Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.sie den Eintritt Arnolds vermuthet, davor, als hätte Mit jedem Tage werde ich mehr in meiner guten ſie den Eintritt Arnolds vermuthet, davor, als hätte Mit jedem Tage werde ich mehr in meiner guten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="158"/> ſie den Eintritt Arnolds vermuthet, davor, als hätte<lb/> ſie eben daran gearbeitet. Wenn er aber ſo unglück-<lb/> lich wäre, in die ihm gelegte Schlinge zu gehen —<lb/> was Gott verhüthen wolle! — wenn er dieſe Buh-<lb/> lerin wirklich zu ſeiner Gattin machte, wie ſollte es<lb/> dann ſpäter werden, wenn er, was nicht ausbleiben<lb/> könnte, den ihm geſpielten Betrug entdeckte? Sollte<lb/> Marie in dem Grade leichtſinnig ſeyn, daß ſie nicht<lb/> ein einziges Mal daran dächte, nicht vor dem Gedan-<lb/> ken an die Verachtung, die ſie dann treffen würde,<lb/> erzitterte? Giebt es denn, wie es Menſchen ohne Ge-<lb/> wiſſen giebt, auch welche ohne Scham?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Mit jedem Tage werde ich mehr in meiner guten<lb/> Meinung von dieſem jungen Manne beſtärkt: er ſcheint<lb/> durchaus edel, gefühlvoll und gebildet zu ſeyn, auch<lb/> über ſeine Jahre hinaus klug. Jrre ich mich nicht,<lb/> ſo durchſchaut er das Spiel der Beiden, denn obgleich<lb/> ich nicht länger daran zweifeln kann, daß Marie ihn<lb/> auf ihre Art liebt, und obgleich ſie ihm auf alle<lb/> Weiſe entgegenkömmt, ſo gewinnt ſie doch kein Ter-<lb/> rain in ſeiner Reigung und er ſteht ihr noch eben ſo<lb/> gegenüber, wie zu Anfang ihrer Bekanntſchaft. Sollte<lb/> er bereits gewarnt ſeyn? aber durch wen? denn wer<lb/> kennt außer mir dieſe Menſchen und dieſe Verhält-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0164]
ſie den Eintritt Arnolds vermuthet, davor, als hätte
ſie eben daran gearbeitet. Wenn er aber ſo unglück-
lich wäre, in die ihm gelegte Schlinge zu gehen —
was Gott verhüthen wolle! — wenn er dieſe Buh-
lerin wirklich zu ſeiner Gattin machte, wie ſollte es
dann ſpäter werden, wenn er, was nicht ausbleiben
könnte, den ihm geſpielten Betrug entdeckte? Sollte
Marie in dem Grade leichtſinnig ſeyn, daß ſie nicht
ein einziges Mal daran dächte, nicht vor dem Gedan-
ken an die Verachtung, die ſie dann treffen würde,
erzitterte? Giebt es denn, wie es Menſchen ohne Ge-
wiſſen giebt, auch welche ohne Scham?
Mit jedem Tage werde ich mehr in meiner guten
Meinung von dieſem jungen Manne beſtärkt: er ſcheint
durchaus edel, gefühlvoll und gebildet zu ſeyn, auch
über ſeine Jahre hinaus klug. Jrre ich mich nicht,
ſo durchſchaut er das Spiel der Beiden, denn obgleich
ich nicht länger daran zweifeln kann, daß Marie ihn
auf ihre Art liebt, und obgleich ſie ihm auf alle
Weiſe entgegenkömmt, ſo gewinnt ſie doch kein Ter-
rain in ſeiner Reigung und er ſteht ihr noch eben ſo
gegenüber, wie zu Anfang ihrer Bekanntſchaft. Sollte
er bereits gewarnt ſeyn? aber durch wen? denn wer
kennt außer mir dieſe Menſchen und dieſe Verhält-
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