Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

hinzufügen, die wenigstens um zwey Drittel
mehr enthalten, als das, was man eigentlich
verlangt. Da man aber in der Regel anneh-
men muß, daß diese Klagschriften, und noch
weniger die daran gefügten Urkunden, gelesen
werden: so bringt man sie in einen kurzen
Auszug, kleidet sie in einen freyen Vortrag,
in einen gefälligen Styl ein, und theilt sie,
in polnischer, französischer, auch deutscher Spra-
che, eben so, wie die förmliche Ausführung
selbst, noch einmal, wie oben gedacht, aus.
Zugleich verbreitet man sie im Publikum, da-
mit man, wo möglich, die öffentliche Meynung
für sich gewinne. Der Ton darin kann ernst-
haft und derb, satyrisch und scherzhaft seyn;
aber letztres thut die beste Wirkung, besonders
wenn man Lächerlichkeiten auf seine Gegner
dadurch zu verbreiten weiß. Dieß ist die erste
Handlung.

Die zweyte hebt damit an, daß man die
Hauptpersonen des Reichstags auf seine Seite
zu bringen suche. Um diesen Zweck zu errei-

hinzufuͤgen, die wenigſtens um zwey Drittel
mehr enthalten, als das, was man eigentlich
verlangt. Da man aber in der Regel anneh-
men muß, daß dieſe Klagſchriften, und noch
weniger die daran gefuͤgten Urkunden, geleſen
werden: ſo bringt man ſie in einen kurzen
Auszug, kleidet ſie in einen freyen Vortrag,
in einen gefaͤlligen Styl ein, und theilt ſie,
in polniſcher, franzoͤſiſcher, auch deutſcher Spra-
che, eben ſo, wie die foͤrmliche Ausfuͤhrung
ſelbſt, noch einmal, wie oben gedacht, aus.
Zugleich verbreitet man ſie im Publikum, da-
mit man, wo moͤglich, die oͤffentliche Meynung
fuͤr ſich gewinne. Der Ton darin kann ernſt-
haft und derb, ſatyriſch und ſcherzhaft ſeyn;
aber letztres thut die beſte Wirkung, beſonders
wenn man Laͤcherlichkeiten auf ſeine Gegner
dadurch zu verbreiten weiß. Dieß iſt die erſte
Handlung.

Die zweyte hebt damit an, daß man die
Hauptperſonen des Reichstags auf ſeine Seite
zu bringen ſuche. Um dieſen Zweck zu errei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0183" n="173"/>
hinzufu&#x0364;gen, die wenig&#x017F;tens um zwey Drittel<lb/>
mehr enthalten, als das, was man eigentlich<lb/>
verlangt. Da man aber in der Regel anneh-<lb/>
men muß, daß die&#x017F;e Klag&#x017F;chriften, und noch<lb/>
weniger die daran gefu&#x0364;gten Urkunden, gele&#x017F;en<lb/>
werden: &#x017F;o bringt man &#x017F;ie in einen kurzen<lb/>
Auszug, kleidet &#x017F;ie in einen freyen Vortrag,<lb/>
in einen gefa&#x0364;lligen Styl ein, und theilt &#x017F;ie,<lb/>
in polni&#x017F;cher, franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher, auch deut&#x017F;cher Spra-<lb/>
che, eben &#x017F;o, wie die fo&#x0364;rmliche Ausfu&#x0364;hrung<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, noch einmal, wie oben gedacht, aus.<lb/>
Zugleich verbreitet man &#x017F;ie im Publikum, da-<lb/>
mit man, wo mo&#x0364;glich, die o&#x0364;ffentliche Meynung<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ich gewinne. Der Ton darin kann ern&#x017F;t-<lb/>
haft und derb, &#x017F;atyri&#x017F;ch und &#x017F;cherzhaft &#x017F;eyn;<lb/>
aber letztres thut die be&#x017F;te Wirkung, be&#x017F;onders<lb/>
wenn man La&#x0364;cherlichkeiten auf &#x017F;eine Gegner<lb/>
dadurch zu verbreiten weiß. Dieß i&#x017F;t die er&#x017F;te<lb/>
Handlung.</p><lb/>
        <p>Die zweyte hebt damit an, daß man die<lb/>
Hauptper&#x017F;onen des Reichstags auf &#x017F;eine Seite<lb/>
zu bringen &#x017F;uche. Um die&#x017F;en Zweck zu errei-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0183] hinzufuͤgen, die wenigſtens um zwey Drittel mehr enthalten, als das, was man eigentlich verlangt. Da man aber in der Regel anneh- men muß, daß dieſe Klagſchriften, und noch weniger die daran gefuͤgten Urkunden, geleſen werden: ſo bringt man ſie in einen kurzen Auszug, kleidet ſie in einen freyen Vortrag, in einen gefaͤlligen Styl ein, und theilt ſie, in polniſcher, franzoͤſiſcher, auch deutſcher Spra- che, eben ſo, wie die foͤrmliche Ausfuͤhrung ſelbſt, noch einmal, wie oben gedacht, aus. Zugleich verbreitet man ſie im Publikum, da- mit man, wo moͤglich, die oͤffentliche Meynung fuͤr ſich gewinne. Der Ton darin kann ernſt- haft und derb, ſatyriſch und ſcherzhaft ſeyn; aber letztres thut die beſte Wirkung, beſonders wenn man Laͤcherlichkeiten auf ſeine Gegner dadurch zu verbreiten weiß. Dieß iſt die erſte Handlung. Die zweyte hebt damit an, daß man die Hauptperſonen des Reichstags auf ſeine Seite zu bringen ſuche. Um dieſen Zweck zu errei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/183
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/183>, abgerufen am 21.11.2024.