Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Reichstage vorhandenen Katholiken zu diesem
Reichstage vorhandenen Katholiken zu diesem
Beschluß willig finden ließen, kann man sich,
nicht aus den gewöhnlichen Grundsätzen ihres
Bekenntnisses, sondern nur aus dem obener-
wähnten Umstand erklären, daß sie die schwäch-
sten waren. Uebrigens versteht sich von selbst,
daß die Unkatholischen nicht von den Vorrech-
ten, welche die Katholischen genossen, ausge-
schlossen wurden und werden konnten.

Heinrich, der nun König ward, bestä-
tigte und beschwor in den "pactis conventis"
die eben dieser Reichstag für ihn entwarf, des-
sen Beschluß in Absicht der Erhaltung des
Friedens unter den Verschiedendenkenden in der
Religion. Auch in den Artikeln, die nach der
Wahl dieses Königs, für ihn und seine Nach-
folger entworfen wurden, erwähnte man der
Erhaltung dieses Friedens; aber die Katho-
liken, die sich wieder verstärkt hatten, stellten
jetzt die Sache so vor, als ob nur eine ge-
wisse Anzahl Staatsbürger für denselben eine
Konföderation eingegangen wäre, und zogen

Reichstage vorhandenen Katholiken zu dieſem
Reichstage vorhandenen Katholiken zu dieſem
Beſchluß willig finden ließen, kann man ſich,
nicht aus den gewoͤhnlichen Grundſaͤtzen ihres
Bekenntniſſes, ſondern nur aus dem obener-
waͤhnten Umſtand erklaͤren, daß ſie die ſchwaͤch-
ſten waren. Uebrigens verſteht ſich von ſelbſt,
daß die Unkatholiſchen nicht von den Vorrech-
ten, welche die Katholiſchen genoſſen, ausge-
ſchloſſen wurden und werden konnten.

Heinrich, der nun Koͤnig ward, beſtaͤ-
tigte und beſchwor in den „pactis conventis“
die eben dieſer Reichstag fuͤr ihn entwarf, deſ-
ſen Beſchluß in Abſicht der Erhaltung des
Friedens unter den Verſchiedendenkenden in der
Religion. Auch in den Artikeln, die nach der
Wahl dieſes Koͤnigs, fuͤr ihn und ſeine Nach-
folger entworfen wurden, erwaͤhnte man der
Erhaltung dieſes Friedens; aber die Katho-
liken, die ſich wieder verſtaͤrkt hatten, ſtellten
jetzt die Sache ſo vor, als ob nur eine ge-
wiſſe Anzahl Staatsbuͤrger fuͤr denſelben eine
Konfoͤderation eingegangen waͤre, und zogen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0100" n="90"/>
Reichstage vorhandenen Katholiken zu die&#x017F;em<lb/>
Reichstage vorhandenen Katholiken zu die&#x017F;em<lb/>
Be&#x017F;chluß willig finden ließen, kann man &#x017F;ich,<lb/>
nicht aus den gewo&#x0364;hnlichen Grund&#x017F;a&#x0364;tzen ihres<lb/>
Bekenntni&#x017F;&#x017F;es, &#x017F;ondern nur aus dem obener-<lb/>
wa&#x0364;hnten Um&#x017F;tand erkla&#x0364;ren, daß &#x017F;ie die &#x017F;chwa&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten waren. Uebrigens ver&#x017F;teht &#x017F;ich von &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
daß die Unkatholi&#x017F;chen nicht von den Vorrech-<lb/>
ten, welche die Katholi&#x017F;chen geno&#x017F;&#x017F;en, ausge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wurden und werden konnten.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Heinrich</hi>, der nun Ko&#x0364;nig ward, be&#x017F;ta&#x0364;-<lb/>
tigte und be&#x017F;chwor in den <hi rendition="#aq">&#x201E;pactis conventis&#x201C;</hi><lb/>
die eben die&#x017F;er Reichstag fu&#x0364;r ihn entwarf, de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Be&#x017F;chluß in Ab&#x017F;icht der Erhaltung des<lb/>
Friedens unter den Ver&#x017F;chiedendenkenden in der<lb/>
Religion. Auch in den Artikeln, die nach der<lb/>
Wahl die&#x017F;es Ko&#x0364;nigs, fu&#x0364;r ihn und &#x017F;eine Nach-<lb/>
folger entworfen wurden, erwa&#x0364;hnte man der<lb/>
Erhaltung die&#x017F;es Friedens; aber die Katho-<lb/>
liken, die &#x017F;ich wieder ver&#x017F;ta&#x0364;rkt hatten, &#x017F;tellten<lb/>
jetzt die Sache &#x017F;o vor, als ob nur eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Anzahl Staatsbu&#x0364;rger fu&#x0364;r den&#x017F;elben eine<lb/>
Konfo&#x0364;deration eingegangen wa&#x0364;re, und zogen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0100] Reichstage vorhandenen Katholiken zu dieſem Reichstage vorhandenen Katholiken zu dieſem Beſchluß willig finden ließen, kann man ſich, nicht aus den gewoͤhnlichen Grundſaͤtzen ihres Bekenntniſſes, ſondern nur aus dem obener- waͤhnten Umſtand erklaͤren, daß ſie die ſchwaͤch- ſten waren. Uebrigens verſteht ſich von ſelbſt, daß die Unkatholiſchen nicht von den Vorrech- ten, welche die Katholiſchen genoſſen, ausge- ſchloſſen wurden und werden konnten. Heinrich, der nun Koͤnig ward, beſtaͤ- tigte und beſchwor in den „pactis conventis“ die eben dieſer Reichstag fuͤr ihn entwarf, deſ- ſen Beſchluß in Abſicht der Erhaltung des Friedens unter den Verſchiedendenkenden in der Religion. Auch in den Artikeln, die nach der Wahl dieſes Koͤnigs, fuͤr ihn und ſeine Nach- folger entworfen wurden, erwaͤhnte man der Erhaltung dieſes Friedens; aber die Katho- liken, die ſich wieder verſtaͤrkt hatten, ſtellten jetzt die Sache ſo vor, als ob nur eine ge- wiſſe Anzahl Staatsbuͤrger fuͤr denſelben eine Konfoͤderation eingegangen waͤre, und zogen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/100
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/100>, abgerufen am 22.12.2024.