Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

§ 30. Was bei Deutung von Funktion u. Argument als Relative zu beachten.
vertreten durch das Semikolon, welches uns eine relative Multiplikation
andeutet.

Für y = f(x) resp. i = f(j) resp. i = a(j) werden wir mithin
schreiben dürfen und in unsrer Disziplin zu schreiben haben:
14) i = f ; j resp. i = a ; j.

Selbstverständlich soll hiermit nicht darauf hingewirkt werden: die in
der Mathematik so bewährten und in der ganzen kultivirten Welt adoptirten
Bezeichnungsweisen durch andere, durch die in 14) vorgeschlagenen und
für unsre Disziplin ja unentbehrlichen Bezeichnungsweisen zu verdrängen
oder definitiv zu ersetzen -- so wenig ich mich vermesse ein Gebirge um-
blasen zu wollen! Der Bezeichnungswechsel wird vielmehr immer nur ad
hoc
und überall da vorzunehmen sein, wo von demselben eine Unterstützung,
ein Gewinn an Erkenntniss, sei es für die Mathematik, die Zahlen- und
Funktionenlehre, sei es für die Logik (im engern Sinne) zu erwarten steht.
Solcher Gelegenheiten werden sich schon in diesem Bande (so bei der
weitern Überarbeitung der Dedekind'schen Schrift) nicht wenige darbieten
und sie dürften mit der Zeit nach beiden Seiten immer zahlreichere werden.

Wir haben uns bei den bisherigen Betrachtungen über Funktionen
-- vornehmlich aus didaktischen Gründen -- vielfach oder zumeist
von der geometrischen Evidenz leiten lassen. Es wird darum für
manches bereits Behauptete auch der analytische Beweis beizubringen,
weitres noch hinzuzufügen sein.

So vor allem dafür, dass, wenn a eine (durch A1A2 charakterisirte)
Funktion ist, uns a ; j stets ein Element vorstellen muss. [Dass die
Argumentwerte stets als Elemente vorgestellt werden müssen, ist bereits
als ausreichend begründet zu erachten.]

Dies ist nun aufgrund der mit A1A2 gegebnen Voraussetzung 1' j an = a
in der That leicht zu erhärten. Nennen wir nämlich:
a ; j = y, so ist yn = an j jn = an ; j und yn ; 1 = yn, also wird
1' j yn ; 1 = 1' j yn = 1' j an ; j = (1' j an) ; j = a ; j = y

mit Rücksicht auf 27) S. 419 und die Voraussetzung. Damit ist gezeigt,
dass y die Charakteristik 7) S. 408 des Elementes: 1' j yn ; 1 = y erfüllt,
wodurch wir die Berechtigung erlangen, den Namen y für a ; j durch einen
Elementbuchstaben i zu ersetzen, q. e. d.

War a "Funktion", so musste, wie die Vergleichung von 5), 6)
mit 7), 8) erkennen lässt, a als "Argument" bezeichnet werden, denn
durch Vertauschung von a mit a geht das eine Paar von Bedingungen
in das andere über -- vergl. S. 562.

Kraft d) wird nun namentlich noch hinzutreten der Satz:
Sub A1A2 (i = a ; j) = (j = a ; i)
d. h. Ist i Funktion von j, so ist j Argument von i. Und vielleicht
andres mehr.


§ 30. Was bei Deutung von Funktion u. Argument als Relative zu beachten.
vertreten durch das Semikolon, welches uns eine relative Multiplikation
andeutet.

Für y = f(x) resp. i = f(j) resp. i = a(j) werden wir mithin
schreiben dürfen und in unsrer Disziplin zu schreiben haben:
14) i = f ; j resp. i = a ; j.

