-- "Ja, erzählen Sie uns lieber etwas von Jhren Sioux, Mr. Arnold," wandte sie sich an diesen; "denn ich vermuthe, Sie waren wieder bei Jhnen?"
Ein erzwungenes Lächeln umspielte bei diesen Worten ihren Mund und sie suchte unter demselben ihre innere Aufgeregtheit zu verbergen. Jhre fast an Wahnsinn grenzende Leidenschaft für Arnold hatte ihr nämlich den Gedanken eingegeben, daß es irgend ein schönes Sioux-Mädchen sei, das ihn immer wieder zu diesen Jndianern zurückführe, denn auf andere Weise vermochte sie sich seine Vorliebe für diese Wil- den nicht zu erklären, nicht seine Zurückhaltung ihr gegenüber, und so erfüllte die wüthendste Eifersucht gegen diese muthmaßliche Nebenbuhlerin ihr Herz.
-- "Unser Freund machte auf dieser Reise -- wenn man einen bloßen Ausflug so nennen darf -- die Bekanntschaft eines andern Stammes, der Chippe- was," antwortete der Prophet, der den Frieden zwi- schen Beiden wieder hergestellt zu sehen wünschte, statt des Gefragten. "Jch denke," fügte er lächelnd hin- zu, "wir haben aus seiner Feder ein Buch mit den vollständigsten Nachrichten über das Leben, die Sitten und Gebräuche der Wilden des Nordwestens zu er- warten, und ich freue mich schon darauf."
-- "Sie waren bei den Chippewas, Sir,"
— „Ja, erzählen Sie uns lieber etwas von Jhren Sioux, Mr. Arnold,“ wandte ſie ſich an dieſen; „denn ich vermuthe, Sie waren wieder bei Jhnen?“
Ein erzwungenes Lächeln umſpielte bei dieſen Worten ihren Mund und ſie ſuchte unter demſelben ihre innere Aufgeregtheit zu verbergen. Jhre faſt an Wahnſinn grenzende Leidenſchaft für Arnold hatte ihr nämlich den Gedanken eingegeben, daß es irgend ein ſchönes Sioux-Mädchen ſei, das ihn immer wieder zu dieſen Jndianern zurückführe, denn auf andere Weiſe vermochte ſie ſich ſeine Vorliebe für dieſe Wil- den nicht zu erklären, nicht ſeine Zurückhaltung ihr gegenüber, und ſo erfüllte die wüthendſte Eiferſucht gegen dieſe muthmaßliche Nebenbuhlerin ihr Herz.
— „Unſer Freund machte auf dieſer Reiſe — wenn man einen bloßen Ausflug ſo nennen darf — die Bekanntſchaft eines andern Stammes, der Chippe- was,“ antwortete der Prophet, der den Frieden zwi- ſchen Beiden wieder hergeſtellt zu ſehen wünſchte, ſtatt des Gefragten. „Jch denke,“ fügte er lächelnd hin- zu, „wir haben aus ſeiner Feder ein Buch mit den vollſtändigſten Nachrichten über das Leben, die Sitten und Gebräuche der Wilden des Nordweſtens zu er- warten, und ich freue mich ſchon darauf.“
— „Sie waren bei den Chippewas, Sir,“
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— „Ja, erzählen Sie uns lieber etwas von
Jhren Sioux, Mr. Arnold,“ wandte ſie ſich an
dieſen; „denn ich vermuthe, Sie waren wieder bei
Jhnen?“
Ein erzwungenes Lächeln umſpielte bei dieſen
Worten ihren Mund und ſie ſuchte unter demſelben
ihre innere Aufgeregtheit zu verbergen. Jhre faſt an
Wahnſinn grenzende Leidenſchaft für Arnold hatte ihr
nämlich den Gedanken eingegeben, daß es irgend ein
ſchönes Sioux-Mädchen ſei, das ihn immer wieder
zu dieſen Jndianern zurückführe, denn auf andere
Weiſe vermochte ſie ſich ſeine Vorliebe für dieſe Wil-
den nicht zu erklären, nicht ſeine Zurückhaltung ihr
gegenüber, und ſo erfüllte die wüthendſte Eiferſucht
gegen dieſe muthmaßliche Nebenbuhlerin ihr Herz.
— „Unſer Freund machte auf dieſer Reiſe —
wenn man einen bloßen Ausflug ſo nennen darf —
die Bekanntſchaft eines andern Stammes, der Chippe-
was,“ antwortete der Prophet, der den Frieden zwi-
ſchen Beiden wieder hergeſtellt zu ſehen wünſchte, ſtatt
des Gefragten. „Jch denke,“ fügte er lächelnd hin-
zu, „wir haben aus ſeiner Feder ein Buch mit den
vollſtändigſten Nachrichten über das Leben, die Sitten
und Gebräuche der Wilden des Nordweſtens zu er-
warten, und ich freue mich ſchon darauf.“
— „Sie waren bei den Chippewas, Sir,“
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/88>, abgerufen am 16.02.2025.
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