dem er bei ihrer ersten Bekanntschaft im Präsidio zu Vandalia zu ihr geredet hatte, und blieb ihm in ihrer Verwirrung über diese unerwartete Erscheinung die Antwort schuldig.
-- "Jch hoffe," fuhr Joe nach einer Pause fort, während welcher er auf ihre Antwort gewartet zu haben schien, "daß man meinen Befehlen streng nachgekommen ist und Jhnen, schöne Lady, nicht die mindeste Veranlassung zur Unzufriedenheit gegeben hat?"
-- "Eine solche Frage richten Sie an Jhre Ge- fangene, Sir?" antwortete ihm Flora, die sich jetzt wieder gefaßt hatte, mit einem Tone, worin sich deut- lich zugleich Unwillen und Erstaunen kund thaten.
-- "Wenn ich von dem Rechte des Siegers Jhnen gegenüber Gebrauch machte," war seine Ant- wort, "so übte ich nur das Vergeltungsrecht; denn Sie, schöne Flora, legten mir durch die Gewalt Jh- rer Reize Fesseln an, bereiteten mir Schmerzen, die weit schwerer zu ertragen waren, als das kleine Un- gemach, dem ich Sie unterwerfen mußte, um des Glücks theilhaftig werden zu können, Sie zu sehen und Jhnen meine Huldigungen zu Füßen zu legen."
-- "Jch verstehe Sie nicht, Sir, ich verstehe von allem Diesen nichts," sagte Flora mit einiger Heftigkeit, "und kann mir die von Jhnen vernom-
dem er bei ihrer erſten Bekanntſchaft im Präſidio zu Vandalia zu ihr geredet hatte, und blieb ihm in ihrer Verwirrung über dieſe unerwartete Erſcheinung die Antwort ſchuldig.
— „Jch hoffe,“ fuhr Joe nach einer Pauſe fort, während welcher er auf ihre Antwort gewartet zu haben ſchien, „daß man meinen Befehlen ſtreng nachgekommen iſt und Jhnen, ſchöne Lady, nicht die mindeſte Veranlaſſung zur Unzufriedenheit gegeben hat?“
— „Eine ſolche Frage richten Sie an Jhre Ge- fangene, Sir?“ antwortete ihm Flora, die ſich jetzt wieder gefaßt hatte, mit einem Tone, worin ſich deut- lich zugleich Unwillen und Erſtaunen kund thaten.
— „Wenn ich von dem Rechte des Siegers Jhnen gegenüber Gebrauch machte,“ war ſeine Ant- wort, „ſo übte ich nur das Vergeltungsrecht; denn Sie, ſchöne Flora, legten mir durch die Gewalt Jh- rer Reize Feſſeln an, bereiteten mir Schmerzen, die weit ſchwerer zu ertragen waren, als das kleine Un- gemach, dem ich Sie unterwerfen mußte, um des Glücks theilhaftig werden zu können, Sie zu ſehen und Jhnen meine Huldigungen zu Füßen zu legen.“
— „Jch verſtehe Sie nicht, Sir, ich verſtehe von allem Dieſen nichts,“ ſagte Flora mit einiger Heftigkeit, „und kann mir die von Jhnen vernom-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0147"n="141"/>
dem er bei ihrer erſten Bekanntſchaft im Präſidio<lb/>
zu Vandalia zu ihr geredet hatte, und blieb ihm in<lb/>
ihrer Verwirrung über dieſe unerwartete Erſcheinung<lb/>
die Antwort ſchuldig.</p><lb/><p>—„Jch hoffe,“ fuhr Joe nach einer Pauſe<lb/>
fort, während welcher er auf ihre Antwort gewartet<lb/>
zu haben ſchien, „daß man meinen Befehlen ſtreng<lb/>
nachgekommen iſt und Jhnen, ſchöne Lady, nicht die<lb/>
mindeſte Veranlaſſung zur Unzufriedenheit gegeben<lb/>
hat?“</p><lb/><p>—„Eine ſolche Frage richten Sie an Jhre Ge-<lb/>
fangene, Sir?“ antwortete ihm Flora, die ſich jetzt<lb/>
wieder gefaßt hatte, mit einem Tone, worin ſich deut-<lb/>
lich zugleich Unwillen und Erſtaunen kund thaten.</p><lb/><p>—„Wenn ich von dem Rechte des Siegers<lb/>
Jhnen gegenüber Gebrauch machte,“ war ſeine Ant-<lb/>
wort, „ſo übte ich nur das Vergeltungsrecht; denn<lb/>
Sie, ſchöne Flora, legten mir durch die Gewalt Jh-<lb/>
rer Reize Feſſeln an, bereiteten mir Schmerzen, die<lb/>
weit ſchwerer zu ertragen waren, als das kleine Un-<lb/>
gemach, dem ich Sie unterwerfen mußte, um des<lb/>
Glücks theilhaftig werden zu können, Sie zu ſehen<lb/>
und Jhnen meine Huldigungen zu Füßen zu legen.“</p><lb/><p>—„Jch verſtehe Sie nicht, Sir, ich verſtehe<lb/>
von allem Dieſen nichts,“ſagte Flora mit einiger<lb/>
Heftigkeit, „und kann mir die von Jhnen vernom-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[141/0147]
dem er bei ihrer erſten Bekanntſchaft im Präſidio
zu Vandalia zu ihr geredet hatte, und blieb ihm in
ihrer Verwirrung über dieſe unerwartete Erſcheinung
die Antwort ſchuldig.
— „Jch hoffe,“ fuhr Joe nach einer Pauſe
fort, während welcher er auf ihre Antwort gewartet
zu haben ſchien, „daß man meinen Befehlen ſtreng
nachgekommen iſt und Jhnen, ſchöne Lady, nicht die
mindeſte Veranlaſſung zur Unzufriedenheit gegeben
hat?“
— „Eine ſolche Frage richten Sie an Jhre Ge-
fangene, Sir?“ antwortete ihm Flora, die ſich jetzt
wieder gefaßt hatte, mit einem Tone, worin ſich deut-
lich zugleich Unwillen und Erſtaunen kund thaten.
— „Wenn ich von dem Rechte des Siegers
Jhnen gegenüber Gebrauch machte,“ war ſeine Ant-
wort, „ſo übte ich nur das Vergeltungsrecht; denn
Sie, ſchöne Flora, legten mir durch die Gewalt Jh-
rer Reize Feſſeln an, bereiteten mir Schmerzen, die
weit ſchwerer zu ertragen waren, als das kleine Un-
gemach, dem ich Sie unterwerfen mußte, um des
Glücks theilhaftig werden zu können, Sie zu ſehen
und Jhnen meine Huldigungen zu Füßen zu legen.“
— „Jch verſtehe Sie nicht, Sir, ich verſtehe
von allem Dieſen nichts,“ ſagte Flora mit einiger
Heftigkeit, „und kann mir die von Jhnen vernom-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/147>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.