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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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Antwort, "gehe ich mit dir, White-hawk, um Ruhm
und Gefahren mit meinen Brüdern zu theilen."

-- "Jch wußte, daß du nicht nein sagen wür-
dest," versetzte der Jüngling, "und freue mich auf
die Freude des Vaters bei deinem Anblick. Er liebt
dich wie einen Sohn und deine Gegenwart wird ihn
schneller genesen machen, als die Zaubersprüche der
Makota Konayas (Priester) und alles zerquetschte Gib-
sonkraut, womit die Mutter die Wunde belegt."

Die Unterhaltung stockte nach und nach, denn
Jeder war von dem scharfen Ritte und der Nähe des
Feuers schlaftrunken geworden; doch mußte immer Ei-
ner wach bleiben, um das Feuer in Gang zu halten,
während die Andern schliefen, und Arnold ließ es
sich nicht nehmen, die erste Stunde Wache zu halten.
Später löste ihn der große Pelikan und diesen endlich
White-hawk ab, bis der bereits heraufdämmernde
Tag, der die reißenden Thiere in ihre Höhlen und
sonstigen Schlupfwinkel zurückscheuchte, diese Vorsicht
überflüssig machte und alle Drei sich noch ein paar
Stunden der Ruhe überlassen konnten.

Die Sonne stand schon ziemlich hoch am Him-
mel, als der Chippewa Abschied von den beiden An-
dern nahm, um zu den Seinen zurückzukehren.

Lange noch, nachdem der große Pelikan sich ent-
fernt hatte, horchte der Sioux und legte sich sogar,

Antwort, „gehe ich mit dir, White-hawk, um Ruhm
und Gefahren mit meinen Brüdern zu theilen.“

— „Jch wußte, daß du nicht nein ſagen wür-
deſt,“ verſetzte der Jüngling, „und freue mich auf
die Freude des Vaters bei deinem Anblick. Er liebt
dich wie einen Sohn und deine Gegenwart wird ihn
ſchneller geneſen machen, als die Zauberſprüche der
Makota Konayas (Prieſter) und alles zerquetſchte Gib-
ſonkraut, womit die Mutter die Wunde belegt.“

Die Unterhaltung ſtockte nach und nach, denn
Jeder war von dem ſcharfen Ritte und der Nähe des
Feuers ſchlaftrunken geworden; doch mußte immer Ei-
ner wach bleiben, um das Feuer in Gang zu halten,
während die Andern ſchliefen, und Arnold ließ es
ſich nicht nehmen, die erſte Stunde Wache zu halten.
Später löſte ihn der große Pelikan und dieſen endlich
White-hawk ab, bis der bereits heraufdämmernde
Tag, der die reißenden Thiere in ihre Höhlen und
ſonſtigen Schlupfwinkel zurückſcheuchte, dieſe Vorſicht
überflüſſig machte und alle Drei ſich noch ein paar
Stunden der Ruhe überlaſſen konnten.

Die Sonne ſtand ſchon ziemlich hoch am Him-
mel, als der Chippewa Abſchied von den beiden An-
dern nahm, um zu den Seinen zurückzukehren.

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fernt hatte, horchte der Sioux und legte ſich ſogar,

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[40/0046] Antwort, „gehe ich mit dir, White-hawk, um Ruhm und Gefahren mit meinen Brüdern zu theilen.“ — „Jch wußte, daß du nicht nein ſagen wür- deſt,“ verſetzte der Jüngling, „und freue mich auf die Freude des Vaters bei deinem Anblick. Er liebt dich wie einen Sohn und deine Gegenwart wird ihn ſchneller geneſen machen, als die Zauberſprüche der Makota Konayas (Prieſter) und alles zerquetſchte Gib- ſonkraut, womit die Mutter die Wunde belegt.“ Die Unterhaltung ſtockte nach und nach, denn Jeder war von dem ſcharfen Ritte und der Nähe des Feuers ſchlaftrunken geworden; doch mußte immer Ei- ner wach bleiben, um das Feuer in Gang zu halten, während die Andern ſchliefen, und Arnold ließ es ſich nicht nehmen, die erſte Stunde Wache zu halten. Später löſte ihn der große Pelikan und dieſen endlich White-hawk ab, bis der bereits heraufdämmernde Tag, der die reißenden Thiere in ihre Höhlen und ſonſtigen Schlupfwinkel zurückſcheuchte, dieſe Vorſicht überflüſſig machte und alle Drei ſich noch ein paar Stunden der Ruhe überlaſſen konnten. Die Sonne ſtand ſchon ziemlich hoch am Him- mel, als der Chippewa Abſchied von den beiden An- dern nahm, um zu den Seinen zurückzukehren. Lange noch, nachdem der große Pelikan ſich ent- fernt hatte, horchte der Sioux und legte ſich ſogar,

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/46>, abgerufen am 21.11.2024.