läßt, so hält er es auch mit allen seinen übrigen Umgebungen. Jch habe gesagt, daß er seine Häuser und Palläste von außen und innen selten ausbauet. Wie sie der Sohn von dem Vater erhält, so läßt er sie, und wäre auch nur die letzte Hand anzulegen. Dies ist allerdings nicht immer Geitz, son- dern dringende Nothwendigkeit, weil sich oft genug der Vater durch den Bau eines Palla- stes, durch die Anhäufung von Kunst- und Naturprodukten erschöpft hat; aber welcher Deutsche machte nicht lieber Schulden, um ein vollendetes Haus zu bekommen, um ir- gend eine Sammlung zu einem gewissen be- stimmten Grade von Vollständigkeit zu brin- gen? Ueberlegung und eigner Vortheil, und mehr noch, eine gewisse Schaam, dringen ihm dazu. Die Jtaliener haben aber solche Be- weggründe nicht; und es werden sich weiter unten mehrere Umstände hervor thun, die die- sen auffallenden Unterschied zwischen der deut-
Siebentes Heft. J
laͤßt, ſo haͤlt er es auch mit allen ſeinen uͤbrigen Umgebungen. Jch habe geſagt, daß er ſeine Haͤuſer und Pallaͤſte von außen und innen ſelten ausbauet. Wie ſie der Sohn von dem Vater erhaͤlt, ſo laͤßt er ſie, und waͤre auch nur die letzte Hand anzulegen. Dies iſt allerdings nicht immer Geitz, ſon- dern dringende Nothwendigkeit, weil ſich oft genug der Vater durch den Bau eines Palla- ſtes, durch die Anhaͤufung von Kunſt- und Naturprodukten erſchoͤpft hat; aber welcher Deutſche machte nicht lieber Schulden, um ein vollendetes Haus zu bekommen, um ir- gend eine Sammlung zu einem gewiſſen be- ſtimmten Grade von Vollſtaͤndigkeit zu brin- gen? Ueberlegung und eigner Vortheil, und mehr noch, eine gewiſſe Schaam, dringen ihm dazu. Die Jtaliener haben aber ſolche Be- weggruͤnde nicht; und es werden ſich weiter unten mehrere Umſtaͤnde hervor thun, die die- ſen auffallenden Unterſchied zwiſchen der deut-
Siebentes Heft. J
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laͤßt, ſo haͤlt er es auch mit allen ſeinen
uͤbrigen Umgebungen. Jch habe geſagt, daß
er ſeine Haͤuſer und Pallaͤſte von außen und
innen ſelten ausbauet. Wie ſie der Sohn
von dem Vater erhaͤlt, ſo laͤßt er ſie, und
waͤre auch nur die letzte Hand anzulegen.
Dies iſt allerdings nicht immer Geitz, ſon-
dern dringende Nothwendigkeit, weil ſich oft
genug der Vater durch den Bau eines Palla-
ſtes, durch die Anhaͤufung von Kunſt- und
Naturprodukten erſchoͤpft hat; aber welcher
Deutſche machte nicht lieber Schulden, um
ein vollendetes Haus zu bekommen, um ir-
gend eine Sammlung zu einem gewiſſen be-
ſtimmten Grade von Vollſtaͤndigkeit zu brin-
gen? Ueberlegung und eigner Vortheil, und
mehr noch, eine gewiſſe Schaam, dringen ihm
dazu. Die Jtaliener haben aber ſolche Be-
weggruͤnde nicht; und es werden ſich weiter
unten mehrere Umſtaͤnde hervor thun, die die-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/137>, abgerufen am 17.06.2024.
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