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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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jede dieser Gestalten, doch deutet Alles dabei auf
das Gefühl heiliger Ergebenheit in Gott, welches
jede laute Klage zurückdrängt. Auch uns ergreift
vor diesem Anblick ein Strahl der Empfindung,
welche die Jünger verstummen läßt; letztere stehen
mit solcher lebendigen Wahrheit vor uns, daß wir
uns mitten unter ihnen glauben. Laut und heftig
vor diesem wahrhaft heiligen Bilde zu sprechen,
kann in der That niemanden möglich seyn, so wenig
wie vor einem wirklichen Sterbebette, und doch
geht von demselben ein unbeschreibliches Gefühl
stiller Seligkeit und erhabner Ruhe aus, das alle
Schrecken des Todes vernichtet.

Die beiden zu diesem Gemälde gehörenden
Seitenbilder zeigen uns, wie gewöhnlich, den Stifter
desselben nebst den Seinen, an der Seite ihrer
Schutzheiligen; neben diesen seitwärts die Wappen
ihrer edlen Geschlechter.

Auf dem ersten Seitenbilde knieet im kräftig-
sten Mannesalter der Ritter, dessen schöne Burg
in der Landschaft des Hintergrundes hoch vom Felsen
ins Land schaut; neben ihm, dem man es wohl an-

jede dieſer Geſtalten, doch deutet Alles dabei auf
das Gefühl heiliger Ergebenheit in Gott, welches
jede laute Klage zurückdrängt. Auch uns ergreift
vor dieſem Anblick ein Strahl der Empfindung,
welche die Jünger verſtummen läßt; letztere ſtehen
mit ſolcher lebendigen Wahrheit vor uns, daß wir
uns mitten unter ihnen glauben. Laut und heftig
vor dieſem wahrhaft heiligen Bilde zu ſprechen,
kann in der That niemanden möglich ſeyn, ſo wenig
wie vor einem wirklichen Sterbebette, und doch
geht von demſelben ein unbeſchreibliches Gefühl
ſtiller Seligkeit und erhabner Ruhe aus, das alle
Schrecken des Todes vernichtet.

Die beiden zu dieſem Gemälde gehörenden
Seitenbilder zeigen uns, wie gewöhnlich, den Stifter
deſſelben nebſt den Seinen, an der Seite ihrer
Schutzheiligen; neben dieſen ſeitwärts die Wappen
ihrer edlen Geſchlechter.

Auf dem erſten Seitenbilde knieet im kräftig-
ſten Mannesalter der Ritter, deſſen ſchöne Burg
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[86/0096] jede dieſer Geſtalten, doch deutet Alles dabei auf das Gefühl heiliger Ergebenheit in Gott, welches jede laute Klage zurückdrängt. Auch uns ergreift vor dieſem Anblick ein Strahl der Empfindung, welche die Jünger verſtummen läßt; letztere ſtehen mit ſolcher lebendigen Wahrheit vor uns, daß wir uns mitten unter ihnen glauben. Laut und heftig vor dieſem wahrhaft heiligen Bilde zu ſprechen, kann in der That niemanden möglich ſeyn, ſo wenig wie vor einem wirklichen Sterbebette, und doch geht von demſelben ein unbeſchreibliches Gefühl ſtiller Seligkeit und erhabner Ruhe aus, das alle Schrecken des Todes vernichtet. Die beiden zu dieſem Gemälde gehörenden Seitenbilder zeigen uns, wie gewöhnlich, den Stifter deſſelben nebſt den Seinen, an der Seite ihrer Schutzheiligen; neben dieſen ſeitwärts die Wappen ihrer edlen Geſchlechter. Auf dem erſten Seitenbilde knieet im kräftig- ſten Mannesalter der Ritter, deſſen ſchöne Burg in der Landſchaft des Hintergrundes hoch vom Felſen ins Land ſchaut; neben ihm, dem man es wohl an-

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/96>, abgerufen am 24.11.2024.