"Jn Gestalten olympisches Lichts; ihr ir- discher Leib lag "Unter dem Staub der Erde verwest, verzetelt und finster.
So kann ein Leib verzetelt und finster liegen? Ein olympisches Gezelt, und eine olympi- sche Schlafkammer sind hübsche Wohnungen. Noah, 302 S. Hier sind viel olympische Sächelchen; der Leser beliebe nur den ganzen Murmelthierkasten, olympischen Murmelthier- kasten, nachzusehen. Auch ist hier das Dunkel der menschlichen Farbe; auch steigt der Mensch auf zu kleinen Engelsgedanken, und der En- gel herunter zu großen Menschengedanken. Wir halten es mit den großen Menschengedan- ken; die nämlich sind allezeit größer, als kleine Engelsgedanken. Jn eben dem Kasten klinget der Harfenton der menschlichen Stimme; da- her wir uns denn auf einen Geigeton freuen. Ach! auch ein Sopha, oder Cannape für den Hn. Raphael; denn die Engel sitzen auch gern weich:
"Raphael saß zu ihm auf ein Sopha, und hielt nicht für nöthig, "Seinen Reden erst sorgsam des Menschen Ohr zu erbitten. Noah, 303 S.
Noah wäre auch nicht gescheidt gewesen, hätte er ihm sein Ohr gegeben: es wächset nicht wieder, wie eine Kredsscheere.
"-- Das Auge "Gottes, das eines Gesellen nicht mangelt, --
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“Jn Geſtalten olympiſches Lichts; ihr ir- diſcher Leib lag “Unter dem Staub der Erde verweſt, verzetelt und finſter.
So kann ein Leib verzetelt und finſter liegen? Ein olympiſches Gezelt, und eine olympi- ſche Schlafkammer ſind huͤbſche Wohnungen. Noah, 302 S. Hier ſind viel olympiſche Saͤchelchen; der Leſer beliebe nur den ganzen Murmelthierkaſten, olympiſchen Murmelthier- kaſten, nachzuſehen. Auch iſt hier das Dunkel der menſchlichen Farbe; auch ſteigt der Menſch auf zu kleinen Engelsgedanken, und der En- gel herunter zu großen Menſchengedanken. Wir halten es mit den großen Menſchengedan- ken; die naͤmlich ſind allezeit groͤßer, als kleine Engelsgedanken. Jn eben dem Kaſten klinget der Harfenton der menſchlichen Stimme; da- her wir uns denn auf einen Geigeton freuen. Ach! auch ein Sopha, oder Cannape fuͤr den Hn. Raphael; denn die Engel ſitzen auch gern weich:
“Raphael ſaß zu ihm auf ein Sopha, und hielt nicht fuͤr noͤthig, “Seinen Reden erſt ſorgſam des Menſchen Ohr zu erbitten. Noah, 303 S.
Noah waͤre auch nicht geſcheidt geweſen, haͤtte er ihm ſein Ohr gegeben: es waͤchſet nicht wieder, wie eine Kredsſcheere.
“— Das Auge “Gottes, das eines Geſellen nicht mangelt, —
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“Jn Geſtalten olympiſches Lichts; ihr ir-
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und finſter.
So kann ein Leib verzetelt und finſter liegen?
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Saͤchelchen; der Leſer beliebe nur den ganzen
Murmelthierkaſten, olympiſchen Murmelthier-
kaſten, nachzuſehen. Auch iſt hier das Dunkel
der menſchlichen Farbe; auch ſteigt der Menſch
auf zu kleinen Engelsgedanken, und der En-
gel herunter zu großen Menſchengedanken.
Wir halten es mit den großen Menſchengedan-
ken; die naͤmlich ſind allezeit groͤßer, als kleine
Engelsgedanken. Jn eben dem Kaſten klinget
der Harfenton der menſchlichen Stimme; da-
her wir uns denn auf einen Geigeton freuen.
Ach! auch ein Sopha, oder Cannape fuͤr den
Hn. Raphael; denn die Engel ſitzen auch gern
weich:
“Raphael ſaß zu ihm auf ein Sopha, und
hielt nicht fuͤr noͤthig,
“Seinen Reden erſt ſorgſam des Menſchen
Ohr zu erbitten. Noah, 303 S.
Noah waͤre auch nicht geſcheidt geweſen, haͤtte er
ihm ſein Ohr gegeben: es waͤchſet nicht wieder,
wie eine Kredsſcheere.
“— Das Auge
“Gottes, das eines Geſellen nicht mangelt, —
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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