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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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Familie und sie selbst unmittelbar und persön-
lich an Glanz und Einfluß im Staate gewön-
nen. Gewiß ist es, wie oben erwähnt, daß,
dem Aeußern nach, Eintracht und wechselseitige
Aufopferungen diese Partey enge zusammen
verknüpften, daß sie aber oft genug im Jnnern
Streitigkeiten unter einander hatten, die bald
mehr, bald weniger heftig waren, aber nie in
Stürme ausbrachen, die ihre politische Freund-
schaft hätten zerreißen können.

Die andre Partey, die Sächsische, bestand
aus den mächtigsten und reichsten Staatsbeam-
ten, aus andern wichtigen Magnaten, auch
Bischöfen, und aus vielen Mitgliedern des
Ritterstandes, die, theils aus Eifersucht auf
die Czartoryski, theils in der Erinnerung der
für sie fruchtbar gewesenen Zeiten der Könige
aus dem Sächsischen Hause, für die Prinzen
des letztern sich gestimmt fanden. Aber ihr
guter Wille ward durch unsre Truppen gelähmt,
die sich in der Gegend von Warschau zu Gun-
sten der Czartoryski zusammen gezogen hatten.

Familie und ſie ſelbſt unmittelbar und perſoͤn-
lich an Glanz und Einfluß im Staate gewoͤn-
nen. Gewiß iſt es, wie oben erwaͤhnt, daß,
dem Aeußern nach, Eintracht und wechſelſeitige
Aufopferungen dieſe Partey enge zuſammen
verknuͤpften, daß ſie aber oft genug im Jnnern
Streitigkeiten unter einander hatten, die bald
mehr, bald weniger heftig waren, aber nie in
Stuͤrme ausbrachen, die ihre politiſche Freund-
ſchaft haͤtten zerreißen koͤnnen.

Die andre Partey, die Saͤchſiſche, beſtand
aus den maͤchtigſten und reichſten Staatsbeam-
ten, aus andern wichtigen Magnaten, auch
Biſchoͤfen, und aus vielen Mitgliedern des
Ritterſtandes, die, theils aus Eiferſucht auf
die Czartoryski, theils in der Erinnerung der
fuͤr ſie fruchtbar geweſenen Zeiten der Koͤnige
aus dem Saͤchſiſchen Hauſe, fuͤr die Prinzen
des letztern ſich geſtimmt fanden. Aber ihr
guter Wille ward durch unſre Truppen gelaͤhmt,
die ſich in der Gegend von Warſchau zu Gun-
ſten der Czartoryski zuſammen gezogen hatten.

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[122/0132] Familie und ſie ſelbſt unmittelbar und perſoͤn- lich an Glanz und Einfluß im Staate gewoͤn- nen. Gewiß iſt es, wie oben erwaͤhnt, daß, dem Aeußern nach, Eintracht und wechſelſeitige Aufopferungen dieſe Partey enge zuſammen verknuͤpften, daß ſie aber oft genug im Jnnern Streitigkeiten unter einander hatten, die bald mehr, bald weniger heftig waren, aber nie in Stuͤrme ausbrachen, die ihre politiſche Freund- ſchaft haͤtten zerreißen koͤnnen. Die andre Partey, die Saͤchſiſche, beſtand aus den maͤchtigſten und reichſten Staatsbeam- ten, aus andern wichtigen Magnaten, auch Biſchoͤfen, und aus vielen Mitgliedern des Ritterſtandes, die, theils aus Eiferſucht auf die Czartoryski, theils in der Erinnerung der fuͤr ſie fruchtbar geweſenen Zeiten der Koͤnige aus dem Saͤchſiſchen Hauſe, fuͤr die Prinzen des letztern ſich geſtimmt fanden. Aber ihr guter Wille ward durch unſre Truppen gelaͤhmt, die ſich in der Gegend von Warſchau zu Gun- ſten der Czartoryski zuſammen gezogen hatten.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/132>, abgerufen am 21.11.2024.