Selbstverständlich soll hiermit nicht darauf hingewirkt werden: die in
der Mathematik so bewährten und in der ganzen kultivirten Welt adoptirten
Bezeichnungsweisen durch andere, durch die in 14) vorgeschlagenen und
für unsre Disziplin ja unentbehrlichen Bezeichnungsweisen zu verdrängen
oder definitiv zu ersetzen — so wenig ich mich vermesse ein Gebirge um-
blasen zu wollen! Der Bezeichnungswechsel wird vielmehr immer nur ad
hoc
und überall da vorzunehmen sein, wo von demselben eine Unterstützung,
ein Gewinn an Erkenntniss, sei es für die Mathematik, die Zahlen- und
Funktionenlehre, sei es für die Logik (im engern Sinne) zu erwarten steht.
Solcher Gelegenheiten werden sich schon in diesem Bande (so bei der
weitern Überarbeitung der Dedekind’schen Schrift) nicht wenige darbieten
und sie dürften mit der Zeit nach beiden Seiten immer zahlreichere werden.

Wir haben uns bei den bisherigen Betrachtungen über Funktionen
— vornehmlich aus didaktischen Gründen — vielfach oder zumeist
von der geometrischen Evidenz leiten lassen. Es wird darum für
manches bereits Behauptete auch der analytische Beweis beizubringen,
weitres noch hinzuzufügen sein.

So vor allem dafür, dass, wenn a eine (durch A1A2 charakterisirte)
Funktion ist, uns a ; j stets ein Element vorstellen muss. [Dass die
Argumentwerte stets als Elemente vorgestellt werden müssen, ist bereits
als ausreichend begründet zu erachten.]

Dies ist nun aufgrund der mit A1A2 gegebnen Voraussetzung 1' ɟ = a
in der That leicht zu erhärten. Nennen wir nämlich:
a ; j = y, so ist = ɟ = ; j und ; 1 = , also wird
1' ɟ ; 1 = 1' ɟ = 1' ɟ ; j = (1' ɟ ) ; j = a ; j = y

mit Rücksicht auf 27) S. 419 und die Voraussetzung. Damit ist gezeigt,
dass y die Charakteristik 7) S. 408 des Elementes: 1' ɟ ; 1 = y erfüllt,
wodurch wir die Berechtigung erlangen, den Namen y für a ; j durch einen
Elementbuchstaben i zu ersetzen, q. e. d.

War a „Funktion“, so musste, wie die Vergleichung von 5), 6)
mit 7), 8) erkennen lässt, als „Argument“ bezeichnet werden, denn
durch Vertauschung von a mit geht das eine Paar von Bedingungen
in das andere über — vergl. S. 562.

