Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.beim Andenken an dich und das unglückliche Schicksal Jch war unter zunehmenden Leiden, welche ihren Endlich artete die seitherige Kränklichkeit meines beim Andenken an dich und das unglückliche Schickſal Jch war unter zunehmenden Leiden, welche ihren Endlich artete die ſeitherige Kränklichkeit meines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0107" n="101"/> beim Andenken an dich und das unglückliche Schickſal<lb/> deines Lebens!</p><lb/> <p>Jch war unter zunehmenden Leiden, welche ihren<lb/> Urſprung in der immer finſterer werdenden Gemüths-<lb/> ſtimmung meines Vaters hatten, achtzehn Jahre alt<lb/> geworden, ohne die Freude, das Glück, die Jugend<lb/> kennen gelernt zu haben. Das Einzige, womit ich<lb/> mich aufzuheitern, meinen Trübſinn zu zerſtreuen ver-<lb/> mochte, waren meine Talente und ſo betrieb ich Mu-<lb/> ſik und Malerei, ſo oft es mir geſtattet war, mit<lb/> Leidenſchaft. Denn nicht immer konnte mein Vater<lb/> Geſang und Spiel ertragen, da auch ſie ihn, ebenſo-<lb/> wohl als meine äußere Aehnlichkeit mit derſelben, an<lb/> meine Mutter erinnerten, die eine Virtuoſin auf dem<lb/> Fortepiano geweſen war und unübertrefflich geſungen<lb/> hatte. Wenn ſich daher der Gemüthszuſtand meines<lb/> Vaters durch das Hinzutreten körperlicher Leiden ver-<lb/> ſchlimmerte, durfte ich keine Taſte anrühren und hatte<lb/> ſelbſt davor mich zu hüthen, ihm ungerufen vor die<lb/> Augen zu treten.</p><lb/> <p>Endlich artete die ſeitherige Kränklichkeit meines<lb/> Vaters in eine heftige Krankheit aus, die mich, ob-<lb/> ſchon ich ihn nicht lieben konnte, doch auf’s Aeußerſte<lb/> erſchreckte, weil ich ihn zu verlieren glaubte. Der<lb/> Gedanke, was aus mir werden ſollte, wenn ich mich<lb/> durch ſeinen Tod der letzten Stütze beraubt ſähe, ich,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0107]
beim Andenken an dich und das unglückliche Schickſal
deines Lebens!
Jch war unter zunehmenden Leiden, welche ihren
Urſprung in der immer finſterer werdenden Gemüths-
ſtimmung meines Vaters hatten, achtzehn Jahre alt
geworden, ohne die Freude, das Glück, die Jugend
kennen gelernt zu haben. Das Einzige, womit ich
mich aufzuheitern, meinen Trübſinn zu zerſtreuen ver-
mochte, waren meine Talente und ſo betrieb ich Mu-
ſik und Malerei, ſo oft es mir geſtattet war, mit
Leidenſchaft. Denn nicht immer konnte mein Vater
Geſang und Spiel ertragen, da auch ſie ihn, ebenſo-
wohl als meine äußere Aehnlichkeit mit derſelben, an
meine Mutter erinnerten, die eine Virtuoſin auf dem
Fortepiano geweſen war und unübertrefflich geſungen
hatte. Wenn ſich daher der Gemüthszuſtand meines
Vaters durch das Hinzutreten körperlicher Leiden ver-
ſchlimmerte, durfte ich keine Taſte anrühren und hatte
ſelbſt davor mich zu hüthen, ihm ungerufen vor die
Augen zu treten.
Endlich artete die ſeitherige Kränklichkeit meines
Vaters in eine heftige Krankheit aus, die mich, ob-
ſchon ich ihn nicht lieben konnte, doch auf’s Aeußerſte
erſchreckte, weil ich ihn zu verlieren glaubte. Der
Gedanke, was aus mir werden ſollte, wenn ich mich
durch ſeinen Tod der letzten Stütze beraubt ſähe, ich,
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