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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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Weiber von den Männern so ehrfurchtsvoll be-
grüßt zu sehen.

Das Wort "Pan," welches man in Polen
theils vor den Namen, theils vor die Benen-
nung der Würde setzt, die man bekleidet, drückt
genau das französische "Seigneur" aus. Man
sagt "Pan Krul" (Gnädiger Herr König,)
wenn man vom König spricht, auch wohl,
wenn man an ihn schreibt; man sagt Pan
Biskup, Pan Woicwoda
, Gnädiger Herr
Bischof, gnädiger Herr Woiwode etc. Wenn
man aber von oder zu einem Kastellan spricht,
so sagt man nicht Pan Kastellan, sondern man
setzt das Pan vor den Namen des Bezirks,
von welchem er Kastellan ist, z. B. Pan Trocki,
Pan Krakowski, gnädiger Herr von Trozk,
gnädiger Herr von Krakan; und dieß ist eine
alte, gesetzliche Auszeichnung der Kastellane.
Besitzt jemand eine Würde, so setzt man das
Pan nicht vor seinen Namen, sondern vor
jene, wie Pan Krayczi, Pan Stolnik (gnä-
diger Herr Vorschneider, gnädiger Herr Truch-

Weiber von den Maͤnnern ſo ehrfurchtsvoll be-
gruͤßt zu ſehen.

Das Wort „Pan,“ welches man in Polen
theils vor den Namen, theils vor die Benen-
nung der Wuͤrde ſetzt, die man bekleidet, druͤckt
genau das franzoͤſiſche „Seigneur“ aus. Man
ſagt „Pan Krul“ (Gnaͤdiger Herr Koͤnig,)
wenn man vom Koͤnig ſpricht, auch wohl,
wenn man an ihn ſchreibt; man ſagt Pan
Biſkup, Pan Woicwoda
, Gnaͤdiger Herr
Biſchof, gnaͤdiger Herr Woiwode ꝛc. Wenn
man aber von oder zu einem Kaſtellan ſpricht,
ſo ſagt man nicht Pan Kaſtellan, ſondern man
ſetzt das Pan vor den Namen des Bezirks,
von welchem er Kaſtellan iſt, z. B. Pan Trocki,
Pan Krakowski, gnaͤdiger Herr von Trozk,
gnaͤdiger Herr von Krakan; und dieß iſt eine
alte, geſetzliche Auszeichnung der Kaſtellane.
Beſitzt jemand eine Wuͤrde, ſo ſetzt man das
Pan nicht vor ſeinen Namen, ſondern vor
jene, wie Pan Krayczi, Pan Stolnik (gnaͤ-
diger Herr Vorſchneider, gnaͤdiger Herr Truch-

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[219/0229] Weiber von den Maͤnnern ſo ehrfurchtsvoll be- gruͤßt zu ſehen. Das Wort „Pan,“ welches man in Polen theils vor den Namen, theils vor die Benen- nung der Wuͤrde ſetzt, die man bekleidet, druͤckt genau das franzoͤſiſche „Seigneur“ aus. Man ſagt „Pan Krul“ (Gnaͤdiger Herr Koͤnig,) wenn man vom Koͤnig ſpricht, auch wohl, wenn man an ihn ſchreibt; man ſagt Pan Biſkup, Pan Woicwoda, Gnaͤdiger Herr Biſchof, gnaͤdiger Herr Woiwode ꝛc. Wenn man aber von oder zu einem Kaſtellan ſpricht, ſo ſagt man nicht Pan Kaſtellan, ſondern man ſetzt das Pan vor den Namen des Bezirks, von welchem er Kaſtellan iſt, z. B. Pan Trocki, Pan Krakowski, gnaͤdiger Herr von Trozk, gnaͤdiger Herr von Krakan; und dieß iſt eine alte, geſetzliche Auszeichnung der Kaſtellane. Beſitzt jemand eine Wuͤrde, ſo ſetzt man das Pan nicht vor ſeinen Namen, ſondern vor jene, wie Pan Krayczi, Pan Stolnik (gnaͤ- diger Herr Vorſchneider, gnaͤdiger Herr Truch-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/229>, abgerufen am 27.11.2024.