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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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die so groß und schwer waren, daß man sie jedesmal
bei Eröffnung des Altars stützen mußte. Der
Meister wendete viel Zeit und fast unglaublichen
Fleiß auf dieses sehr figurenreiche Gemälde; es
stellte eine Abnahme vom Kreuze dar und ward
von den Kunstverständigen der Zeit als seine
vollendetste Arbeit höchlich gepriesen. Albrecht
Dürer, der es sah, als er im Jahr 1521 nach
Middelburg kam, wo er auch Mabusen in seinem
Hause besuchte, fället indessen in seinem Tagebuche
das Urtheil: das Bild sey besser gemalt als gezeich-
net. Späterhin schlug der Blitz in die Kirche ein,
in welcher es den Altar schmückte, und diese ward
unrettbar mit allen Schätzen welche sie enthielt
ein Raub der Flammen.

Mabuse scheint in Middelburg Anfangs mit
großem Aufwande gelebt zu haben, wie die Ge-
schichte seines goldbrokatnen Gewandes bei Lukas
von Leydens Gastmahl beweis't. Doch ließ er des-
halb nicht von seinem gewohnten Leben und mag
es wohl ziemlich arg getrieben haben, denn der Ma-
gistrat fand endlich für gut, ihn unerachtet seines

die ſo groß und ſchwer waren, daß man ſie jedesmal
bei Eröffnung des Altars ſtützen mußte. Der
Meiſter wendete viel Zeit und faſt unglaublichen
Fleiß auf dieſes ſehr figurenreiche Gemälde; es
ſtellte eine Abnahme vom Kreuze dar und ward
von den Kunſtverſtändigen der Zeit als ſeine
vollendetſte Arbeit höchlich geprieſen. Albrecht
Dürer, der es ſah, als er im Jahr 1521 nach
Middelburg kam, wo er auch Mabuſen in ſeinem
Hauſe beſuchte, fället indeſſen in ſeinem Tagebuche
das Urtheil: das Bild ſey beſſer gemalt als gezeich-
net. Späterhin ſchlug der Blitz in die Kirche ein,
in welcher es den Altar ſchmückte, und dieſe ward
unrettbar mit allen Schätzen welche ſie enthielt
ein Raub der Flammen.

Mabuſe ſcheint in Middelburg Anfangs mit
großem Aufwande gelebt zu haben, wie die Ge-
ſchichte ſeines goldbrokatnen Gewandes bei Lukas
von Leydens Gaſtmahl beweiſ’t. Doch ließ er des-
halb nicht von ſeinem gewohnten Leben und mag
es wohl ziemlich arg getrieben haben, denn der Ma-
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[28/0038] die ſo groß und ſchwer waren, daß man ſie jedesmal bei Eröffnung des Altars ſtützen mußte. Der Meiſter wendete viel Zeit und faſt unglaublichen Fleiß auf dieſes ſehr figurenreiche Gemälde; es ſtellte eine Abnahme vom Kreuze dar und ward von den Kunſtverſtändigen der Zeit als ſeine vollendetſte Arbeit höchlich geprieſen. Albrecht Dürer, der es ſah, als er im Jahr 1521 nach Middelburg kam, wo er auch Mabuſen in ſeinem Hauſe beſuchte, fället indeſſen in ſeinem Tagebuche das Urtheil: das Bild ſey beſſer gemalt als gezeich- net. Späterhin ſchlug der Blitz in die Kirche ein, in welcher es den Altar ſchmückte, und dieſe ward unrettbar mit allen Schätzen welche ſie enthielt ein Raub der Flammen. Mabuſe ſcheint in Middelburg Anfangs mit großem Aufwande gelebt zu haben, wie die Ge- ſchichte ſeines goldbrokatnen Gewandes bei Lukas von Leydens Gaſtmahl beweiſ’t. Doch ließ er des- halb nicht von ſeinem gewohnten Leben und mag es wohl ziemlich arg getrieben haben, denn der Ma- giſtrat fand endlich für gut, ihn unerachtet ſeines

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/38>, abgerufen am 21.11.2024.