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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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I.

In einer Schlucht mitten im tiefsten Waldgebirge stand ein junger Mann, an den Stamm einer Eiche gelehnt. Er trug Jagduniform, Büchse und Hirschfänger, und ein prachtvoller hellgelber Wolfshund lag, mit einem Stricke an seine Waidtasche befestigt, zu seinen Füßen. Der junge Mann war eine hohe Gestalt, so schlank und fest gebaut, wie die schönste Edeltanne in seinem Walde. Er hatte regelmäßige Gesichtszüge, eine spiegelreine, hochgewölbte Stirn und einen auffallend zart und graziös geformten Mund; jenen feinen und aristokratischen Mund voll verführerischen Reizes, dem wir jetzt auf alten Familienbildern weit häufiger als im Leben begegnen -- als ob die lächelnde Weltweisheit von ehemals nach ihrer Flucht uns nicht einmal ihren leeren Thron hätte zurücklassen wollen.

Ob unser Held ein so guter und erfahrener Jäger, wie er ein schöner und stattlicher Mann, -- das läßt sich schwerer sagen. Wenigstens scheint der reine, un-

I.

In einer Schlucht mitten im tiefsten Waldgebirge stand ein junger Mann, an den Stamm einer Eiche gelehnt. Er trug Jagduniform, Büchse und Hirschfänger, und ein prachtvoller hellgelber Wolfshund lag, mit einem Stricke an seine Waidtasche befestigt, zu seinen Füßen. Der junge Mann war eine hohe Gestalt, so schlank und fest gebaut, wie die schönste Edeltanne in seinem Walde. Er hatte regelmäßige Gesichtszüge, eine spiegelreine, hochgewölbte Stirn und einen auffallend zart und graziös geformten Mund; jenen feinen und aristokratischen Mund voll verführerischen Reizes, dem wir jetzt auf alten Familienbildern weit häufiger als im Leben begegnen — als ob die lächelnde Weltweisheit von ehemals nach ihrer Flucht uns nicht einmal ihren leeren Thron hätte zurücklassen wollen.

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[0006] I. In einer Schlucht mitten im tiefsten Waldgebirge stand ein junger Mann, an den Stamm einer Eiche gelehnt. Er trug Jagduniform, Büchse und Hirschfänger, und ein prachtvoller hellgelber Wolfshund lag, mit einem Stricke an seine Waidtasche befestigt, zu seinen Füßen. Der junge Mann war eine hohe Gestalt, so schlank und fest gebaut, wie die schönste Edeltanne in seinem Walde. Er hatte regelmäßige Gesichtszüge, eine spiegelreine, hochgewölbte Stirn und einen auffallend zart und graziös geformten Mund; jenen feinen und aristokratischen Mund voll verführerischen Reizes, dem wir jetzt auf alten Familienbildern weit häufiger als im Leben begegnen — als ob die lächelnde Weltweisheit von ehemals nach ihrer Flucht uns nicht einmal ihren leeren Thron hätte zurücklassen wollen. Ob unser Held ein so guter und erfahrener Jäger, wie er ein schöner und stattlicher Mann, — das läßt sich schwerer sagen. Wenigstens scheint der reine, un-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/6>, abgerufen am 21.11.2024.