den Klöstern und milden Stiftungen, gehö- ren denn auch die Häuser in der Stadt und die Grundstücke in dem Gebiete von Kremona. Bürger und Bauer sind hier, wie in dem größesten Theile von Jtalien, nichts weiter als (erstere) Miethsleute des Adels, der Pa- trizier und der Geistlichkeit in den Städten, und (letztre) Knechte oder höchstens kleine Pachter derselben Stände auf dem Lande.
Wer also die "Societa di Cremona" bil- det, darf ich nicht erst sagen. Sie ist hier in der That so zahlreich, wie in Verona, aber lebhafter und belebter, als dort. Man bemerkt in derselben einen gewissen deutsch- französischen Gesellschaftston, der mehr Hei- terkeit und mehr Umfang in die Unterhaltun- gen bringt, und Privatbekanntschaften begün- stigt, die sich auch auf Besuche in den Fami- lien und Häusern ausdehnen dürfen. Von Wien über Mayland war auch die Tugend der Gastfreyheit hieher verpflanzt worden, jetzt aber klagen selbst Eingeborne, daß sie,
den Kloͤſtern und milden Stiftungen, gehoͤ- ren denn auch die Haͤuſer in der Stadt und die Grundſtuͤcke in dem Gebiete von Kremona. Buͤrger und Bauer ſind hier, wie in dem groͤßeſten Theile von Jtalien, nichts weiter als (erſtere) Miethsleute des Adels, der Pa- trizier und der Geiſtlichkeit in den Staͤdten, und (letztre) Knechte oder hoͤchſtens kleine Pachter derſelben Staͤnde auf dem Lande.
Wer alſo die „Società di Cremona“ bil- det, darf ich nicht erſt ſagen. Sie iſt hier in der That ſo zahlreich, wie in Verona, aber lebhafter und belebter, als dort. Man bemerkt in derſelben einen gewiſſen deutſch- franzoͤſiſchen Geſellſchaftston, der mehr Hei- terkeit und mehr Umfang in die Unterhaltun- gen bringt, und Privatbekanntſchaften beguͤn- ſtigt, die ſich auch auf Beſuche in den Fami- lien und Haͤuſern ausdehnen duͤrfen. Von Wien uͤber Mayland war auch die Tugend der Gaſtfreyheit hieher verpflanzt worden, jetzt aber klagen ſelbſt Eingeborne, daß ſie,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0250"n="242"/>
den Kloͤſtern und milden Stiftungen, gehoͤ-<lb/>
ren denn auch die Haͤuſer in der Stadt und<lb/>
die Grundſtuͤcke in dem Gebiete von Kremona.<lb/>
Buͤrger und Bauer ſind hier, wie in dem<lb/>
groͤßeſten Theile von Jtalien, nichts weiter<lb/>
als (erſtere) Miethsleute des Adels, der Pa-<lb/>
trizier und der Geiſtlichkeit in den Staͤdten,<lb/>
und (letztre) Knechte oder hoͤchſtens kleine<lb/>
Pachter derſelben Staͤnde auf dem Lande.</p><lb/><p>Wer alſo die <hirendition="#aq">„Società di Cremona“</hi> bil-<lb/>
det, darf ich nicht erſt ſagen. Sie iſt hier<lb/>
in der That ſo zahlreich, wie in Verona,<lb/>
aber lebhafter und belebter, als dort. Man<lb/>
bemerkt in derſelben einen gewiſſen deutſch-<lb/>
franzoͤſiſchen Geſellſchaftston, der mehr Hei-<lb/>
terkeit und mehr Umfang in die Unterhaltun-<lb/>
gen bringt, und Privatbekanntſchaften beguͤn-<lb/>ſtigt, die ſich auch auf Beſuche in den Fami-<lb/>
lien und Haͤuſern ausdehnen duͤrfen. Von<lb/>
Wien uͤber Mayland war auch die Tugend<lb/>
der Gaſtfreyheit hieher verpflanzt worden,<lb/>
jetzt aber klagen ſelbſt Eingeborne, daß ſie,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[242/0250]
den Kloͤſtern und milden Stiftungen, gehoͤ-
ren denn auch die Haͤuſer in der Stadt und
die Grundſtuͤcke in dem Gebiete von Kremona.
Buͤrger und Bauer ſind hier, wie in dem
groͤßeſten Theile von Jtalien, nichts weiter
als (erſtere) Miethsleute des Adels, der Pa-
trizier und der Geiſtlichkeit in den Staͤdten,
und (letztre) Knechte oder hoͤchſtens kleine
Pachter derſelben Staͤnde auf dem Lande.
Wer alſo die „Società di Cremona“ bil-
det, darf ich nicht erſt ſagen. Sie iſt hier
in der That ſo zahlreich, wie in Verona,
aber lebhafter und belebter, als dort. Man
bemerkt in derſelben einen gewiſſen deutſch-
franzoͤſiſchen Geſellſchaftston, der mehr Hei-
terkeit und mehr Umfang in die Unterhaltun-
gen bringt, und Privatbekanntſchaften beguͤn-
ſtigt, die ſich auch auf Beſuche in den Fami-
lien und Haͤuſern ausdehnen duͤrfen. Von
Wien uͤber Mayland war auch die Tugend
der Gaſtfreyheit hieher verpflanzt worden,
jetzt aber klagen ſelbſt Eingeborne, daß ſie,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/250>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.