Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.Gefängniß fällt von oben gerade so viel Licht hinein, Jene Thierwelt, die wir in einem früheren Ab- als
Gefaͤngniß faͤllt von oben gerade ſo viel Licht hinein, Jene Thierwelt, die wir in einem fruͤheren Ab- als
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="128"/> Gefaͤngniß faͤllt von oben gerade ſo viel Licht hinein,<lb/> als ſie zu ihrem Geſchaͤfte braucht, nur daß uns die<lb/> Scheidewand hindert, jene Strahlen wahrzunehmen!</p><lb/> <p>Jene Thierwelt, die wir in einem fruͤheren Ab-<lb/> ſchnitte, als vor <hi rendition="#g">dem jetzigen</hi> Menſchen entſtanden,<lb/> annahmen, das Reich der Mollusken, iſt ohne ein<lb/> eigentliches Cerebralſyſtem, lebt bloß durch das der<lb/> Ganglien. Dieſen Thieren fehlen zum Theil mit dem<lb/> Kopfe zugleich, alle Sinnesorgane, ſie ſind bloß<lb/> Rumpf, und dennoch erkennen ſie Alles, was mit<lb/> dem Kreiſe ihrer Lebensbeduͤrfniſſe in Beziehung ſteht,<lb/> ſind ſogar noch zu gewiſſen Aeußerungen des Kunſt-<lb/> triebes und der Liſt faͤhig, eben ſo wie der Nacht-<lb/> wandler und die Somnambuͤle mit krampfhaft ge-<lb/> ſchloſſenen und verbundenen Augen dennoch ſehen, mit<lb/> verſchloſſenem Ohre dennoch hoͤren, weil ihnen ein<lb/> ganz neuer Sinn im Ganglienſyſtem eroͤffnet worden.<lb/> Bey jener Thierwelt, die wir fruͤher als die juͤngſte<lb/> anerkannten, bey den Inſecten, iſt auch ein bloßes<lb/> Ganglienſyſtem vorhanden, das aber hier ganz in die<lb/> Rechte des Cerebralſyſtems getreten iſt. Auch dieſe<lb/> Thiere ſind, wenigſtens waͤhrend ihres Larvenzuſtan-<lb/> des, zum Theil ohne Sinnesorgane, und verrathen<lb/> dennoch einen ungewoͤhnlich ſcharfen Sinn fuͤr die<lb/> aͤußere Umgebung. Bey ihnen ſtellt ſich uͤberhaupt<lb/> die Ganglienthaͤtigkeit ganz vorzuͤglich als bildender<lb/> Trieb dar, in jenen Kunſtwerken, welche außer dem<lb/> Koͤrper zur Bedeckung und Erhaltung deſſelben auf-<lb/> gefuͤhrt werden, und in einer eben ſolchen genauen<lb/> phyſiologiſchen Beziehung auf die Beduͤrfniſſe deſſel-<lb/> ben ſtehen, eben ſo zu dem Kreiſe deſſelben gehoͤren,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [128/0138]
Gefaͤngniß faͤllt von oben gerade ſo viel Licht hinein,
als ſie zu ihrem Geſchaͤfte braucht, nur daß uns die
Scheidewand hindert, jene Strahlen wahrzunehmen!
Jene Thierwelt, die wir in einem fruͤheren Ab-
ſchnitte, als vor dem jetzigen Menſchen entſtanden,
annahmen, das Reich der Mollusken, iſt ohne ein
eigentliches Cerebralſyſtem, lebt bloß durch das der
Ganglien. Dieſen Thieren fehlen zum Theil mit dem
Kopfe zugleich, alle Sinnesorgane, ſie ſind bloß
Rumpf, und dennoch erkennen ſie Alles, was mit
dem Kreiſe ihrer Lebensbeduͤrfniſſe in Beziehung ſteht,
ſind ſogar noch zu gewiſſen Aeußerungen des Kunſt-
triebes und der Liſt faͤhig, eben ſo wie der Nacht-
wandler und die Somnambuͤle mit krampfhaft ge-
ſchloſſenen und verbundenen Augen dennoch ſehen, mit
verſchloſſenem Ohre dennoch hoͤren, weil ihnen ein
ganz neuer Sinn im Ganglienſyſtem eroͤffnet worden.
Bey jener Thierwelt, die wir fruͤher als die juͤngſte
anerkannten, bey den Inſecten, iſt auch ein bloßes
Ganglienſyſtem vorhanden, das aber hier ganz in die
Rechte des Cerebralſyſtems getreten iſt. Auch dieſe
Thiere ſind, wenigſtens waͤhrend ihres Larvenzuſtan-
des, zum Theil ohne Sinnesorgane, und verrathen
dennoch einen ungewoͤhnlich ſcharfen Sinn fuͤr die
aͤußere Umgebung. Bey ihnen ſtellt ſich uͤberhaupt
die Ganglienthaͤtigkeit ganz vorzuͤglich als bildender
Trieb dar, in jenen Kunſtwerken, welche außer dem
Koͤrper zur Bedeckung und Erhaltung deſſelben auf-
gefuͤhrt werden, und in einer eben ſolchen genauen
phyſiologiſchen Beziehung auf die Beduͤrfniſſe deſſel-
ben ſtehen, eben ſo zu dem Kreiſe deſſelben gehoͤren,
als
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