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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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schmackes, sondern der richtigen Blutbildung wegen, nicht zu
unterlassen ist. Das übrige Nahrungsbedürfniss wird auschliess-
lich durch gute Kuhmilch befriedigt, die jetzt zuweilen auch
von kühler Temperatur gereicht werden kann.

Erst wenn mehrere Backzähne erschienen sind, demnach
in der zweiten Hälfte des zweiten Jahres, ist es passend, dem
Fleischbrüh-Breie etwas feingewiegtes Fleisch hinzuzusetzen und
ein bis zweimal täglich ein Butterschnittchen von Weissbrod
zu verabreichen. Die Fleischbrüh-Mahlzeiten können nun auch
mit leichten Eier-, Mehl- oder Milchspeisen hin und wieder
vertauscht werden. Nach Ablauf des zweiten Jahres lässt
man das Kind allmälig zu einer milden, einfachen und leicht
verdaulichen Kost der Erwachsenen übergehen, vorausgesetzt,
dass sie das richtige Mischverhältniss von thierischen und
pflanzlichen Stoffen bietet. Hierbei ist nur darauf zu sehen,
dass die Kinder von allen mit hitzigen Gewürzen stark ver-
sehenen oder überhaupt pikanten Zubereitungen fern gehalten
werden, Schwarzbrod, Kartoffeln, schwere Mehlspeisen und
Hülsenfrüchte nur eingeschränkt geniessen und endlich, dass
sie sich gewöhnen, jede festere Nahrung, die sie zu sich neh-
men, recht vollständig zu durchkauen. -- Künstliche Leckereien
aller Art sind aus physischen, aber noch mehr, wie wir spä-
ter sehen werden, aus moralischen Rücksichten für dieses Le-
bensalter ganz verwerflich. Dagegen ist der jeweilige gemes-
sene Genuss leichter und reifer Obstfrüchte als ganz zuträg-
lich zu betrachten.

Von dem Zeitpunkte an, wo die Nahrung eine substan-
tiellere Beschaffenheit bekommt, bedarf das Kind neben der-
selben auch des Getränkes. Die Milch ist Speise und Getränk
zugleich, das wahre durstlöschende Getränk das Wasser.
Letzteres, und zwar in der gewöhnlichen nicht zu kalten Tem-
peratur, lasse man von da an dem Kinde nach Bedürfniss ge-
niessen. Man gestatte ein mässiges Wassertrinken zu allen
beliebigen Zeiten, nur nicht unmittelbar nach starken Bewe-
gungen und nicht während des Essens, sondern erst minde-
stens eine Viertelstunde nachher. Letzteres gebietet sowohl
die Rücksicht auf Erhaltung der Zähne als auch auf den an-

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schmackes, sondern der richtigen Blutbildung wegen, nicht zu
unterlassen ist. Das übrige Nahrungsbedürfniss wird auschliess-
lich durch gute Kuhmilch befriedigt, die jetzt zuweilen auch
von kühler Temperatur gereicht werden kann.

Erst wenn mehrere Backzähne erschienen sind, demnach
in der zweiten Hälfte des zweiten Jahres, ist es passend, dem
Fleischbrüh-Breie etwas feingewiegtes Fleisch hinzuzusetzen und
ein bis zweimal täglich ein Butterschnittchen von Weissbrod
zu verabreichen. Die Fleischbrüh-Mahlzeiten können nun auch
mit leichten Eier-, Mehl- oder Milchspeisen hin und wieder
vertauscht werden. Nach Ablauf des zweiten Jahres lässt
man das Kind allmälig zu einer milden, einfachen und leicht
verdaulichen Kost der Erwachsenen übergehen, vorausgesetzt,
dass sie das richtige Mischverhältniss von thierischen und
pflanzlichen Stoffen bietet. Hierbei ist nur darauf zu sehen,
dass die Kinder von allen mit hitzigen Gewürzen stark ver-
sehenen oder überhaupt pikanten Zubereitungen fern gehalten
werden, Schwarzbrod, Kartoffeln, schwere Mehlspeisen und
Hülsenfrüchte nur eingeschränkt geniessen und endlich, dass
sie sich gewöhnen, jede festere Nahrung, die sie zu sich neh-
men, recht vollständig zu durchkauen. — Künstliche Leckereien
aller Art sind aus physischen, aber noch mehr, wie wir spä-
ter sehen werden, aus moralischen Rücksichten für dieses Le-
bensalter ganz verwerflich. Dagegen ist der jeweilige gemes-
sene Genuss leichter und reifer Obstfrüchte als ganz zuträg-
lich zu betrachten.

Von dem Zeitpunkte an, wo die Nahrung eine substan-
tiellere Beschaffenheit bekommt, bedarf das Kind neben der-
selben auch des Getränkes. Die Milch ist Speise und Getränk
zugleich, das wahre durstlöschende Getränk das Wasser.
Letzteres, und zwar in der gewöhnlichen nicht zu kalten Tem-
peratur, lasse man von da an dem Kinde nach Bedürfniss ge-
niessen. Man gestatte ein mässiges Wassertrinken zu allen
beliebigen Zeiten, nur nicht unmittelbar nach starken Bewe-
gungen und nicht während des Essens, sondern erst minde-
stens eine Viertelstunde nachher. Letzteres gebietet sowohl
die Rücksicht auf Erhaltung der Zähne als auch auf den an-

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[74/0078] 2.—7. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. NAHRUNG. schmackes, sondern der richtigen Blutbildung wegen, nicht zu unterlassen ist. Das übrige Nahrungsbedürfniss wird auschliess- lich durch gute Kuhmilch befriedigt, die jetzt zuweilen auch von kühler Temperatur gereicht werden kann. Erst wenn mehrere Backzähne erschienen sind, demnach in der zweiten Hälfte des zweiten Jahres, ist es passend, dem Fleischbrüh-Breie etwas feingewiegtes Fleisch hinzuzusetzen und ein bis zweimal täglich ein Butterschnittchen von Weissbrod zu verabreichen. Die Fleischbrüh-Mahlzeiten können nun auch mit leichten Eier-, Mehl- oder Milchspeisen hin und wieder vertauscht werden. Nach Ablauf des zweiten Jahres lässt man das Kind allmälig zu einer milden, einfachen und leicht verdaulichen Kost der Erwachsenen übergehen, vorausgesetzt, dass sie das richtige Mischverhältniss von thierischen und pflanzlichen Stoffen bietet. Hierbei ist nur darauf zu sehen, dass die Kinder von allen mit hitzigen Gewürzen stark ver- sehenen oder überhaupt pikanten Zubereitungen fern gehalten werden, Schwarzbrod, Kartoffeln, schwere Mehlspeisen und Hülsenfrüchte nur eingeschränkt geniessen und endlich, dass sie sich gewöhnen, jede festere Nahrung, die sie zu sich neh- men, recht vollständig zu durchkauen. — Künstliche Leckereien aller Art sind aus physischen, aber noch mehr, wie wir spä- ter sehen werden, aus moralischen Rücksichten für dieses Le- bensalter ganz verwerflich. Dagegen ist der jeweilige gemes- sene Genuss leichter und reifer Obstfrüchte als ganz zuträg- lich zu betrachten. Von dem Zeitpunkte an, wo die Nahrung eine substan- tiellere Beschaffenheit bekommt, bedarf das Kind neben der- selben auch des Getränkes. Die Milch ist Speise und Getränk zugleich, das wahre durstlöschende Getränk das Wasser. Letzteres, und zwar in der gewöhnlichen nicht zu kalten Tem- peratur, lasse man von da an dem Kinde nach Bedürfniss ge- niessen. Man gestatte ein mässiges Wassertrinken zu allen beliebigen Zeiten, nur nicht unmittelbar nach starken Bewe- gungen und nicht während des Essens, sondern erst minde- stens eine Viertelstunde nachher. Letzteres gebietet sowohl die Rücksicht auf Erhaltung der Zähne als auch auf den an-

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/78>, abgerufen am 28.11.2024.