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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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Georg wurde durch den Besitz der schönen, so
heiß von ihm geliebten Marie der glücklichste Mann
von der Welt und setzte seine junge Gattin niemals
durch die Frage nach ihrer Vergangenheit in Verlegen-
heit. Er schwieg, weil sie schwieg: daß sie ihn liebe,
dessen glaubte er gewiß zu seyn und die Vergangen-
heit beunruhigte ihn nicht. Nach und nach gewöhnte
die junge Frau sich auch an das einsame Ansiedler-
leben und suchte sich mit ihren Pflichten als Haus-
frau nach Kräften abzufinden, so daß man die Ehe
dieser Beiden zu den glücklichsten im Staate Mischi-
gan zählen durfte.



Achtes Kapitel.

Wenden wir jetzt wieder unsern Blick auf den
vor der Rache des Propheten fliehenden Arnold.

Sein flinkes und kräftiges Roß trug ihn fast mit
Windeseile vorwärts. Jung, frisch, wohlbewaffnet
und vertraut mit den Gefahren solcher Reisen, wie
er war, eilte er ohne Furcht durch Wälder und Prai-
rien, über Berge und durch Thäler dahin.

Ein eigenthümliches, behagliches Gefühl, wie es
uns nur die vollständigste Freiheit gewährt, hatte ihn

Georg wurde durch den Beſitz der ſchönen, ſo
heiß von ihm geliebten Marie der glücklichſte Mann
von der Welt und ſetzte ſeine junge Gattin niemals
durch die Frage nach ihrer Vergangenheit in Verlegen-
heit. Er ſchwieg, weil ſie ſchwieg: daß ſie ihn liebe,
deſſen glaubte er gewiß zu ſeyn und die Vergangen-
heit beunruhigte ihn nicht. Nach und nach gewöhnte
die junge Frau ſich auch an das einſame Anſiedler-
leben und ſuchte ſich mit ihren Pflichten als Haus-
frau nach Kräften abzufinden, ſo daß man die Ehe
dieſer Beiden zu den glücklichſten im Staate Miſchi-
gan zählen durfte.



Achtes Kapitel.

Wenden wir jetzt wieder unſern Blick auf den
vor der Rache des Propheten fliehenden Arnold.

Sein flinkes und kräftiges Roß trug ihn faſt mit
Windeseile vorwärts. Jung, friſch, wohlbewaffnet
und vertraut mit den Gefahren ſolcher Reiſen, wie
er war, eilte er ohne Furcht durch Wälder und Prai-
rien, über Berge und durch Thäler dahin.

Ein eigenthümliches, behagliches Gefühl, wie es
uns nur die vollſtändigſte Freiheit gewährt, hatte ihn

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[197/0203] Georg wurde durch den Beſitz der ſchönen, ſo heiß von ihm geliebten Marie der glücklichſte Mann von der Welt und ſetzte ſeine junge Gattin niemals durch die Frage nach ihrer Vergangenheit in Verlegen- heit. Er ſchwieg, weil ſie ſchwieg: daß ſie ihn liebe, deſſen glaubte er gewiß zu ſeyn und die Vergangen- heit beunruhigte ihn nicht. Nach und nach gewöhnte die junge Frau ſich auch an das einſame Anſiedler- leben und ſuchte ſich mit ihren Pflichten als Haus- frau nach Kräften abzufinden, ſo daß man die Ehe dieſer Beiden zu den glücklichſten im Staate Miſchi- gan zählen durfte. Achtes Kapitel. Wenden wir jetzt wieder unſern Blick auf den vor der Rache des Propheten fliehenden Arnold. Sein flinkes und kräftiges Roß trug ihn faſt mit Windeseile vorwärts. Jung, friſch, wohlbewaffnet und vertraut mit den Gefahren ſolcher Reiſen, wie er war, eilte er ohne Furcht durch Wälder und Prai- rien, über Berge und durch Thäler dahin. Ein eigenthümliches, behagliches Gefühl, wie es uns nur die vollſtändigſte Freiheit gewährt, hatte ihn

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/203>, abgerufen am 22.11.2024.