und
dieſes ſtellet nunmehro den raſenden Archæum
# vor, oder die den Mißbrauch der Crea-
turen raͤchende Natur. Dieſe Eigenſchafft des
Archæi erweckt allerdings das unordentliche Le-
ben eines Menſchen, der mit Freſſen und Sauffen
und allerley Wolluͤſten in ſich hinein ſtuͤrmet, auch
durch allerley Affecten, Sorge, Furcht, Bekuͤm-
merniß, dem Archæo eine widrige Empfindung
eindruͤcket. Und weil er durch dieſe Empfindung
meldet, daß ſein Sitz und Wohnplatz nicht im
Stande iſt, dieſe belaͤſtigende Idee zu ertragen;
So wird er gewaltig erbittert, ſetzt wegen dieſes
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/564>, abgerufen am 21.11.2024.
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