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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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solche Bewohnerinnen zu hegen. Man geht
zu ihnen, wie man anderwärts in ein Kaffee-
haus geht. Man zeigt sich bey ihnen am Fen-
ster, man liegt mit ihnen im Fenster, und
läßt jedem Vorübergehenden ohne Scheu sein
Gesicht sehen. Niemand fällt darauf, den
Schein zu bewahren, und von der allgemeinen
Sorglosigkeit hierin, giebt der Zug einen Be-
weis, daß an dem Tage der Konstitutions-
feyer, als der König in Gala, der Primas in
seinem ganzen geistlichen Gepränge, alle Bi-
schöfe, alle Senatoren und Reichsboten über
die Krakauer Vorstadt fuhren, die sämmtlichen
Fenster dieser Mädchen mit Officieren und an-
dern Kunden, die theils ihre Generale, theils
ihre Väter und Verwandte in dem großen
Zuge hatten, mit den Mädchen selbst unter-
mengt, die über sie hinweg, oder über die sie
hinwegkletterten und sahen, starrend besetzt
waren.

Eben dahin gehört der Umstand, daß die
Hausherren, die Zimmer in ihren Häusern ver-

ſolche Bewohnerinnen zu hegen. Man geht
zu ihnen, wie man anderwaͤrts in ein Kaffee-
haus geht. Man zeigt ſich bey ihnen am Fen-
ſter, man liegt mit ihnen im Fenſter, und
laͤßt jedem Voruͤbergehenden ohne Scheu ſein
Geſicht ſehen. Niemand faͤllt darauf, den
Schein zu bewahren, und von der allgemeinen
Sorgloſigkeit hierin, giebt der Zug einen Be-
weis, daß an dem Tage der Konſtitutions-
feyer, als der Koͤnig in Gala, der Primas in
ſeinem ganzen geiſtlichen Gepraͤnge, alle Bi-
ſchoͤfe, alle Senatoren und Reichsboten uͤber
die Krakauer Vorſtadt fuhren, die ſaͤmmtlichen
Fenſter dieſer Maͤdchen mit Officieren und an-
dern Kunden, die theils ihre Generale, theils
ihre Vaͤter und Verwandte in dem großen
Zuge hatten, mit den Maͤdchen ſelbſt unter-
mengt, die uͤber ſie hinweg, oder uͤber die ſie
hinwegkletterten und ſahen, ſtarrend beſetzt
waren.

Eben dahin gehoͤrt der Umſtand, daß die
Hausherren, die Zimmer in ihren Haͤuſern ver-

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[63/0073] ſolche Bewohnerinnen zu hegen. Man geht zu ihnen, wie man anderwaͤrts in ein Kaffee- haus geht. Man zeigt ſich bey ihnen am Fen- ſter, man liegt mit ihnen im Fenſter, und laͤßt jedem Voruͤbergehenden ohne Scheu ſein Geſicht ſehen. Niemand faͤllt darauf, den Schein zu bewahren, und von der allgemeinen Sorgloſigkeit hierin, giebt der Zug einen Be- weis, daß an dem Tage der Konſtitutions- feyer, als der Koͤnig in Gala, der Primas in ſeinem ganzen geiſtlichen Gepraͤnge, alle Bi- ſchoͤfe, alle Senatoren und Reichsboten uͤber die Krakauer Vorſtadt fuhren, die ſaͤmmtlichen Fenſter dieſer Maͤdchen mit Officieren und an- dern Kunden, die theils ihre Generale, theils ihre Vaͤter und Verwandte in dem großen Zuge hatten, mit den Maͤdchen ſelbſt unter- mengt, die uͤber ſie hinweg, oder uͤber die ſie hinwegkletterten und ſahen, ſtarrend beſetzt waren. Eben dahin gehoͤrt der Umſtand, daß die Hausherren, die Zimmer in ihren Haͤuſern ver-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/73>, abgerufen am 21.11.2024.