Kraft δ) wird nun namentlich noch hinzutreten der Satz:
Sub A1A2 (i = a ; j) = (j = ; i)
d. h. Ist i Funktion von j, so ist j Argument von i. Und vielleicht
andres mehr.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0589" n="575"/><fw place="top" type="header">§ 30. Was bei Deutung von Funktion u. Argument als Relative zu beachten.</fw><lb/><hi rendition="#i">vertreten durch das Semikolon</hi>, <hi rendition="#i">welches uns eine relative Multiplikation<lb/>
andeutet.</hi></p><lb/>
          <p>Für <hi rendition="#i">y</hi> = <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">x</hi>) resp. <hi rendition="#i">i</hi> = <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">j</hi>) resp. <hi rendition="#i">i</hi> = <hi rendition="#i">a</hi>(<hi rendition="#i">j</hi>) werden wir mithin<lb/>
schreiben dürfen und in unsrer Disziplin zu schreiben haben:<lb/>
14) <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">i</hi> = <hi rendition="#i">f</hi> ; <hi rendition="#i">j</hi> resp. <hi rendition="#i">i</hi> = <hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">j</hi>.</hi></p><lb/>
          <p>Selbstverständlich soll hiermit nicht darauf hingewirkt werden: die in<lb/>
der Mathematik so bewährten und in der ganzen kultivirten Welt adoptirten<lb/>
Bezeichnungsweisen durch andere, durch die in 14) vorgeschlagenen und<lb/>
für unsre Disziplin ja unentbehrlichen Bezeichnungsweisen zu verdrängen<lb/>
oder definitiv zu ersetzen &#x2014; so wenig ich mich vermesse ein Gebirge um-<lb/>
blasen zu wollen! Der Bezeichnungswechsel wird vielmehr immer nur <hi rendition="#i">ad<lb/>
hoc</hi> und überall da vorzunehmen sein, wo von demselben eine Unterstützung,<lb/>
ein Gewinn an Erkenntniss, sei es für die Mathematik, die Zahlen- und<lb/>
Funktionenlehre, sei es für die Logik (im engern Sinne) zu erwarten steht.<lb/>
Solcher Gelegenheiten werden sich schon in diesem Bande (so bei der<lb/>
weitern Überarbeitung der <hi rendition="#g">Dedekind&#x2019;</hi>schen Schrift) nicht wenige darbieten<lb/>
und sie dürften mit der Zeit nach beiden Seiten immer zahlreichere werden.</p><lb/>
          <p>Wir haben uns bei den bisherigen Betrachtungen über Funktionen<lb/>
&#x2014; vornehmlich aus didaktischen Gründen &#x2014; vielfach oder zumeist<lb/>
von der geometrischen Evidenz leiten lassen. Es wird darum für<lb/>
manches bereits Behauptete auch der analytische Beweis beizubringen,<lb/>
weitres noch hinzuzufügen sein.</p><lb/>
          <p>So vor allem dafür, dass, wenn <hi rendition="#i">a</hi> eine (durch <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi><hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">2</hi> charakterisirte)<lb/><hi rendition="#i">Funktion</hi> ist, uns <hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">j</hi> stets ein <hi rendition="#i">Element</hi> vorstellen muss. [Dass die<lb/>
Argumentwerte stets als Elemente vorgestellt werden müssen, ist bereits<lb/>
als ausreichend begründet zu erachten.]</p><lb/>
          <p>Dies ist nun aufgrund der mit <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi><hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">2</hi> gegebnen Voraussetzung 1' &#x025F; <hi rendition="#i">a&#x0304;</hi> = <hi rendition="#i">a</hi><lb/>
in der That leicht zu erhärten. Nennen wir nämlich:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">j</hi> = <hi rendition="#i">y</hi>, so ist <hi rendition="#i">y&#x0304;</hi> = <hi rendition="#i">a&#x0304;</hi> &#x025F; <hi rendition="#i">j&#x0304;</hi> = <hi rendition="#i">a&#x0304;</hi> ; <hi rendition="#i">j</hi> und <hi rendition="#i">y&#x0304;</hi> ; 1 = <hi rendition="#i">y&#x0304;</hi>, also wird<lb/>
1' &#x025F; <hi rendition="#i">y&#x0304;</hi> ; 1 = 1' &#x025F; <hi rendition="#i">y&#x0304;</hi> = 1' &#x025F; <hi rendition="#i">a&#x0304;</hi> ; <hi rendition="#i">j</hi> = (1' &#x025F; <hi rendition="#i">a&#x0304;</hi>) ; <hi rendition="#i">j</hi> = <hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">j</hi> = <hi rendition="#i">y</hi></hi><lb/>
mit Rücksicht auf 27) S. 419 und die Voraussetzung. Damit ist gezeigt,<lb/>
