Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.Täuschung. Das ganze Gewand war Papier, über Die Majestät lachte daß ihr die Augen über- Doch Mabuse wußte auch auf edlere Weise sein II. Bd. 3
Täuſchung. Das ganze Gewand war Papier, über Die Majeſtät lachte daß ihr die Augen über- Doch Mabuſe wußte auch auf edlere Weiſe ſein II. Bd. 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="33"/> Täuſchung. Das ganze Gewand war Papier, über<lb/> und über mit Blumen und Ranken, dem wirklichen<lb/> Stoffe ſo ähnlich, übermalt, daß wirklich nur<lb/> das Gefühl den unglaublichen Jrrthum entdecken<lb/> konnte.</p><lb/> <p>Die Majeſtät lachte daß ihr die Augen über-<lb/> gingen, als ſie die Geſchichte des wunderſamen<lb/> Rockes jetzt vernahm, die ganze Tiſchgeſellſchaft<lb/> lachte mit, und ſo lange der Kaiſer regierte hatte<lb/> er keine ſo fröhliche Tafel gehalten. Um viel hun-<lb/> dert Ellen des herrlichſten Damaſts hätte der<lb/> Marquis dieſen Schwank ſeines Hofmalers nicht<lb/> miſſen mögen, und dieſer gewagte Streich befeſtigte<lb/> ihn gar ſehr in der Huld ſeines Herrn, der, minder<lb/> geſchickt ausgeführt, ihn wahrſcheinlich völlig ge-<lb/> ſtürzt hätte.</p><lb/> <p>Doch Mabuſe wußte auch auf edlere Weiſe ſein<lb/> großes Talent im Hauſe ſeines Beſchützers geltend<lb/> zu machen. Er malte deſſen Gemahlin nebſt ihrem<lb/> Sohn, als Madonna mit dem Kinde, und wandte<lb/> ſo viel Fleiß auf die Ausführung dieſes köſtlichen<lb/> Bildes, daß ſogar ſeine übrigen Gemälde, ſo treff-<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Bd. 3</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0043]
Täuſchung. Das ganze Gewand war Papier, über
und über mit Blumen und Ranken, dem wirklichen
Stoffe ſo ähnlich, übermalt, daß wirklich nur
das Gefühl den unglaublichen Jrrthum entdecken
konnte.
Die Majeſtät lachte daß ihr die Augen über-
gingen, als ſie die Geſchichte des wunderſamen
Rockes jetzt vernahm, die ganze Tiſchgeſellſchaft
lachte mit, und ſo lange der Kaiſer regierte hatte
er keine ſo fröhliche Tafel gehalten. Um viel hun-
dert Ellen des herrlichſten Damaſts hätte der
Marquis dieſen Schwank ſeines Hofmalers nicht
miſſen mögen, und dieſer gewagte Streich befeſtigte
ihn gar ſehr in der Huld ſeines Herrn, der, minder
geſchickt ausgeführt, ihn wahrſcheinlich völlig ge-
ſtürzt hätte.
Doch Mabuſe wußte auch auf edlere Weiſe ſein
großes Talent im Hauſe ſeines Beſchützers geltend
zu machen. Er malte deſſen Gemahlin nebſt ihrem
Sohn, als Madonna mit dem Kinde, und wandte
ſo viel Fleiß auf die Ausführung dieſes köſtlichen
Bildes, daß ſogar ſeine übrigen Gemälde, ſo treff-
II. Bd. 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |