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Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890.

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Einleitung.
fern diese nur erst in den richtigen Bahnen -- wofern sie nur über-
haupt einmal -- fortschreitet, und nehmen wir das Vorrecht der gänz-
lich uninteressirten Forschung, das andern Wissenschaften zugestanden
ist, auch für sie in Anspruch.

Gleich andern Wissenschaften dürfte auch die Logik einst ganz Un-
geahntes verwirklichen und herbeiführen, dass nebenher in überraschender
Weise auch unabsehbare Vorteile erzielt werden. Um nur auf eines hin-
zudeuten, so sind seit ihrem jüngsten Aufschwunge bereits drei "logical
machines" neuerdings aufgebaut, die allerdings den ihnen beigelegten Namen
noch kaum zu verdienen scheinen, die nämlich mit ihrer Leistungsfähigkeit
sich noch auf einer sehr rudimentären Stufe befindlich zeigen -- wie etwa
der Papin'sche Topf gegenüber der Dampfmaschine. In der That aber
vermag doch Niemand vorauszusehen, ob nicht schon bald eine "Denk-
maschine" konstruirbar wird, analog oder vollkommner wie die Rechen-
maschine, welche dem Menschen einen sehr beträchtlichen Teil ermüdender
Denkarbeit fortan abnehmen wird, gleichwie die Dampfmaschine es mit der
physischen Arbeit erfolgreich thut.

Freilich darf man die Ernte nicht schon während der Aussaat fordern,
und am wenigsten da, wo Bäume gepflanzt werden.


Einleitung.
fern diese nur erst in den richtigen Bahnen — wofern sie nur über-
haupt einmal — fortschreitet, und nehmen wir das Vorrecht der gänz-
lich uninteressirten Forschung, das andern Wissenschaften zugestanden
ist, auch für sie in Anspruch.

Gleich andern Wissenschaften dürfte auch die Logik einst ganz Un-
geahntes verwirklichen und herbeiführen, dass nebenher in überraschender
Weise auch unabsehbare Vorteile erzielt werden. Um nur auf eines hin-
zudeuten, so sind seit ihrem jüngsten Aufschwunge bereits drei „logical
machines“ neuerdings aufgebaut, die allerdings den ihnen beigelegten Namen
noch kaum zu verdienen scheinen, die nämlich mit ihrer Leistungsfähigkeit
sich noch auf einer sehr rudimentären Stufe befindlich zeigen — wie etwa
der Papin'sche Topf gegenüber der Dampfmaschine. In der That aber
vermag doch Niemand vorauszusehen, ob nicht schon bald eine „Denk-
maschine“ konstruirbar wird, analog oder vollkommner wie die Rechen-
maschine, welche dem Menschen einen sehr beträchtlichen Teil ermüdender
Denkarbeit fortan abnehmen wird, gleichwie die Dampfmaschine es mit der
physischen Arbeit erfolgreich thut.

Freilich darf man die Ernte nicht schon während der Aussaat fordern,
und am wenigsten da, wo Bäume gepflanzt werden.


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[125/0145] Einleitung. fern diese nur erst in den richtigen Bahnen — wofern sie nur über- haupt einmal — fortschreitet, und nehmen wir das Vorrecht der gänz- lich uninteressirten Forschung, das andern Wissenschaften zugestanden ist, auch für sie in Anspruch. Gleich andern Wissenschaften dürfte auch die Logik einst ganz Un- geahntes verwirklichen und herbeiführen, dass nebenher in überraschender Weise auch unabsehbare Vorteile erzielt werden. Um nur auf eines hin- zudeuten, so sind seit ihrem jüngsten Aufschwunge bereits drei „logical machines“ neuerdings aufgebaut, die allerdings den ihnen beigelegten Namen noch kaum zu verdienen scheinen, die nämlich mit ihrer Leistungsfähigkeit sich noch auf einer sehr rudimentären Stufe befindlich zeigen — wie etwa der Papin'sche Topf gegenüber der Dampfmaschine. In der That aber vermag doch Niemand vorauszusehen, ob nicht schon bald eine „Denk- maschine“ konstruirbar wird, analog oder vollkommner wie die Rechen- maschine, welche dem Menschen einen sehr beträchtlichen Teil ermüdender Denkarbeit fortan abnehmen wird, gleichwie die Dampfmaschine es mit der physischen Arbeit erfolgreich thut. Freilich darf man die Ernte nicht schon während der Aussaat fordern, und am wenigsten da, wo Bäume gepflanzt werden.

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Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/145>, abgerufen am 24.11.2024.