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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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stöße gegen den Wohlstand mit Sinngedichten
und Gassenliedern verfolgte.

Das galante Verkehr geht sonach in War-
schau, ohne Anstoß zu geben, ganz ungezwun-
gen seinen Gang. Einzelne hieher gehörige
Züge, die das Eigenthümliche desselben ange-
ben, hat der Leser schon im Vorigen gefunden.
Bey jungen und schönen Weibern ist Galan-
terie die Hauptbeschäftigung ihres Blüthestan-
des. Sie haben sie in ein Lehrgebäude ge-
bracht, das aus Ueppigkeit, verführerischer Ge-
selligkeit, und verliebter Gewissenlosigkeit, ver-
mischt mit etwas Herz und mit viel Eitelkeit,
Politik und Habsucht, zusammengesetzt ist. Die
hieher gehörige Geschäftssprache ist die franzö-
sische, und man sieht aus diesem Umstande,
von woher diese Wissenschaft nach Polen ge-
kommen ist. Die französischen Kunstausdrücke
sind alle beybehalten. Die Weiber haben
"amis," die Mädchen "amans;" die verheira-
theten Männer haben "amies," die unverhei-
ratheten "maitresses." -- "Je l'ai eu" sa-

Drittes Heft. N

ſtoͤße gegen den Wohlſtand mit Sinngedichten
und Gaſſenliedern verfolgte.

Das galante Verkehr geht ſonach in War-
ſchau, ohne Anſtoß zu geben, ganz ungezwun-
gen ſeinen Gang. Einzelne hieher gehoͤrige
Zuͤge, die das Eigenthuͤmliche deſſelben ange-
ben, hat der Leſer ſchon im Vorigen gefunden.
Bey jungen und ſchoͤnen Weibern iſt Galan-
terie die Hauptbeſchaͤftigung ihres Bluͤtheſtan-
des. Sie haben ſie in ein Lehrgebaͤude ge-
bracht, das aus Ueppigkeit, verfuͤhreriſcher Ge-
ſelligkeit, und verliebter Gewiſſenloſigkeit, ver-
miſcht mit etwas Herz und mit viel Eitelkeit,
Politik und Habſucht, zuſammengeſetzt iſt. Die
hieher gehoͤrige Geſchaͤftsſprache iſt die franzoͤ-
ſiſche, und man ſieht aus dieſem Umſtande,
von woher dieſe Wiſſenſchaft nach Polen ge-
kommen iſt. Die franzoͤſiſchen Kunſtausdruͤcke
ſind alle beybehalten. Die Weiber haben
„amiſ,“ die Maͤdchen „amanſ;“ die verheira-
theten Maͤnner haben „amieſ,“ die unverhei-
ratheten „maitreſſeſ.“„Je l'ai eu“ ſa-

Drittes Heft. N
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[193/0203] ſtoͤße gegen den Wohlſtand mit Sinngedichten und Gaſſenliedern verfolgte. Das galante Verkehr geht ſonach in War- ſchau, ohne Anſtoß zu geben, ganz ungezwun- gen ſeinen Gang. Einzelne hieher gehoͤrige Zuͤge, die das Eigenthuͤmliche deſſelben ange- ben, hat der Leſer ſchon im Vorigen gefunden. Bey jungen und ſchoͤnen Weibern iſt Galan- terie die Hauptbeſchaͤftigung ihres Bluͤtheſtan- des. Sie haben ſie in ein Lehrgebaͤude ge- bracht, das aus Ueppigkeit, verfuͤhreriſcher Ge- ſelligkeit, und verliebter Gewiſſenloſigkeit, ver- miſcht mit etwas Herz und mit viel Eitelkeit, Politik und Habſucht, zuſammengeſetzt iſt. Die hieher gehoͤrige Geſchaͤftsſprache iſt die franzoͤ- ſiſche, und man ſieht aus dieſem Umſtande, von woher dieſe Wiſſenſchaft nach Polen ge- kommen iſt. Die franzoͤſiſchen Kunſtausdruͤcke ſind alle beybehalten. Die Weiber haben „amiſ,“ die Maͤdchen „amanſ;“ die verheira- theten Maͤnner haben „amieſ,“ die unverhei- ratheten „maitreſſeſ.“ — „Je l'ai eu“ ſa- Drittes Heft. N

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/203>, abgerufen am 24.11.2024.