mung der ganzen Nation, oder auch nur ihrer Mehrheit, nicht hoffen kann, gehen schon vor der Berufung der Landtage an. Man schickt nämlich in diejenigen Bezirke, von de- nen man weiß, daß sie den vorhabenden Pla- nen am meisten zuwider sind, Kundschafter ab, um die öffentliche Meynung dort theils zu bil- den, theils zu leiten, um diejenigen unter dem Adel der Provinz auszulesen, deren Grundsätze jenen Absichten entsprechen, oder ihnen am we- nigsten zuwider sind; um diese Grundsätze vol- lends zu berichtigen, d. i. zum Vortheil der Partey zu modeln; um durch Unterhand- lungen, Versprechungen, Geschenke und andre angenehme oder nützliche Dinge, die Bedeutend- sten dieses Adels geradezu für die gegebene Partey zu erkaufen; um endlich diese letztren mit auf die Wahl zu bringen und ihnen die Mehrheit der Stimmen zu künftigen Reichs- boten wirklich zu verschaffen.
Unter diesen Vorbereitungen erwartet man die Berufung zu den Landtagen. Diejeni-
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mung der ganzen Nation, oder auch nur ihrer Mehrheit, nicht hoffen kann, gehen ſchon vor der Berufung der Landtage an. Man ſchickt naͤmlich in diejenigen Bezirke, von de- nen man weiß, daß ſie den vorhabenden Pla- nen am meiſten zuwider ſind, Kundſchafter ab, um die oͤffentliche Meynung dort theils zu bil- den, theils zu leiten, um diejenigen unter dem Adel der Provinz auszuleſen, deren Grundſaͤtze jenen Abſichten entſprechen, oder ihnen am we- nigſten zuwider ſind; um dieſe Grundſaͤtze vol- lends zu berichtigen, d. i. zum Vortheil der Partey zu modeln; um durch Unterhand- lungen, Verſprechungen, Geſchenke und andre angenehme oder nuͤtzliche Dinge, die Bedeutend- ſten dieſes Adels geradezu fuͤr die gegebene Partey zu erkaufen; um endlich dieſe letztren mit auf die Wahl zu bringen und ihnen die Mehrheit der Stimmen zu kuͤnftigen Reichs- boten wirklich zu verſchaffen.
Unter dieſen Vorbereitungen erwartet man die Berufung zu den Landtagen. Diejeni-
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mung der ganzen Nation, oder auch nur ihrer
Mehrheit, nicht hoffen kann, gehen ſchon vor
der Berufung der Landtage an. Man
ſchickt naͤmlich in diejenigen Bezirke, von de-
nen man weiß, daß ſie den vorhabenden Pla-
nen am meiſten zuwider ſind, Kundſchafter ab,
um die oͤffentliche Meynung dort theils zu bil-
den, theils zu leiten, um diejenigen unter dem
Adel der Provinz auszuleſen, deren Grundſaͤtze
jenen Abſichten entſprechen, oder ihnen am we-
nigſten zuwider ſind; um dieſe Grundſaͤtze vol-
lends zu berichtigen, d. i. zum Vortheil der
Partey zu modeln; um durch Unterhand-
lungen, Verſprechungen, Geſchenke und andre
angenehme oder nuͤtzliche Dinge, die Bedeutend-
ſten dieſes Adels geradezu fuͤr die gegebene
Partey zu erkaufen; um endlich dieſe letztren
mit auf die Wahl zu bringen und ihnen die
Mehrheit der Stimmen zu kuͤnftigen Reichs-
boten wirklich zu verſchaffen.
Unter dieſen Vorbereitungen erwartet man
die Berufung zu den Landtagen. Diejeni-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/141>, abgerufen am 16.02.2025.
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