Jhre Verzierungen passen wohl für eine Schaubühne, aber nicht für ein Bethaus; sie sind bunter, als die buntesten in der unten zu erwähnenden Andreas-Kirche, und überall so mit hellblau, hellroth, hellgrün, hellgelb und, zu allem Ueberfluß noch, mit Gold überladen, daß das Auge geblendet wird und sich bald gesättigt wegwendet. Diese Zierrathen sind sicher nicht im Geiste des Baumeisters ausgeführt. Man sieht auch ei- nige gute Gemälde in dieser Kirche: eine Be- rufung des Petrus und Andreas zum Apostolat, von Julius; eine Versuchung des heil. Antonius von Paul von Verona; und die Ansetzung eines abgehackten Pferde- fußes durch das bloße Zeichen des Kreutzes, von Guercino di Cento.
Dem Dom gegenüber, auf dem sogenann- ten Waffenplatze, steht der alte herzog- liche Pallast, der sehr rostig in die Augen fällt und nur noch durch einige Anlagen und Malereyen des Julius Romanus merkwürdig
Jhre Verzierungen paſſen wohl fuͤr eine Schaubuͤhne, aber nicht fuͤr ein Bethaus; ſie ſind bunter, als die bunteſten in der unten zu erwaͤhnenden Andreas-Kirche, und uͤberall ſo mit hellblau, hellroth, hellgruͤn, hellgelb und, zu allem Ueberfluß noch, mit Gold uͤberladen, daß das Auge geblendet wird und ſich bald geſaͤttigt wegwendet. Dieſe Zierrathen ſind ſicher nicht im Geiſte des Baumeiſters ausgefuͤhrt. Man ſieht auch ei- nige gute Gemaͤlde in dieſer Kirche: eine Be- rufung des Petrus und Andreas zum Apoſtolat, von Julius; eine Verſuchung des heil. Antonius von Paul von Verona; und die Anſetzung eines abgehackten Pferde- fußes durch das bloße Zeichen des Kreutzes, von Guercino di Cento.
Dem Dom gegenuͤber, auf dem ſogenann- ten Waffenplatze, ſteht der alte herzog- liche Pallaſt, der ſehr roſtig in die Augen faͤllt und nur noch durch einige Anlagen und Malereyen des Julius Romanus merkwuͤrdig
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Jhre Verzierungen paſſen wohl fuͤr eine
Schaubuͤhne, aber nicht fuͤr ein Bethaus;
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zu erwaͤhnenden Andreas-Kirche, und
uͤberall ſo mit hellblau, hellroth, hellgruͤn,
hellgelb und, zu allem Ueberfluß noch, mit
Gold uͤberladen, daß das Auge geblendet
wird und ſich bald geſaͤttigt wegwendet. Dieſe
Zierrathen ſind ſicher nicht im Geiſte des
Baumeiſters ausgefuͤhrt. Man ſieht auch ei-
nige gute Gemaͤlde in dieſer Kirche: eine Be-
rufung des Petrus und Andreas zum
Apoſtolat, von Julius; eine Verſuchung des
heil. Antonius von Paul von Verona;
und die Anſetzung eines abgehackten Pferde-
fußes durch das bloße Zeichen des Kreutzes,
von Guercino di Cento.
Dem Dom gegenuͤber, auf dem ſogenann-
ten Waffenplatze, ſteht der alte herzog-
liche Pallaſt, der ſehr roſtig in die Augen
faͤllt und nur noch durch einige Anlagen und
Malereyen des Julius Romanus merkwuͤrdig
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/230>, abgerufen am 16.02.2025.
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