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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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durch ein feines, einschmeichelndes Benehmen,
im Ganzen bis zum Beyfall zu erhöhen. Die-
ses Bestreben, sich bey allen Parteyen in Lie-
be und Vertrauen zu erhalten, dessen Quelle
ich oben angegeben habe, ward nach der Zeit
sein Lieblingsgrundsatz, und man muß beken-
nen, daß er ihn, als Privatmann, bey hun-
dert Gelegenheiten, mit Frucht angewandt,
daß er aber auch bey tausend andern, sobald
er König war, seine Gefahren, seine Feinde,
die Zerrüttung seines Landes, und das allge-
meine Mißtrauen auf ihn, dadurch vermehrt
habe.

Ueberhaupt meyne ich, daß der Grundsatz,
jedermann zu gefallen, zwar wohl von Privat-
leuten, in Fällen der Persönlichkeit und des
Mein und Dein, geübt werden möge, aber
nicht von Fürsten, die, als solche, nichts nach-
sehen, nichts mildern, nichts aufopfern dür-
fen. Jhre Richtschnur ist das Wohl des Gan-
zen, ihr Weg geht unbedingt auf dessen Errei-
chung. Wer sich dieser widersetzt, ist des Für-

durch ein feines, einſchmeichelndes Benehmen,
im Ganzen bis zum Beyfall zu erhoͤhen. Die-
ſes Beſtreben, ſich bey allen Parteyen in Lie-
be und Vertrauen zu erhalten, deſſen Quelle
ich oben angegeben habe, ward nach der Zeit
ſein Lieblingsgrundſatz, und man muß beken-
nen, daß er ihn, als Privatmann, bey hun-
dert Gelegenheiten, mit Frucht angewandt,
daß er aber auch bey tauſend andern, ſobald
er Koͤnig war, ſeine Gefahren, ſeine Feinde,
die Zerruͤttung ſeines Landes, und das allge-
meine Mißtrauen auf ihn, dadurch vermehrt
habe.

Ueberhaupt meyne ich, daß der Grundſatz,
jedermann zu gefallen, zwar wohl von Privat-
leuten, in Faͤllen der Perſoͤnlichkeit und des
Mein und Dein, geuͤbt werden moͤge, aber
nicht von Fuͤrſten, die, als ſolche, nichts nach-
ſehen, nichts mildern, nichts aufopfern duͤr-
fen. Jhre Richtſchnur iſt das Wohl des Gan-
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[127/0137] durch ein feines, einſchmeichelndes Benehmen, im Ganzen bis zum Beyfall zu erhoͤhen. Die- ſes Beſtreben, ſich bey allen Parteyen in Lie- be und Vertrauen zu erhalten, deſſen Quelle ich oben angegeben habe, ward nach der Zeit ſein Lieblingsgrundſatz, und man muß beken- nen, daß er ihn, als Privatmann, bey hun- dert Gelegenheiten, mit Frucht angewandt, daß er aber auch bey tauſend andern, ſobald er Koͤnig war, ſeine Gefahren, ſeine Feinde, die Zerruͤttung ſeines Landes, und das allge- meine Mißtrauen auf ihn, dadurch vermehrt habe. Ueberhaupt meyne ich, daß der Grundſatz, jedermann zu gefallen, zwar wohl von Privat- leuten, in Faͤllen der Perſoͤnlichkeit und des Mein und Dein, geuͤbt werden moͤge, aber nicht von Fuͤrſten, die, als ſolche, nichts nach- ſehen, nichts mildern, nichts aufopfern duͤr- fen. Jhre Richtſchnur iſt das Wohl des Gan- zen, ihr Weg geht unbedingt auf deſſen Errei- chung. Wer ſich dieſer widerſetzt, iſt des Fuͤr-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/137>, abgerufen am 22.12.2024.