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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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Friedrich brauchte ihn bey Ausfüllung der
sumpfigten Stellen, bey Erhöhung des Bo-
dens und bey Herstellung der Häuser, die
durch Ueberschwemmungen gelitten hatten;
und niemand durfte ein neues Haus bauen,
der sich nicht bey ihm gemeldet und seinen
Rath und Plan darüber vernommen hätte.
Eben dieser Herzog ernannte ihn, kurz vor
seinem Tode, zum Aufseher des Wasser- und
Häuserbaues, und er blieb bis an sein Ende
mit den Pflichten dieser Stelle beschäftiget.

Verona hat unter allen seinen Kirchen
keine aufzuweisen, die als Werk der Baukunst
solch einen Genuß gewährte, als die hiesige
Domkirche, die nach einer Zeichnung von
Julius aufgeführt ist. Schon das Portal
derselben kündigt selbst dem Auge des Layen
das Werk des Meisters an, und das Jnnere,
auf vier Reihen prächtiger Säulen gestützt,
vollendet den vortheilhaftesten Eindruck. Man
tadelt, daß das Ganze für seine Länge zu
breit sey und vergißt dabey, daß es von einem

Friedrich brauchte ihn bey Ausfuͤllung der
ſumpfigten Stellen, bey Erhoͤhung des Bo-
dens und bey Herſtellung der Haͤuſer, die
durch Ueberſchwemmungen gelitten hatten;
und niemand durfte ein neues Haus bauen,
der ſich nicht bey ihm gemeldet und ſeinen
Rath und Plan daruͤber vernommen haͤtte.
Eben dieſer Herzog ernannte ihn, kurz vor
ſeinem Tode, zum Aufſeher des Waſſer- und
Haͤuſerbaues, und er blieb bis an ſein Ende
mit den Pflichten dieſer Stelle beſchaͤftiget.

Verona hat unter allen ſeinen Kirchen
keine aufzuweiſen, die als Werk der Baukunſt
ſolch einen Genuß gewaͤhrte, als die hieſige
Domkirche, die nach einer Zeichnung von
Julius aufgefuͤhrt iſt. Schon das Portal
derſelben kuͤndigt ſelbſt dem Auge des Layen
das Werk des Meiſters an, und das Jnnere,
auf vier Reihen praͤchtiger Saͤulen geſtuͤtzt,
vollendet den vortheilhafteſten Eindruck. Man
tadelt, daß das Ganze fuͤr ſeine Laͤnge zu
breit ſey und vergißt dabey, daß es von einem

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[220/0228] Friedrich brauchte ihn bey Ausfuͤllung der ſumpfigten Stellen, bey Erhoͤhung des Bo- dens und bey Herſtellung der Haͤuſer, die durch Ueberſchwemmungen gelitten hatten; und niemand durfte ein neues Haus bauen, der ſich nicht bey ihm gemeldet und ſeinen Rath und Plan daruͤber vernommen haͤtte. Eben dieſer Herzog ernannte ihn, kurz vor ſeinem Tode, zum Aufſeher des Waſſer- und Haͤuſerbaues, und er blieb bis an ſein Ende mit den Pflichten dieſer Stelle beſchaͤftiget. Verona hat unter allen ſeinen Kirchen keine aufzuweiſen, die als Werk der Baukunſt ſolch einen Genuß gewaͤhrte, als die hieſige Domkirche, die nach einer Zeichnung von Julius aufgefuͤhrt iſt. Schon das Portal derſelben kuͤndigt ſelbſt dem Auge des Layen das Werk des Meiſters an, und das Jnnere, auf vier Reihen praͤchtiger Saͤulen geſtuͤtzt, vollendet den vortheilhafteſten Eindruck. Man tadelt, daß das Ganze fuͤr ſeine Laͤnge zu breit ſey und vergißt dabey, daß es von einem

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/228>, abgerufen am 17.06.2024.