einige Geschäftssachen, die ich vor Jhrer Abreise noch mit Jhnen zu besprechen wünsche, reden."
Er legte mit diesen Worten zutraulich seinen Arm in Arnolds und Beide begaben sich in das Wohn- zimmer.
Viertes Kapitel.
Marie saß bei ihrem Eintritte vor ihrer Ma- lerei am Fenster, legte aber sogleich den Pinsel nie- der und erhob sich, um Arnolds Begrüßung zu erwie- dern. Sie war geschmackvoll gekleidet, aber zugleich im höchsten Grade einfach, denn Arnold hatte sich während ihres Beisammenlebens einmal darüber aus- gesprochen, daß er eine einfache Kleidung einer ge- putzten vorziehe, und keins seiner Worte war für Marie verloren gegangen.
Jhr sonst so rosiges Gesicht war merklich blei- cher geworden und in ihren Augen zeigte sich ein Aus- druck von Melancholie, der ihrem Gesichte einen neuen Reiz verlieh; Arnold mußte sich sagen, daß er sie nie so schön, so verführerisch gesehen habe, als in diesem Augenblick.
Sie erwiederte seine Begrüßung nur mit einer kal- ten Verbeugung und suchte ihren Mienen einen Ausdruck
einige Geſchäftsſachen, die ich vor Jhrer Abreiſe noch mit Jhnen zu beſprechen wünſche, reden.“
Er legte mit dieſen Worten zutraulich ſeinen Arm in Arnolds und Beide begaben ſich in das Wohn- zimmer.
Viertes Kapitel.
Marie ſaß bei ihrem Eintritte vor ihrer Ma- lerei am Fenſter, legte aber ſogleich den Pinſel nie- der und erhob ſich, um Arnolds Begrüßung zu erwie- dern. Sie war geſchmackvoll gekleidet, aber zugleich im höchſten Grade einfach, denn Arnold hatte ſich während ihres Beiſammenlebens einmal darüber aus- geſprochen, daß er eine einfache Kleidung einer ge- putzten vorziehe, und keins ſeiner Worte war für Marie verloren gegangen.
Jhr ſonſt ſo roſiges Geſicht war merklich blei- cher geworden und in ihren Augen zeigte ſich ein Aus- druck von Melancholie, der ihrem Geſichte einen neuen Reiz verlieh; Arnold mußte ſich ſagen, daß er ſie nie ſo ſchön, ſo verführeriſch geſehen habe, als in dieſem Augenblick.
Sie erwiederte ſeine Begrüßung nur mit einer kal- ten Verbeugung und ſuchte ihren Mienen einen Ausdruck
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einige Geſchäftsſachen, die ich vor Jhrer Abreiſe noch
mit Jhnen zu beſprechen wünſche, reden.“
Er legte mit dieſen Worten zutraulich ſeinen
Arm in Arnolds und Beide begaben ſich in das Wohn-
zimmer.
Viertes Kapitel.
Marie ſaß bei ihrem Eintritte vor ihrer Ma-
lerei am Fenſter, legte aber ſogleich den Pinſel nie-
der und erhob ſich, um Arnolds Begrüßung zu erwie-
dern. Sie war geſchmackvoll gekleidet, aber zugleich
im höchſten Grade einfach, denn Arnold hatte ſich
während ihres Beiſammenlebens einmal darüber aus-
geſprochen, daß er eine einfache Kleidung einer ge-
putzten vorziehe, und keins ſeiner Worte war für
Marie verloren gegangen.
Jhr ſonſt ſo roſiges Geſicht war merklich blei-
cher geworden und in ihren Augen zeigte ſich ein Aus-
druck von Melancholie, der ihrem Geſichte einen neuen
Reiz verlieh; Arnold mußte ſich ſagen, daß er ſie
nie ſo ſchön, ſo verführeriſch geſehen habe, als in
dieſem Augenblick.
Sie erwiederte ſeine Begrüßung nur mit einer kal-
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/85>, abgerufen am 16.02.2025.
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