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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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zu Anfang des dritten Jahrhunderts eines der
sieben Reiche beherrschte, in welche damals das jezt
in seiner Einheit so mächtige England sich zertheilte.
Er sowohl als seine Gemalin, obgleich von Heiden
umgeben, hatten schon früher zum Christenthum sich
bekannt und erzogen auch ihre Tochter in diesem
sie beglückenden Glauben. Fromm und gläubig
wuchs die Prinzessin heran, bis in ihrem sechzehnten
Jahre ihre sich immer herrlicher entfaltende Schön-
heit die Aufmerksamkeit der benachbarten heidnischen
Könige auf sich zog und Heirathsanträge sie von
allen Seiten zu verfolgen begannen. Dem frommen
Kinde schauderte vor einer Verbindung, die sie in
Übung ihrer Religionspflichten stören konnte; ängst-
lich um Rettung flehend wandte sie sich zu Gott,
und eine himmlische Erscheinung ward ihr zum Trost.
Diese forderte sie auf, in weit entfernte Länder
zu ziehen, und dort in frommer Ergebung die Ent-
wickelung ihres Schicksals zu erwarten. Ursula war
mit Freuden bereit, dem ernsten Rufe unbedingt
Folge zu leisten, und ihre frommen Eltern, weit
entfernt, ihr irgend ein Hinderniß in den Weg zu


zu Anfang des dritten Jahrhunderts eines der
ſieben Reiche beherrſchte, in welche damals das jezt
in ſeiner Einheit ſo mächtige England ſich zertheilte.
Er ſowohl als ſeine Gemalin, obgleich von Heiden
umgeben, hatten ſchon früher zum Chriſtenthum ſich
bekannt und erzogen auch ihre Tochter in dieſem
ſie beglückenden Glauben. Fromm und gläubig
wuchs die Prinzeſſin heran, bis in ihrem ſechzehnten
Jahre ihre ſich immer herrlicher entfaltende Schön-
heit die Aufmerkſamkeit der benachbarten heidniſchen
Könige auf ſich zog und Heirathsanträge ſie von
allen Seiten zu verfolgen begannen. Dem frommen
Kinde ſchauderte vor einer Verbindung, die ſie in
Übung ihrer Religionspflichten ſtören konnte; ängſt-
lich um Rettung flehend wandte ſie ſich zu Gott,
und eine himmliſche Erſcheinung ward ihr zum Troſt.
Dieſe forderte ſie auf, in weit entfernte Länder
zu ziehen, und dort in frommer Ergebung die Ent-
wickelung ihres Schickſals zu erwarten. Urſula war
mit Freuden bereit, dem ernſten Rufe unbedingt
Folge zu leiſten, und ihre frommen Eltern, weit
entfernt, ihr irgend ein Hinderniß in den Weg zu

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[157/0169] zu Anfang des dritten Jahrhunderts eines der ſieben Reiche beherrſchte, in welche damals das jezt in ſeiner Einheit ſo mächtige England ſich zertheilte. Er ſowohl als ſeine Gemalin, obgleich von Heiden umgeben, hatten ſchon früher zum Chriſtenthum ſich bekannt und erzogen auch ihre Tochter in dieſem ſie beglückenden Glauben. Fromm und gläubig wuchs die Prinzeſſin heran, bis in ihrem ſechzehnten Jahre ihre ſich immer herrlicher entfaltende Schön- heit die Aufmerkſamkeit der benachbarten heidniſchen Könige auf ſich zog und Heirathsanträge ſie von allen Seiten zu verfolgen begannen. Dem frommen Kinde ſchauderte vor einer Verbindung, die ſie in Übung ihrer Religionspflichten ſtören konnte; ängſt- lich um Rettung flehend wandte ſie ſich zu Gott, und eine himmliſche Erſcheinung ward ihr zum Troſt. Dieſe forderte ſie auf, in weit entfernte Länder zu ziehen, und dort in frommer Ergebung die Ent- wickelung ihres Schickſals zu erwarten. Urſula war mit Freuden bereit, dem ernſten Rufe unbedingt Folge zu leiſten, und ihre frommen Eltern, weit entfernt, ihr irgend ein Hinderniß in den Weg zu

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/169>, abgerufen am 30.11.2024.