Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.noch frischen Glanzes in Kirchen und Pallästen ent- Doch leider sank die Kunst in seinen Tagen noch friſchen Glanzes in Kirchen und Palläſten ent- Doch leider ſank die Kunſt in ſeinen Tagen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="189"/> noch friſchen Glanzes in Kirchen und Palläſten ent-<lb/> gegen ſtrahlten. Nach ſeiner Ankunft in Rom be-<lb/> nutzte er jede Stunde mit gewiſſenhafter Treue für<lb/> ſeine Kunſt, nebenher zeichnete er Alles, was ihm<lb/> bemerkenswerth erſchien, in ſeinem Tagebuche auf,<lb/> beſonders die Beſchreibung der vielen Feierlich-<lb/> keiten, von welchen er im Jahr 1575 bei der ſeltnen<lb/> Feier des päpſtlichen Jubiläums Augenzeuge war.<lb/> Aus all’ dieſem bildete er ſpäterhin eine Reiſe-Be-<lb/> ſchreibung, welche auch im Druck erſchienen iſt. Er<lb/> zeichnete viel nach der Anticke, malte ſehr fleißig,<lb/> und that ſich beſonders durch große Landſchaften<lb/> hervor, die er auf friſchen Kalk in den Palläſten<lb/> einiger Kardinäle malte, denen er bekannt gewor-<lb/> den war.</p><lb/> <p>Doch leider ſank die Kunſt in ſeinen Tagen<lb/> immer tiefer und tiefer, artete immer mehr und<lb/> mehr in Manier und Künſtelei aus. Die über-<lb/> triebenſte Unnatur in Form und Ausdruck, über-<lb/> ſpannt hervortretende Muskeln, wunderliche Ver-<lb/> drehungen der menſchlichen Körper, erkünſtelte<lb/> Farbenreflexe, verdrängten allmälig Natur, Wahr-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0197]
noch friſchen Glanzes in Kirchen und Palläſten ent-
gegen ſtrahlten. Nach ſeiner Ankunft in Rom be-
nutzte er jede Stunde mit gewiſſenhafter Treue für
ſeine Kunſt, nebenher zeichnete er Alles, was ihm
bemerkenswerth erſchien, in ſeinem Tagebuche auf,
beſonders die Beſchreibung der vielen Feierlich-
keiten, von welchen er im Jahr 1575 bei der ſeltnen
Feier des päpſtlichen Jubiläums Augenzeuge war.
Aus all’ dieſem bildete er ſpäterhin eine Reiſe-Be-
ſchreibung, welche auch im Druck erſchienen iſt. Er
zeichnete viel nach der Anticke, malte ſehr fleißig,
und that ſich beſonders durch große Landſchaften
hervor, die er auf friſchen Kalk in den Palläſten
einiger Kardinäle malte, denen er bekannt gewor-
den war.
Doch leider ſank die Kunſt in ſeinen Tagen
immer tiefer und tiefer, artete immer mehr und
mehr in Manier und Künſtelei aus. Die über-
triebenſte Unnatur in Form und Ausdruck, über-
ſpannt hervortretende Muskeln, wunderliche Ver-
drehungen der menſchlichen Körper, erkünſtelte
Farbenreflexe, verdrängten allmälig Natur, Wahr-
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