Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

dung mit Katharina von Bora, und war auch bei
der Verlobung und Vermählung dieses seltnen Paares
als Zeuge zugegen. Luther hingegen nahm dafür
auch seinerseits den herzlichsten Antheil an allen
trüben und freudigen Ereignissen in Lukas Kranachs
häuslichem Leben; sein Zuspruch war dem gebeug-
ten Vater vor Allem tröstlich, als Johann, Lukas
Kranachs ältester Sohn, im Jahr 1536 in Jtalien
starb, wohin er nach damaligem Gebrauch auf eine
der dortigen hohen Schulen gesandt worden war.
Und so strebten beide edle Männer einander gegen-
seitig in den Stürmen des Lebens aufrecht zu erhal-
ten. Jn der Entfernung suchten sie durch vertrau-
ten Briefwechsel in ununterbrochener Verbindung zu
bleiben, und immer fand jeder den andern zu
größern oder kleinern Dienstleistungen in freudiger
Bereitschaft. So zum Beispiel verschaffte Lukas
Kranach Martin Luthern aus dem kurfürstlichen
Schatze alle Gattungen farbiger Edelsteine zur An-
sicht, deren dieser bei seiner Übersetzung der Offen-
barung Johannis bedurfte und die er nachher wieder
nach Altenburg zurückschickte.

8 *

dung mit Katharina von Bora, und war auch bei
der Verlobung und Vermählung dieſes ſeltnen Paares
als Zeuge zugegen. Luther hingegen nahm dafür
auch ſeinerſeits den herzlichſten Antheil an allen
trüben und freudigen Ereigniſſen in Lukas Kranachs
häuslichem Leben; ſein Zuſpruch war dem gebeug-
ten Vater vor Allem tröſtlich, als Johann, Lukas
Kranachs älteſter Sohn, im Jahr 1536 in Jtalien
ſtarb, wohin er nach damaligem Gebrauch auf eine
der dortigen hohen Schulen geſandt worden war.
Und ſo ſtrebten beide edle Männer einander gegen-
ſeitig in den Stürmen des Lebens aufrecht zu erhal-
ten. Jn der Entfernung ſuchten ſie durch vertrau-
ten Briefwechſel in ununterbrochener Verbindung zu
bleiben, und immer fand jeder den andern zu
größern oder kleinern Dienſtleiſtungen in freudiger
Bereitſchaft. So zum Beiſpiel verſchaffte Lukas
Kranach Martin Luthern aus dem kurfürſtlichen
Schatze alle Gattungen farbiger Edelſteine zur An-
ſicht, deren dieſer bei ſeiner Überſetzung der Offen-
barung Johannis bedurfte und die er nachher wieder
nach Altenburg zurückſchickte.

8 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0125" n="115"/>
dung mit Katharina von Bora, und war auch bei<lb/>
der Verlobung und Vermählung die&#x017F;es &#x017F;eltnen Paares<lb/>
als Zeuge zugegen. Luther hingegen nahm dafür<lb/>
auch &#x017F;einer&#x017F;eits den herzlich&#x017F;ten Antheil an allen<lb/>
trüben und freudigen Ereigni&#x017F;&#x017F;en in Lukas Kranachs<lb/>
häuslichem Leben; &#x017F;ein Zu&#x017F;pruch war dem gebeug-<lb/>
ten Vater vor Allem trö&#x017F;tlich, als Johann, Lukas<lb/>
Kranachs älte&#x017F;ter Sohn, im Jahr 1536 in Jtalien<lb/>
&#x017F;tarb, wohin er nach damaligem Gebrauch auf eine<lb/>
der dortigen hohen Schulen ge&#x017F;andt worden war.<lb/>
Und &#x017F;o &#x017F;trebten beide edle Männer einander gegen-<lb/>
&#x017F;eitig in den Stürmen des Lebens aufrecht zu erhal-<lb/>
ten. Jn der Entfernung &#x017F;uchten &#x017F;ie durch vertrau-<lb/>
ten Briefwech&#x017F;el in ununterbrochener Verbindung zu<lb/>
bleiben, und immer fand jeder den andern zu<lb/>
größern oder kleinern Dien&#x017F;tlei&#x017F;tungen in freudiger<lb/>
Bereit&#x017F;chaft. So zum Bei&#x017F;piel ver&#x017F;chaffte Lukas<lb/>
Kranach Martin Luthern aus dem kurfür&#x017F;tlichen<lb/>
Schatze alle Gattungen farbiger Edel&#x017F;teine zur An-<lb/>
&#x017F;icht, deren die&#x017F;er bei &#x017F;einer Über&#x017F;etzung der Offen-<lb/>
barung Johannis bedurfte und die er nachher wieder<lb/>
nach Altenburg zurück&#x017F;chickte.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">8 *</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0125] dung mit Katharina von Bora, und war auch bei der Verlobung und Vermählung dieſes ſeltnen Paares als Zeuge zugegen. Luther hingegen nahm dafür auch ſeinerſeits den herzlichſten Antheil an allen trüben und freudigen Ereigniſſen in Lukas Kranachs häuslichem Leben; ſein Zuſpruch war dem gebeug- ten Vater vor Allem tröſtlich, als Johann, Lukas Kranachs älteſter Sohn, im Jahr 1536 in Jtalien ſtarb, wohin er nach damaligem Gebrauch auf eine der dortigen hohen Schulen geſandt worden war. Und ſo ſtrebten beide edle Männer einander gegen- ſeitig in den Stürmen des Lebens aufrecht zu erhal- ten. Jn der Entfernung ſuchten ſie durch vertrau- ten Briefwechſel in ununterbrochener Verbindung zu bleiben, und immer fand jeder den andern zu größern oder kleinern Dienſtleiſtungen in freudiger Bereitſchaft. So zum Beiſpiel verſchaffte Lukas Kranach Martin Luthern aus dem kurfürſtlichen Schatze alle Gattungen farbiger Edelſteine zur An- ſicht, deren dieſer bei ſeiner Überſetzung der Offen- barung Johannis bedurfte und die er nachher wieder nach Altenburg zurückſchickte. 8 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/125
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/125>, abgerufen am 21.11.2024.