Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

von Ehrfurcht ergriffen wird und gleichsam ihren
Richterspruch erwartet.

Jhr gegenüber steht in wahrhaft fürstlicher
Haltung und Gestalt der ebenfalls heilig gesprochne
Kaiser Heinrich der zweite. Die Züge des etwas
seitwärts gewendeten Kopfes haben Ähnlichkeit mit
Karl dem fünften, der Ausdruck derselben ist edel
und stolz, kühn und mild zugleich, Bart und Haare
besonders schön gemalt. Er trägt einen reichen
Wappenrock über der glänzenden Rüstung, und hält
als Stifter des Bisthums Bamberg das Modell
des Domes dieser Stadt in der rechten Hand. Zu
den Füßen dieser beiden Heiligen knieet in schwarzer
festlicher Kleidung, in ganz kleiner Miniatur darge-
stellt, der Donator des Bildes mit seinen Söhnen,
lauter ächt deutsche, fromme, ruhige Gesichter.
Das Gegenstück zu diesem Bilde zeigt uns in einer
der vorigen ganz ähnlichen offnen Halle die edle
Gestalt des Evangelisten Johannes, in einem
hellfarbigen, in schönem Faltenwurfe ihn umgeben-
den Gewande; in der Rechten hält er, fast als
wolle er ihn fortschleudern, den schäumenden

von Ehrfurcht ergriffen wird und gleichſam ihren
Richterſpruch erwartet.

Jhr gegenüber ſteht in wahrhaft fürſtlicher
Haltung und Geſtalt der ebenfalls heilig geſprochne
Kaiſer Heinrich der zweite. Die Züge des etwas
ſeitwärts gewendeten Kopfes haben Ähnlichkeit mit
Karl dem fünften, der Ausdruck derſelben iſt edel
und ſtolz, kühn und mild zugleich, Bart und Haare
beſonders ſchön gemalt. Er trägt einen reichen
Wappenrock über der glänzenden Rüſtung, und hält
als Stifter des Bisthums Bamberg das Modell
des Domes dieſer Stadt in der rechten Hand. Zu
den Füßen dieſer beiden Heiligen knieet in ſchwarzer
feſtlicher Kleidung, in ganz kleiner Miniatur darge-
ſtellt, der Donator des Bildes mit ſeinen Söhnen,
lauter ächt deutſche, fromme, ruhige Geſichter.
Das Gegenſtück zu dieſem Bilde zeigt uns in einer
der vorigen ganz ähnlichen offnen Halle die edle
Geſtalt des Evangeliſten Johannes, in einem
hellfarbigen, in ſchönem Faltenwurfe ihn umgeben-
den Gewande; in der Rechten hält er, faſt als
wolle er ihn fortſchleudern, den ſchäumenden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0156" n="148"/>
von Ehrfurcht ergriffen wird und gleich&#x017F;am ihren<lb/>
Richter&#x017F;pruch erwartet.</p><lb/>
        <p>Jhr gegenüber &#x017F;teht in wahrhaft für&#x017F;tlicher<lb/>
Haltung und Ge&#x017F;talt der ebenfalls heilig ge&#x017F;prochne<lb/>
Kai&#x017F;er Heinrich der zweite. Die Züge des etwas<lb/>
&#x017F;eitwärts gewendeten Kopfes haben Ähnlichkeit mit<lb/>
Karl dem fünften, der Ausdruck der&#x017F;elben i&#x017F;t edel<lb/>
und &#x017F;tolz, kühn und mild zugleich, Bart und Haare<lb/>
be&#x017F;onders &#x017F;chön gemalt. Er trägt einen reichen<lb/>
Wappenrock über der glänzenden Rü&#x017F;tung, und hält<lb/>
als Stifter des Bisthums Bamberg das Modell<lb/>
des Domes die&#x017F;er Stadt in der rechten Hand. Zu<lb/>
den Füßen die&#x017F;er beiden Heiligen knieet in &#x017F;chwarzer<lb/>
fe&#x017F;tlicher Kleidung, in ganz kleiner Miniatur darge-<lb/>
&#x017F;tellt, der Donator des Bildes mit &#x017F;einen Söhnen,<lb/>
lauter ächt deut&#x017F;che, fromme, ruhige Ge&#x017F;ichter.<lb/>
Das Gegen&#x017F;tück zu die&#x017F;em Bilde zeigt uns in einer<lb/>
der vorigen ganz ähnlichen offnen Halle die edle<lb/>
Ge&#x017F;talt des Evangeli&#x017F;ten Johannes, in einem<lb/>
hellfarbigen, in &#x017F;chönem Faltenwurfe ihn umgeben-<lb/>
den Gewande; in der Rechten hält er, fa&#x017F;t als<lb/>
wolle er ihn fort&#x017F;chleudern, den &#x017F;chäumenden<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0156] von Ehrfurcht ergriffen wird und gleichſam ihren Richterſpruch erwartet. Jhr gegenüber ſteht in wahrhaft fürſtlicher Haltung und Geſtalt der ebenfalls heilig geſprochne Kaiſer Heinrich der zweite. Die Züge des etwas ſeitwärts gewendeten Kopfes haben Ähnlichkeit mit Karl dem fünften, der Ausdruck derſelben iſt edel und ſtolz, kühn und mild zugleich, Bart und Haare beſonders ſchön gemalt. Er trägt einen reichen Wappenrock über der glänzenden Rüſtung, und hält als Stifter des Bisthums Bamberg das Modell des Domes dieſer Stadt in der rechten Hand. Zu den Füßen dieſer beiden Heiligen knieet in ſchwarzer feſtlicher Kleidung, in ganz kleiner Miniatur darge- ſtellt, der Donator des Bildes mit ſeinen Söhnen, lauter ächt deutſche, fromme, ruhige Geſichter. Das Gegenſtück zu dieſem Bilde zeigt uns in einer der vorigen ganz ähnlichen offnen Halle die edle Geſtalt des Evangeliſten Johannes, in einem hellfarbigen, in ſchönem Faltenwurfe ihn umgeben- den Gewande; in der Rechten hält er, faſt als wolle er ihn fortſchleudern, den ſchäumenden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/156
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/156>, abgerufen am 21.11.2024.