hoch in dem weiten Himmel, und von ihm gehet der Regen aus über alle Thäler. Von ihm stammen drey weissagende Jungfrauen her, entsprun- gen aus jenem See, der über dem Stamme des Bau- mes fluthet, die eine die heisset Vergangen, die andre Jetzt, die dritte heisset Fernkünftig."
Vielleicht spricht diese alte Weissagung noch viel mehr für jene Meynung, als auf den ersten Anblick scheint. Doch die Erklärung sey welche sie wolle, jene Thatsachen, welche einen tieferen Blick des Men- schen in die Natur bey der ersten Vorwelt voraussetzen, bleiben unläugbar und dieselben. Jene Güter des Wissens, welche bey uns jetzt eine lange und mühsam fortgesetzte Beobachtung, einzeln wieder hervorgezo- gen, und noch mehr als diese, hat das Alterthum in einem lebendigeren Zusammenhange als wir besessen.
Sey es aber, daß der Geist des ersten Menschen, wie der der Kinder, empfänglicher und abhängiger von der Gewalt der Natur, ein Instrument geworden, auf welchem der Geist derselben seine ewigen Harmo- nien ausgesprochen, oder sey es daß die Natur noch in der Kraft der eben vollendeten Schöpfung, einer tie- feren Einwirkung auf ihr letztes Werk fähig war und daß so die Gewalt der noch jugendlichen Mutter über das neugebohrne, noch zarte Kind größer, der Zu- sammenhang zwischen beyden inniger war: so muß- te entweder der selbstständiger und vollendeter werden-
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hoch in dem weiten Himmel, und von ihm gehet der Regen aus uͤber alle Thaͤler. Von ihm ſtammen drey weiſſagende Jungfrauen her, entſprun- gen aus jenem See, der uͤber dem Stamme des Bau- mes fluthet, die eine die heiſſet Vergangen, die andre Jetzt, die dritte heiſſet Fernkuͤnftig.“
Vielleicht ſpricht dieſe alte Weiſſagung noch viel mehr fuͤr jene Meynung, als auf den erſten Anblick ſcheint. Doch die Erklaͤrung ſey welche ſie wolle, jene Thatſachen, welche einen tieferen Blick des Men- ſchen in die Natur bey der erſten Vorwelt vorausſetzen, bleiben unlaͤugbar und dieſelben. Jene Guͤter des Wiſſens, welche bey uns jetzt eine lange und muͤhſam fortgeſetzte Beobachtung, einzeln wieder hervorgezo- gen, und noch mehr als dieſe, hat das Alterthum in einem lebendigeren Zuſammenhange als wir beſeſſen.
Sey es aber, daß der Geiſt des erſten Menſchen, wie der der Kinder, empfaͤnglicher und abhaͤngiger von der Gewalt der Natur, ein Inſtrument geworden, auf welchem der Geiſt derſelben ſeine ewigen Harmo- nien ausgeſprochen, oder ſey es daß die Natur noch in der Kraft der eben vollendeten Schoͤpfung, einer tie- feren Einwirkung auf ihr letztes Werk faͤhig war und daß ſo die Gewalt der noch jugendlichen Mutter uͤber das neugebohrne, noch zarte Kind groͤßer, der Zu- ſammenhang zwiſchen beyden inniger war: ſo muß- te entweder der ſelbſtſtaͤndiger und vollendeter werden-
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hoch in dem weiten Himmel, und von ihm gehet
der Regen aus uͤber alle Thaͤler. Von ihm
ſtammen drey weiſſagende Jungfrauen her, entſprun-
gen aus jenem See, der uͤber dem Stamme des Bau-
mes fluthet, die eine die heiſſet Vergangen, die andre
Jetzt, die dritte heiſſet Fernkuͤnftig.“
Vielleicht ſpricht dieſe alte Weiſſagung noch viel
mehr fuͤr jene Meynung, als auf den erſten Anblick
ſcheint. Doch die Erklaͤrung ſey welche ſie wolle,
jene Thatſachen, welche einen tieferen Blick des Men-
ſchen in die Natur bey der erſten Vorwelt vorausſetzen,
bleiben unlaͤugbar und dieſelben. Jene Guͤter des
Wiſſens, welche bey uns jetzt eine lange und muͤhſam
fortgeſetzte Beobachtung, einzeln wieder hervorgezo-
gen, und noch mehr als dieſe, hat das Alterthum in
einem lebendigeren Zuſammenhange als wir beſeſſen.
Sey es aber, daß der Geiſt des erſten Menſchen,
wie der der Kinder, empfaͤnglicher und abhaͤngiger von
der Gewalt der Natur, ein Inſtrument geworden,
auf welchem der Geiſt derſelben ſeine ewigen Harmo-
nien ausgeſprochen, oder ſey es daß die Natur noch in
der Kraft der eben vollendeten Schoͤpfung, einer tie-
feren Einwirkung auf ihr letztes Werk faͤhig war und
daß ſo die Gewalt der noch jugendlichen Mutter uͤber
das neugebohrne, noch zarte Kind groͤßer, der Zu-
ſammenhang zwiſchen beyden inniger war: ſo muß-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/81>, abgerufen am 27.11.2024.
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