Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

den, so wären sie für ihre Handthierung zwar
zur Strafe gezogen, aber der Wüstlinge wäre
nicht weiter gedacht worden.

Ein ähnlicher Zug des strafbarsten Muth-
willens zeigte sich den folgenden Frühling. Eine
kleine Gesellschaft von jungen Edelleuten, un-
ter denen man zwey Stanislausritter gesehen
hatte, waren nach Mokatow, dem Lustsitze
der Kronmarschallin Lubomirska, gekommen.
Die Besitzerin hat Gefallen an schönem Feder-
vieh und man unterhielt hier, auch während
ihrer Abwesenheit, eine ausgesuchte Samm-
lung davon. Den jungen Leuten dünkte es ein
großer Scherz, wenn sie diese Thiere sämmt-
lich köpften. Sie zogen auch sogleich ihre Sä-
bel und vollstreckten ihren Einfall. Pfauen,
Hünern, Enten, Gänsen von den kostbarsten
Arten, schlugen sie die Köpfe herunter. Den
Aufseher des Schlößchens, der dazu kam und
sich ihnen widersetzte, mißhandelten sie gröb-
lich. Sodann suchten sie die Störche, Kra-
niche und Schwäne, die in dem Garten zer-

den, ſo waͤren ſie fuͤr ihre Handthierung zwar
zur Strafe gezogen, aber der Wuͤſtlinge waͤre
nicht weiter gedacht worden.

Ein aͤhnlicher Zug des ſtrafbarſten Muth-
willens zeigte ſich den folgenden Fruͤhling. Eine
kleine Geſellſchaft von jungen Edelleuten, un-
ter denen man zwey Stanislausritter geſehen
hatte, waren nach Mokatow, dem Luſtſitze
der Kronmarſchallin Lubomirska, gekommen.
Die Beſitzerin hat Gefallen an ſchoͤnem Feder-
vieh und man unterhielt hier, auch waͤhrend
ihrer Abweſenheit, eine ausgeſuchte Samm-
lung davon. Den jungen Leuten duͤnkte es ein
großer Scherz, wenn ſie dieſe Thiere ſaͤmmt-
lich koͤpften. Sie zogen auch ſogleich ihre Saͤ-
bel und vollſtreckten ihren Einfall. Pfauen,
Huͤnern, Enten, Gaͤnſen von den koſtbarſten
Arten, ſchlugen ſie die Koͤpfe herunter. Den
Aufſeher des Schloͤßchens, der dazu kam und
ſich ihnen widerſetzte, mißhandelten ſie groͤb-
lich. Sodann ſuchten ſie die Stoͤrche, Kra-
niche und Schwaͤne, die in dem Garten zer-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0057" n="47"/>
den, &#x017F;o wa&#x0364;ren <hi rendition="#g">&#x017F;ie</hi> fu&#x0364;r ihre Handthierung zwar<lb/>
zur Strafe gezogen, aber der Wu&#x0364;&#x017F;tlinge wa&#x0364;re<lb/>
nicht weiter gedacht worden.</p><lb/>
        <p>Ein a&#x0364;hnlicher Zug des &#x017F;trafbar&#x017F;ten Muth-<lb/>
willens zeigte &#x017F;ich den folgenden Fru&#x0364;hling. Eine<lb/>
kleine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft von jungen Edelleuten, un-<lb/>
ter denen man zwey Stanislausritter ge&#x017F;ehen<lb/>
hatte, waren nach Mokatow, dem Lu&#x017F;t&#x017F;itze<lb/>
der Kronmar&#x017F;challin Lubomirska, gekommen.<lb/>
Die Be&#x017F;itzerin hat Gefallen an &#x017F;cho&#x0364;nem Feder-<lb/>
vieh und man unterhielt hier, auch wa&#x0364;hrend<lb/>
ihrer Abwe&#x017F;enheit, eine ausge&#x017F;uchte Samm-<lb/>
lung davon. Den jungen Leuten du&#x0364;nkte es ein<lb/>
großer Scherz, wenn &#x017F;ie die&#x017F;e Thiere &#x017F;a&#x0364;mmt-<lb/>
lich ko&#x0364;pften. Sie zogen auch &#x017F;ogleich ihre Sa&#x0364;-<lb/>
bel und voll&#x017F;treckten ihren Einfall. Pfauen,<lb/>
Hu&#x0364;nern, Enten, Ga&#x0364;n&#x017F;en von den ko&#x017F;tbar&#x017F;ten<lb/>
Arten, &#x017F;chlugen &#x017F;ie die Ko&#x0364;pfe herunter. Den<lb/>
Auf&#x017F;eher des Schlo&#x0364;ßchens, der dazu kam und<lb/>
&#x017F;ich ihnen wider&#x017F;etzte, mißhandelten &#x017F;ie gro&#x0364;b-<lb/>
lich. Sodann &#x017F;uchten &#x017F;ie die Sto&#x0364;rche, Kra-<lb/>
niche und Schwa&#x0364;ne, die in dem Garten zer-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0057] den, ſo waͤren ſie fuͤr ihre Handthierung zwar zur Strafe gezogen, aber der Wuͤſtlinge waͤre nicht weiter gedacht worden. Ein aͤhnlicher Zug des ſtrafbarſten Muth- willens zeigte ſich den folgenden Fruͤhling. Eine kleine Geſellſchaft von jungen Edelleuten, un- ter denen man zwey Stanislausritter geſehen hatte, waren nach Mokatow, dem Luſtſitze der Kronmarſchallin Lubomirska, gekommen. Die Beſitzerin hat Gefallen an ſchoͤnem Feder- vieh und man unterhielt hier, auch waͤhrend ihrer Abweſenheit, eine ausgeſuchte Samm- lung davon. Den jungen Leuten duͤnkte es ein großer Scherz, wenn ſie dieſe Thiere ſaͤmmt- lich koͤpften. Sie zogen auch ſogleich ihre Saͤ- bel und vollſtreckten ihren Einfall. Pfauen, Huͤnern, Enten, Gaͤnſen von den koſtbarſten Arten, ſchlugen ſie die Koͤpfe herunter. Den Aufſeher des Schloͤßchens, der dazu kam und ſich ihnen widerſetzte, mißhandelten ſie groͤb- lich. Sodann ſuchten ſie die Stoͤrche, Kra- niche und Schwaͤne, die in dem Garten zer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/57
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/57>, abgerufen am 21.11.2024.