dass <hi rendition="#i">y</hi> die Charakteristik 7) S. 408 des Elementes: 1' &#x025F; <hi rendition="#i">y&#x0304;</hi> ; 1 = <hi rendition="#i">y</hi> erfüllt,<lb/>
wodurch wir die Berechtigung erlangen, den Namen <hi rendition="#i">y</hi> für <hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">j</hi> durch einen<lb/>
Elementbuchstaben <hi rendition="#i">i</hi> zu ersetzen, q. e. d.</p><lb/>
          <p>War <hi rendition="#i">a</hi> &#x201E;Funktion&#x201C;, so musste, wie die Vergleichung von 5), 6)<lb/>
mit 7), 8) erkennen lässt, <hi rendition="#i">a&#x0306;</hi> als &#x201E;Argument&#x201C; bezeichnet werden, denn<lb/>
durch Vertauschung von <hi rendition="#i">a</hi> mit <hi rendition="#i">a&#x0306;</hi> geht das eine Paar von Bedingungen<lb/>
in das andere über &#x2014; vergl. S. 562.</p><lb/>
          <p>Kraft <hi rendition="#i">&#x03B4;</hi>) wird nun namentlich noch hinzutreten der <hi rendition="#g">Satz</hi>:<lb/>
Sub <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">1</hi><hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sub">2</hi> <hi rendition="#et">(<hi rendition="#i">i</hi> = <hi rendition="#i">a</hi> ; <hi rendition="#i">j</hi>) = (<hi rendition="#i">j</hi> = <hi rendition="#i">a&#x0306;</hi> ; <hi rendition="#i">i</hi>)</hi><lb/>
d. h. <hi rendition="#i">Ist i Funktion von j</hi>, <hi rendition="#i">so ist j Argument von i.</hi> Und vielleicht<lb/>
andres mehr.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[575/0589] § 30. Was bei Deutung von Funktion u. Argument als Relative zu beachten. vertreten durch das Semikolon, welches uns eine relative Multiplikation andeutet. Für y = f(x) resp. i = f(j) resp. i = a(j) werden wir mithin schreiben dürfen und in unsrer Disziplin zu schreiben haben: 14) i = f ; j resp. i = a ; j. Selbstverständlich soll hiermit nicht darauf hingewirkt werden: die in der Mathematik so bewährten und in der ganzen kultivirten Welt adoptirten Bezeichnungsweisen durch andere, durch die in 14) vorgeschlagenen und für unsre Disziplin ja unentbehrlichen Bezeichnungsweisen zu verdrängen oder definitiv zu ersetzen — so wenig ich mich vermesse ein Gebirge um- blasen zu wollen! Der Bezeichnungswechsel wird vielmehr immer nur ad hoc und überall da vorzunehmen sein, wo von demselben eine Unterstützung, ein Gewinn an Erkenntniss, sei es für die Mathematik, die Zahlen- und Funktionenlehre, sei es für die Logik (im engern Sinne) zu erwarten steht. Solcher Gelegenheiten werden sich schon in diesem Bande (so bei der weitern Überarbeitung der Dedekind’schen Schrift) nicht wenige darbieten und sie dürften mit der Zeit nach beiden Seiten immer zahlreichere werden. Wir haben uns bei den bisherigen Betrachtungen über Funktionen — vornehmlich aus didaktischen Gründen — vielfach oder zumeist von der geometrischen Evidenz leiten lassen. Es wird darum für manches bereits Behauptete auch der analytische Beweis beizubringen, weitres noch hinzuzufügen sein. So vor allem dafür, dass, wenn a eine (durch A1A2 charakterisirte) Funktion ist, uns a ; j stets ein Element vorstellen muss. [Dass die Argumentwerte stets als Elemente vorgestellt werden müssen, ist bereits als ausreichend begründet zu erachten.] Dies ist nun aufgrund der mit A1A2 gegebnen Voraussetzung 1' ɟ ā = a in der That leicht zu erhärten. Nennen wir nämlich: a ; j = y, so ist ȳ = ā ɟ j̄ = ā ; j und ȳ ; 1 = ȳ, also wird 1' ɟ ȳ ; 1 = 1' ɟ ȳ = 1' ɟ ā ; j = (1' ɟ ā) ; j = a ; j = y mit Rücksicht auf 27) S. 419 und die Voraussetzung. Damit ist gezeigt, dass y die Charakteristik 7) S. 408 des Elementes: 1' ɟ ȳ ; 1 = y erfüllt, wodurch wir die Berechtigung erlangen, den Namen y für a ; j durch einen Elementbuchstaben i zu ersetzen, q. e. d. War a „Funktion“, so musste, wie die Vergleichung von 5), 6) mit 7), 8) erkennen lässt, ă als „Argument“ bezeichnet werden, denn durch Vertauschung von a mit ă geht das eine Paar von Bedingungen in das andere über — vergl. S. 562. Kraft δ) wird nun namentlich noch hinzutreten der Satz: Sub A1A2 (i = a ; j) = (j = ă ; i) d. h. Ist i Funktion von j, so ist j Argument von i. Und vielleicht andres mehr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/589
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/589>, abgerufen am 23.11.2024.